Wieder mehr Ärzte in den niederösterreichischen Spitälern

Eine Aufnahme von Chirurgen, die über eine Frau gebeugt im OP-Saal stehen.
Recruiting der LGA trägt Früchte, die Landesverwaltung soll effizienter werden und NÖ-Traktoren rollen nach Wien.

von Wolfgang Lehner

Der Kraftakt beim Personalrecruiting im Spitalswesen und in den Pflegeheimen scheint erste Früchte zu tragen. Die angespannte Personalsituation könnte damit eine erste Trendumkehr erfahren. So wurden im Vorjahr 550 Ärzte und Ärztinnen sowie 1.300 Pflegekräfte im niederösterreichischen Gesundheitswesen eingestellt. Damit erreicht die Landesgesundheitsagentur mit 4.200 Medizinern (Voll- und Teilzeitbeschäftigung) und 15.100 Pflegern und Pflegerinnen (ebenfalls Voll- und Teilzeitbeschäftigung) einen "historischen Höchststand".

Im Vergleich zum Jahr 2020 – also vor Gründung der Landesgesundheitsagentur – bedeutet das einen Zuwachs im Arztbereich von sechs Prozent und bei den Pflegekräften von drei Prozent. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) betont als oberste Personalverantwortliche "die außergewöhnlich niedrige Fluktuationsquote". Damit habe sich die Landesgesundheitsagentur im gesamten deutschsprachigen Raum "als klarer Vorreiter in der Mitarbeiterbindung positioniert". Durch gezieltes Recruiting und professionelles Personalmarketing sei es gelungen, zusätzliche Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu binden. Diese positive Entwicklung werde sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen.

Klar ist aber auch, dass aufgrund der Teilzeitquote sowie einer immer weiter zunehmenden Spezialisierung der Ärzte grundsätzlich mehr Personal erforderlich ist. Außerdem sieht sich die Landesgesundheitsagentur mit der Herausforderung konfrontiert, dass in den nächsten fünf Jahren rund 5.800 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ihre Pension antreten. Um eine stabile und zukunftssichere Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, sind daher weitere massive Kraftanstrengungen erforderlich.

Umfrage unter Beamten

Vergangenes Jahr wurden alle Abteilungsleiter des Landes NÖ mit einer Umfrage konfrontiert, in der sie zu ihrem Zeitaufwand, zur Effizienz und zu möglichen Verbesserungen befragt wurden.  Alles anonym, versteht sich. In der Privatwirtschaft werden mit derartigen Umfragen meist Zentralisierungsschritte und in der Folge Personaleinsparungen eingeläutet.

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Landesamtsdirektor Werner Trock: effiziente Verwaltung. 

Das möchte Landesamtsdirektor Werner Trock im KURIER-Gespräch aber so nicht bestätigen. Der höchste Beamte des Landes spricht vielmehr von „Optimierung“ und der „Beschleunigung von Verfahren“. Weil vieles „wirtschaftsfreundlicher“ werden sollte, wurde die Umfrage breit gestreut und auch Experten aus der Wirtschaft hinzugezogen. Insgesamt liegen nun 1.500 Vorschläge vor. 

Einige davon sind aufgrund rechtlicher Vorschriften nicht umsetzbar. Andere wiederum sehen Einsparungspotenzial – wie könnte es anders sein – „in der anderen Abteilung“ vor. „Bei mir ist alles okay. Aber …!“ Faktum ist, dass 190 Vorschläge „geclustert“ und 13 davon abgeleitete Maßnahmen bereits in der Landesregierung beschlossen wurden. Weitere zehn sollen im Herbst folgen.

Alles sei ein laufender Prozess, betont Trock und möchte „Doppelgleisigkeiten“ so weit wie möglich beseitigen. So werden in Zukunft Sachverständige vom Land koordiniert, die bis jetzt den Bezirkshauptmannschaften und den Gebietsbauämtern unterstellt waren. Trock erhofft sich davon eine „optimierte Steuerung“. 
Aus verschiedenen politischen Lagern gab es zur Umfrage kritische bis hämische Anmerkungen: „Beamte werden sich doch nicht den eigenen Stuhl wegsägen.“ Oder: „Vielleicht werden Abteilungen ausgelagert, um das Budget zu entlasten.“ 

All dem schiebt Trock einen Riegel vor. Es sei allen Verantwortlichen bewusst gewesen, dass sich Beamte nicht selbst wegrationalisieren, deshalb seien auch zusätzliche Fachleute miteinbezogen worden. Und zu möglichen Auslagerungen und Umschichtungen: „Kosten sparen, ja. Aber nicht Kosten verlagern.“ Es gebe sogar Vorschläge, Auslagerungen wieder zurück ins Land zu holen. Andererseits werde darüber diskutiert, ob das Land für gewisse Bereiche überhaupt zuständig sei.

Bauern stürmten Wien

Wahrscheinlich hat die Bundeshauptstadt noch nie einen derartigen Ansturm an Traktoren erlebt wie vergangenes Wochenende. Es war eine positive Demonstration der heimischen Bauern am Wiener Heldenplatz. 200.000 Besucher konnten sich beim „ernte.dank.festival“ in der Innenstadt von der Vielfalt und der Entwicklung der Landwirtschaft überzeugen und sich einen Überblick über die Ernte- und Lebensmittelkette verschaffen.

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Landwirt Hannes Heindl mit Minister Peter Hanke und Landes-Vize Stephan Pernkopf beim Erntedankfest in Wien.

Landes-Vize Stephan Pernkopf (ÖVP) hatte in seiner Funktion als Präsident des Ökosozialen Forums die Gastgeberrolle über: „Unser Festival bringt das Land in die Stadt und zeigt, woher unser Essen kommt. Denn am Ende entscheiden die Konsumenten mit ihrem Einkauf, ob sie die heimischen Bauern unterstützen oder ob sie zu Lebensmittel greifen, die von weit her importiert werden.“ Einmal mehr wurde mit dieser Veranstaltung auch die funktionierende Achse Niederösterreich–Wien bestätigt. Selbst Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) konnte dazu gewonnen werden, für dieses Erntedankfest zu werben.

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