Während des KURIER-Besuchs in der Karwoche liegt zwar noch der Duft nach Frischgebackenem in der Luft, das große Waffeleisen wird aber nur für Schauzwecke angeworfen. In der Maschine drehen sich gemächlich zwölf beheizte Stahlplatten, auf die die dünne, Palatschinkenteig ähnelnde Masse automatisch gespritzt wird.
Nachdem der Teig während einer Umdrehung in der Maschine – diese dauert zwei Minuten – fertig gebacken ist, ist aber wieder Handarbeit gefragt. Eine Schwester muss die Hostienplatten von der Maschine lösen und sortieren.
Denn bei einer Umdrehung entstehen gleich zwei Sorten Hostien: „Jede Platte ist einzeln beheizbar. So können wir Brothostien, die heißer und dicker gebacken werden, sowie weiße Hostien gleichzeitig backen“, erklärt Schwester Elijah.
Bis zu 4.000 Platten pro Tag
Bis zu 4.000 Platten durchlaufen so täglich die Maschine. Doch damit ist erst ein Bruchteil der Arbeit getan: „An Backtagen arbeiten wir zehn bis zwölf Stunden durch“, schildert die Priorin.
Die Platten werden wieder befeuchtet, circa 45 Platten können dann gleichzeitig in drei verschiedene Größen gestanzt werden. Um die Haltbarkeit der Oblaten zu gewährleisten, werden sie getrocknet, später akribisch aussortiert und für den Versand verpackt.
Vor dem Hintergrund dieses Arbeitsaufwands scheint der Preis für die Hostien relativ gering: Für 1.000 Laienhostien – diese werden meist an die Messbesucher ausgeteilt – verlangen die Schwestern 21 Euro. „Wir arbeiten nicht gewinnorientiert, sondern finanzieren uns unseren Lebensunterhalt“, erklärt die Priorin.
Doch die Brotarbeit der Schwestern kam während der Pandemie, als kaum Messen stattfanden, ordentlich ins Wackeln: „Wir hatten ein Jahr lang fast keine Einnahmen und mussten auf unser Sparbuch zurückgreifen“, erzählt Schwester Elijah.
Als 2020 die bisher größte Hostienbäckerei Steyler Missionare in Mödling die Produktion einstellte, konnten die Schwestern viele Kunden – insgesamt werden 800 betreut – übernehmen. Die Nachfrage sinke aber stetig, gleichzeitig nehme auch die Konkurrenz mit Produzenten aus China oder Polen zu.
Ostern im Kloster
Die Osterzeit ist für die Karmelitinnen aufgrund vermehrter Bestellungen aber nicht nur eine arbeitsreiche, sondern auch die spirituell wichtigste Zeit. An den Kartagen fanden zusätzlich zur Liturgie bis nachts Andachten statt.
Der heutige Ostersonntag wird im Karmel aber ähnlich gefeiert wie in den meisten anderen Haushalten: mit einem Festtagsessen. Was genau auf den Tisch kommt, wussten die Frauen beim KURIER-Besuch aber noch nicht, da sie meist Spenden von Unterstützern erhalten.
Die neun Schwestern leben in Maria Jeutendorf nämlich in Klausur, das heißt, sie verbringen ihre Tage fast ausschließlich im Kloster. Spaziergänge werden im eigenen Klostergarten erledigt, eingekauft wird nur alle zwei bis drei Monate, Ablenkungen wie Fernseher oder Radio gibt nicht. Eingesperrt fühle man sich trotzdem nicht, betont Schwester Elijah. Im Gegenteil: „Ohne Ablenkung und Konsum fühle ich mich absolut frei.“
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