Kein Bruderzwist im Hause Kasser

von Wolfgang Lehner
Anton Kasser (ÖVP) gilt in Sach- und Fachfragen durchaus als Hardliner. Diese Eigenschaft wird er als Finanzlandesrat und Verantwortlicher für die Landesgesundheitsagentur bei Verhandlungen auch dringend brauchen. Immerhin verschlingt der Gesundheitsbereich bereits die Hälfte des angespannten Landesbudgets. Nach wenigen Wochen im Amt sieht er die Konsolidierung der Finanzen und die Umsetzung des Gesundheitsplans 2040+ im KURIER-Gespräch einmal mehr als "Megaaufgabe". Das politische Ziel sei "die Erfüllung des Budgets". Das persönliche Ziel: "Dass ich am Ende des Weges meinen Kindern und möglichen Enkelkindern in die Augen schauen kann."
Politisches Stehvermögen hat Kasser, der in der ÖVP im Bauernbund verankert ist, schon zu Beginn seiner politischen Karriere bewiesen. Acht Jahre lang kämpfte er gegen den Bau einer Sondermüllverbrennungsanlage in Amstetten. Letztendlich erfolgreich. Im persönlichen Gespräch wirkt der Langzeitbürgermeister von Allhartsberg und erfahrene Landtagsabgeordnete ruhig, gelassen und in seinen Aussagen durchaus erfrischend.
Der Ruf vom Landtag in die Regierung sei für ihn "sehr überraschend" gekommen. Seine Ehefrau habe wie immer viel Verständnis bewiesen und spontan grünes Licht gegeben: "Du bist schon jetzt wenig zu Hause, es wird sich also nichts ändern."
Der Einsatz in der Gemeinde hat sich für den ÖVP-Politiker jedoch gelohnt. Bei sechs Wahlen erreichte seine Partei sechs Mal die absolute Mehrheit mit zumindest 75 Prozent.
Für eine Überraschung sorgte zuletzt das Comeback von Bernhard Ebner im Gemeinderat. Der frühere Landesgeschäftsführer der ÖVP war ja zuletzt aus dem Landtag ausgeschieden und als Prokurist in die Betriebsansiedelungsgesellschaft „eco plus“ gewechselt. Im Gemeinderat soll der frühere Gemeindeparteiobmann mit seiner Erfahrung die junge Bürgermeisterin und Kasser-Nachfolgerin Lisa Schallauer unterstützen. Ein gewolltes Manöver von Kasser, der auch freundschaftlich mit Ebner verbunden ist.
Nach dem Abgang von Finanzlandesrat Ludwig Schleritzko (46) in die Privatwirtschaft hatten nur wenige auf Anton Kasser als Nachfolger getippt. Nicht nur, weil ein Mostviertler Mandatar einem Waldviertler nachfolgte, sondern vor allem wegen seines bereits fortgeschrittenen Alters. Auch diese Thematik pariert der Bauernbündler mit innerer Gelassenheit und einem Augenzwinkern: "Mit 32 Jahren war ich angeblich als Bürgermeister zu jung. Jetzt bin ich als Landesrat mit 62 Jahren angeblich zu alt. Was also?"
Mit 32 Jahren war ich angeblich als Bürgermeister zu jung. Jetzt bin ich als Landesrat mit 62 Jahren angeblich zu alt. Was also?
Finanzlandesrat
Dass die Grünen im Landtag bei seiner Angelobung vom "letzten Aufgebot" der ÖVP sprachen, wischt er mit innerer Ruhe vom Tisch: "Das nehme ich nicht ernst." Immerhin sei er im Landtag mit einem der höchsten Abstimmungsergebnisse der letzten Jahre gewählt worden.
Der Bruder des neuen Finanzlandesrates, Herbert Kasser, war zwar selbst nie in der Politik tätig, als langjähriger Generalsekretär im Verkehrsministerium musste er aber zuletzt im Auftrag von Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) Straßenbauprojekte absagen und sie als Vorstand der Asfinag nach Entscheidung von Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) nun doch umsetzen. Das hatte und hat selbstredend auch Auswirkungen auf die niederösterreichische Verkehrspolitik. Diskussionen bei Familientreffen zwischen den beiden Brüdern waren deshalb unumgänglich. "Wenn es das eine oder andere Mal zu intensiv wurde, kam ein klares Stopp von unseren Ehefrauen", lächelt Anton Kasser auch den von außen vermuteten Bruderzwist vom Tisch. Den habe es "absolut nie gegeben".
Filmemacher erfolgreich
Nun scheint auch "Soko Linz" bei den Zuschauern endgültig angekommen zu sein. Zu Beginn der 4. Staffel verzeichnete die mit Angelika Niedetzky und Michael Steinocher erweiterte Krimiserie an die 600.000 Zuschauer, was nicht nur ORF-Generaldirektor Roland Weißmann als gebürtigen Oberösterreicher besonders freut, sondern auch den Mödlinger Filmemacher Florian Gebhardt.

Der Mödlinger Filmproduzent Florian Gebhardt mit Katharina Stemberger, Angelika Niedetzky und Miriam Hie.
Der 48-jährige, in Wien geborene Produzent mit blau-gelber Prägung ("Ich bin von ganzem Herzen Niederösterreicher") wird für den ORF mehr und mehr zum Erfolgsgarant. Die Liste seiner im Mödlinger Büro produzierten Quotenhits kann sich sehen lassen: „Wir sind Kaiser“, "Stille Nacht", "Was gibt es Neues?", "Science Busters", "Pratersterne", "Wir Staatskünstler", vier Jahre "Soko Kitzbühel" und zuletzt "Soko Linz".
Nachdem das ZDF und somit auch die zwei deutschen Kommissare aus "Soko Linz" ausgeschieden sind, wurde die Serie mit mehr Lokalkolorit, österreichischem Schmäh und Dialekt angereichert. Was der Krimiserie sichtlich guttut. Schmäh, den Florian Gebhardt selbst auch hat? Er habe große Lust an "Unterhaltung mit Haltung" und schätze qualitativen Humor. Er selbst sei aber "kein Witzeerzähler". Vielmehr habe er ein gutes Gespür dafür, "was Menschen lustig finden und was nicht".
Wolfgang Lehner
Seine journalistische Karriere begann der Lengenfelder (Bezirk Krems) beim ORF Niederösterreich. Dann wechselte er zur NÖN, wo er als Chefredakteur für die Politik zuständig war. Zuletzt war er Landesdirektor einer großen Versicherung.
Nun kehrt er als Kolumnist für den KURIER in den Journalismus zurück. Er wird ab sofort jeden Mittwoch Einblicke in die Landespolitik und in gesellschaftliche Entwicklungen geben.
Der mit Comedy-Projekten ins Produzentendasein gestartete Autodidakt liebt es jedenfalls, mit humorvollen Menschen zusammenzuarbeiten. Gebhardt gilt in der Branche als "bescheiden" und spricht im KURIER-Gespräch stets von "Teamerfolg". Den will sich die "Gebhardt Service Productions" auch Mitte November abholen, wenn der Film "Aufputzt is" in die Kinos kommt. Eine österreichische Weihnachtskomödie mit Gery Seidl in der Hauptrolle. In einer Nebenrolle glänzte der Kabarettist übrigens vergangene Woche in "Soko Linz" als Gärtner mit Hang zu attraktiven Frauen.
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