Mehrheit geht von Abschwung aus, hat aber keine Jobangst

Mehrheit geht von Abschwung aus, hat aber keine Jobangst
73 Prozent der Befragten rechnen in der aktuellen OGM-KURIER-Umfrage mit einer Rezession und haben wenig Vertrauen in Experten.

Derzeit werden fast alle Wirtschaftsprognosen revidiert – und zwar nach unten. Gabriel Felbermayr, Chef des Wirtschaftsforschungsinstitutes Wifo, hält eine Rezession im Herbst für möglich, wie er jüngst im ORF-Talk "Im Zentrum“ kundtat. Im Industriesektor ist der wirtschaftliche Abschwung bereits angekommen.

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52 Prozent halten laut einer aktuellen OGM-KURIER-Umfrage (1.029 Befragte/Schwankungsbreite +/- 3,1 %) einen längeren, wirtschaftlichen Abschwung für wahrscheinlich, 21 % gehen fix von einem solchen aus. In Relation glauben „nur“ 22 Prozent nicht, dass es Österreichs Wirtschaft anhaltend schlecht ergehen wird.

„Verwunderlich ist, dass trotz der immer sichtbareren Wirtschafts- und Finanzkrise die Menschen heute weniger Angst um ihren Arbeitsplatz haben als in früheren Umfragen“, sagt OGM-Chef und Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer angesichts der aktuellen Umfragedaten.

Mehrheit geht von Abschwung aus, hat aber keine Jobangst

Grund: 29 % der von OGM für den KURIER Befragten geben an, überhaupt keine Angst vor Jobverlust oder Kurzarbeit zu haben – 24 % geben an, „eher“ keine Angst zu haben. Das liege, so Bachmayer, an den „ständigen Meldungen, dass die Arbeitgeber händeringend nach Arbeitskräften suchen und der Konsum wegen starker Lohnerhöhungen und Hilfszahlungen weiter gut läuft. Es fragt sich nur, wie lange noch.“

Laut EU-Kommission wird die Wirtschaft innerhalb der EU heuer lediglich um 0,8 Prozent „wachsen“, 2024 sei ein Wachstum von 1,4 % möglich. Im Frühjahr war noch von Wachstumsraten von 1,0 % bis 1,7 % die Rede. „Wegen der immer häufigeren Korrekturen der Prognosen wie Aussagen schwindet derzeit das Vertrauen in die Wirtschaftsforschung und die Wissenschafter“, sagt Bachmayer. So vertrauen derzeit 48 % den Wirtschaftsforschern mehr oder weniger, 44 % vertrauen ihnen nicht.

Mehrheit geht von Abschwung aus, hat aber keine Jobangst

Deklarierte FPÖ-Wähler haben mit 73 % (vertraue Aussagen eher nicht/nicht) die mit Abstand größten Vorbehalte gegenüber Wirtschaftsforschern. Dahinter folgen

  • ÖVP-Wähler mit 36 % (vertraue Aussagen eher nicht/nicht)
  • SPÖ-Wähler mit 33 % (vertraue Aussagen eher nicht/nicht)
  • Neos-Wähler mit 27 % (vertraue Aussagen eher nicht/nicht)
  • Grün-Wähler mit 18 % (vertraue Aussagen eher nicht/nicht)

Das größte Vertrauen genießen die Wirtschaftswissenschafter bei deklarierten Grün-Wählern – und zwar zu 82 % (vertraue sehr/eher). Weit dahinter  

  • Neos-Wähler mit 60 % (vertraue sehr/vertraue eher).
  • ÖVP-Wähler mit 57 %
  • SPÖ-Wähler mit 53 % 
  • FPÖ-Wähler mit 24%.

Die Mehrheit der Wahlberechtigten (53 %) zweifelt an Objektivität und Unabhängigkeit der Wirtschaftsforscher.

"Kein Wunder"

"Das ist kein Wunder“, befindet Bachmayer, „angesichts der Zunahme von Instituten, Experten und ihren Aussagen, die im Sinne ihrer Auftraggeber urteilen und politisch gefärbt sind.“

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Am meisten an die Unabhängigkeit der Forschenden glauben die Wähler der Grünen (74 %) – auf Platz zwei mit 55 % deklarierte SPÖ-Wähler. Die FPÖ-Wähler sprechen mit 69 % den Instituten wie Experten die Unabhängigkeit ab, ebenfalls skeptisch die ÖVP-Wähler mit 46 %.

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