Da geht leider nur in kleinen Schritten etwas weiter. Ich persönlich verstehe es überhaupt nicht, warum sich da nichts bewegt. Fairerweise muss aber gesagt werden, dass da auch viele andere Faktoren mitspielen. Wir haben schon in allen Bereichen große Preissteigerungen. Das kommt erschwerend dazu. Wir haben auch ein wahnsinnig steigendes Zinsniveau. Das ist vielleicht für die Inflationsbekämpfung wichtig, verschärft aber die Situation. Dazu kommt, dass man sich mit der KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung) etwas einfallen lassen wird müssen, damit Menschen wieder leichter zu Krediten kommen.
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Sie haben das Thema Arbeitskräftemangel angesprochen. Das scheint sich nicht zu entspannen, obwohl die Konjunktur derzeit eher schwächelt.
Das wird, mal mehr mal weniger, auch so bleiben. Ich verweise da immer auch auf meine eigenen Betriebe. Wir zählen zum Baunebengewerbe und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Steinmetz von mir dann ein Pfleger wird. Wir haben außerdem noch immer Bereiche in der Wirtschaft, die vom derzeitigen Rückgang nicht so betroffen sind. Unser Tourismus etwa hat in den vergangenen Monaten sehr gute Zahlen geschrieben. Die suchen immer noch. Dazu kommt, dass wir im öffentlichen Bereich – von der Pflege über den Kindergarten bis zur Schule – einen Arbeitskräftemangel haben, dass die Türe nicht zugeht. Das wird sich auch durch den Konjunktureinbruch nicht bessern.
Wobei die Firmen mittlerweile ohnehin schon alles Mögliche unternehmen, um gute Mitarbeiter zu bekommen.
Das stimmt, unsere Unternehmen sind da sehr kreativ. Es schlägt aber schon eine andere Problematik auf. Man hat gute Mitarbeiter und steht jetzt, wo die Konjunktur schwächelt, vor der Frage, wie ich diese halten kann. Es ist eine riesige Herausforderung, diese Mitarbeiter über so eine Krise zu bringen, damit sie diese auch dann weiterhin im Betrieb haben, wenn nach dem Tal wieder ein Berg kommt.
Braucht es wegen dieser Entwicklung wieder spezielle Kurzarbeitsregelungen?
Ja, auch wenn das Argument ist, dass man ohnehin sofort wieder einen Job findet, wenn man arbeitslos wird. Ich glaube nicht, dass es so funktionieren wird. Außerdem ist es für die Firmeninhaber, aber auch für die Mitarbeiter, ein riesiges Problem, weil diese gerade in ihrem aktuellen Job gut ausgebildet worden sind.
Angesichts all dieser Probleme: Was denken Sie sich, wenn gerade jetzt eine 32-Stunden-Woche gefordert wird?
Fordern darf ich alles, es ist nur die Frage, ob es realistisch ist. Das wird sich nicht ausgehen. 32 Stunden mit vollem Lohnausgleich, das kann nicht funktionieren. Wichtig ist für mich aber auch, zu schauen, dass wir die Arbeit wieder positiv besetzen. Mit solchen Meldungen erwecke ich den Eindruck, dass Arbeiten etwas Schlechtes sei. Arbeit ist etwas Gutes, ist sinnstiftend.
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Was sind eigentlich die dringendsten Forderungen der niederösterreichischen Wirtschaft, der Wirtschaftskammer an die Politik?
Da geht vieles in Richtung Bundespolitik. Man wird sich zum Beispiel im Hinblick auf das Bau- und Baunebengewerbe Investitionsanreize im Bereich Sanierung überlegen müssen. Ein Dauerbrenner bei unseren Betrieben ist weiterhin die Senkung der Lohnnebenkosten.
Und der Energiekostenzuschuss?
Der ist versprochen. Der muss jetzt umgesetzt werden. Unserer Betriebe warten darauf.
Seit März regiert in Niederösterreich eine schwarz-blaue Koalition. Hat sich dadurch für die Wirtschaft etwas geändert?
Nein, es hat sich nichts geändert. Wir haben die Frau Landeshauptfrau als Ansprechpartnerin für die Wirtschaft, wir haben eine sehr, sehr enge Abstimmung.
Und wie sieht es bei der an und für sich guten Sozialpartnerschaft im Land aus: Hat sich da durch Schwarz-Blau etwas geändert?
Nein, weil wir gerade in Niederösterreich eine sehr gute Sozialpartnerschaft gelebt haben und leben. Wir machen weiterhin unsere gemeinsamen Projekte, etwa im Lehrlingsbereich. Und wir haben auch gemeinsam neue Ideen.
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Also es funktioniert – bis auf den Konflikt um die Nachbesetzung der Landesgeschäftsführung des Arbeitsmarktservices.
Das ist bereits Geschichte.
Kommen wir noch einmal auf die Stimmung in der Wirtschaft zurück. Sie als Präsident der Wirtschaftskammer waren trotz der verschiedenen Krisen immer zuversichtlich. Sind Sie das noch immer?
Ja, weil ich als Unternehmer genau weiß, es geht einmal hinunter und einmal hinauf. Wir sind jetzt in einer Zeit, wo es wirtschaftlich hinunter geht, aber es wird auch genauso wieder die Zeit kommen, dass es wieder hinauf gehen wird. Davon bin ich voll überzeugt. Genauso wie ich davon überzeugt bin, dass unsere Betriebe damit umgehen können. Allerdings müssen Maßnahmen gesetzt und die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.
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