Wölfe senden erste Standort-Daten
Sie sind da. Nur wo, wissen die wenigsten. Bis jetzt waren es hauptsächlich DNA-Spuren an gerissenen Tieren oder seltene Foto- und Videoaufnahmen, die belegten, dass Wölfe in Niederösterreich aktiv sind. Doch bald ist es mit der Heimlichkeit vorbei. Vort Kurzem ist es Forscherr nach unzähligen Versuchen gelungen, auf dem weitläufigen Geländes des Truppenübungsplatzes Allentsteig im niederösterreichischen Waldviertel eine zweijährige und eine mindestens dreijährige Wölfin mit Sender-Halsbändern auszustatten. So sollen Daten gesammelt werden, wie sich die Raubtiere gegenüber dem Rotwild verhalten – ob sie sich Hirschen nähern oder ob sie diese sogar verfolgen.
Als Reaktion auf die Kritik der Jägerschaft, die befürchtet, dass eine wachsende Zahl von Wölfen die Wildtierbestände sukzessive reduziert, ist das rund 500.000 Euro teure Projekt per Jahresbeginn gestartet worden. Wissenschaftler vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) an der Veterinärmedizinischen Universität Wien und Förster des Übungsplatzes lauern seit Wochen den Wölfen auf. Vor wenigen Tagen konnten mithilfe von Fallen und einer kurzzeitigen Betäubung gleich zwei Erfolge erzielt werden. „Das Fangen der Tiere erwies sich – wie erwartet – als außergewöhnlich schwierig und zeitaufwendig“, sagt Walter Arnold, der Leiter des Forschungsinstituts. Dabei seien die beiden Tiere weder verletzt, noch sonderlich gestört worden. „Nach dem Anbringen des Halsbandes sind sie wieder in die freie Wildbahn entlassen worden“, sagt Arnold.
Die beiden mit Sendern ausgestatteten Wölfinnen dürften seinen Angaben zufolge rangniedrige Mitglieder des Rudels sein, weil sie noch keinen Nachwuchs hatten. Mittlerweile liefern die GPS basierten Ortungssysteme in regelmäßigen Abständen bereits Daten an eine Empfangsstation, um herauszulesen, wo sich die die Raubtiere bewegen. Demnach würden sie ein völlig normales Verhalten zeigen, sagt Arnold.
Wölfe senden erste Standort-Daten
Verhaltensmuster
Schon bald will man die nächsten Versuche starten, um weitere Wölfe zu besendern. Gleichzeitig sollen mehrere Hirsche gefangen und betäubt werden, um sie einerseits mit Peilsendern, andererseits mit Körpertemperatur- und Herzfrequenzmessern auszustatten.
Diese Daten dienen als Basis, um Antworten auf Forschungsfragen zu finden. Wie reagiert das Rotwild etwa auf die Anwesenheit des Wolfs (Raumnutzung)? Inwieweit wird der Nahrungsbedarf vom Rotwild durch den Wolf beeinflusst? Oder in welchem Alter, wie weit und wie schnell wandern Jungwölfe ab? Außerdem werden Wolfsexkremente gesammelt, damit Forscher herausfinden können, wie sich die Nahrung des Raubtiers in Allentsteig zusammensetzt, ob neue Wölfe zugewandert und wer die Elterntiere des Nachwuchses sind?
Dieses Wolfsmonitoring gehört zu jenem Stufenplan, den das Land Niederösterreich im Vorjahr ausarbeiten ließ. Darin enthalten sind auch Maßnahmen, wie geschädigte Landwirte zu Ersatzzahlungen kommen und wann ein Problemwolf als solcher beurteilt werden muss und abgeschossen werden darf. „Wir wollen Schutz geben und Ängste nehmen. Die Sicherheit der Menschen steht an erster Stelle“, sagt Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf.
Allerdings ist es seit längerer Zeit rund um die Wolfsrudel im Waldviertel auffällig ruhig geworden. Zumindest sorgen seit Wochen keine Meldungen über Nutztierrisse für Aufregung. Das könnte sich aber nach Einschätzung des Wolfsbeauftragten Georg Rauer spätestens im Herbst wieder ändern. „Das war vergangenes Jahr ähnlich. Wenn es Nachwuchs gibt, sind die Wolfsmütter mit dem Säugen und der Beaufsichtigung der Jungtiere ausgelastet“, sagt Rauer. Wenn die Kleinen aber Appetit auf Fleisch entwickeln, müssen die Eltern wieder mehr jagen.
Kommentare