"Wird nicht besser": Mobile Pflege ächzt unter Weihnachtsdruck

Altenpfleger hilft Seniorin beim Aufstehen
In den Feiertagen stoßen Pflegedienste an ihre Grenzen. Selbstständige könnten entlasten, ihre Hilfe wird aber nicht gefördert.

Monika Kugler-Cadaj ist ratlos. Seit den 80er-Jahren arbeitet die Niederösterreicherin als diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Ein "Methusalem" der Branche, wie sie sich selbst beschreibt. Viele Jahre lang war Kugler-Cadaj für verschiedene mobile Hilfsdienste tätig. Zahllose Hausbesuche, versorgte Wunden und verabreichte Medikamente später klingt ihr Fazit ernüchternd: "Es wird wirklich nicht besser. Und mir gehen die Ideen aus."

Denn Missstände in der Pflegebranche sind kein neues Phänomen, Überarbeitung und Unterbezahlung von Pflegekräften werden seit Jahren intensiv diskutiert. Rücken die Feiertage näher, nehmen die Probleme noch weiter zu. So auch in der mobilen Pflege. 

Erhöhter Bedarf

"Vor Weihnachten bricht immer Chaos aus", sagt Kugler-Cadaj. "Dann werden Personen aus Krankenhäusern entlassen, die vielleicht noch gar nicht so fit sind." Die Gründe seien nachvollziehbar: Mitarbeitende brauchen Entlastung, viele Patientinnen und Patienten möchten Weihnachten zu Hause verbringen. 

Ein Portrait von Monika Kugler-Cadaj vor grünem Hintergrund.

Monika Kugler-Cadaj ist seit 40 Jahren in der Pflege tätig.

Leider werden wir komplett vergessen. Seitens der Politik, seitens von Entlassungsmanagern.

von Monika Kugler-Cadaj

Selbstständige Pflegerin

Insbesondere sehr kurzfristige Spitalsentlassungen häufen sich vor den Feiertagen – und somit auch der Pflegebedarf zuhause. "Aufnahmen in der Hauskrankenpflege werden gemacht, soweit es die Kapazitäten zulassen", heißt es dazu vom Hilfswerk. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Caritas, wie Pflegedirektorin Andrea Harm erzählt. Parallel dazu nehmen die Krankenstände in den kalten Wintermonaten deutlich zu, schildert sie die Seite der Arbeitgeber.

Zwar betonen beide Organisationen den guten Zusammenhalt ihrer Mitarbeitenden und den Willen, an den Feiertagen für pflegebedürftige Menschen da zu sein. Doch das zugrunde liegende Problem bleibt: Zu wenige Arbeitskräfte für zu viele Patientinnen und Patienten. Zahlen des Landes Niederösterreich zeigen, dass durchschnittlich mehr Menschen pro Monat mit weniger Einsatzstunden betreut werden. Leistungen beschränken sich auf das notwendige Ausmaß, um den Bedarf mit den bestehenden Ressourcen abzudecken, wie die KURIER-Recherchen zeigen.

Stoßen die großen, von öffentlicher Hand geförderten Organisationen an ihre Grenzen, bleibt Patientinnen und Patienten meist nur die Möglichkeit, auf freiberufliche Pflegekräfte zurückzugreifen – wie Monika Kugler-Cadaj. Vor sieben Jahren hat sich die 57-Jährige als "Pflege-Moni" selbstständig gemacht. 

Unter dem Radar

"Damals stand ich vor der Entscheidung: Entweder höre ich mit der Pflege auf, oder ich mache es auf meine eigene Art." Laut Kugler-Cadaj wählen immer mehr Pflegekräfte den Weg in die Selbstständigkeit. Ein Umstand, der nicht jedem bewusst sei: "Leider werden wir komplett vergessen, seitens der Politik, seitens von Entlassungsmanagern." Wer auf ihre Dienste zurückgreift, muss zudem großteils selbst für die Kosten aufkommen.

Edith Kollermann, Gesundheitssprecherin der Neos, teilt diese Beobachtungen. "Freiberufliche Pflegekräfte müssen gleichwertig eingebunden und gefördert werden", lautet ihre Forderung. Ein Appell, der das Land die Fördervoraussetzungen entgegenhält. Der Fokus liege darauf, alle Leistungen aus einer Hand zu beziehen, um Kontinuität und Qualität sicherzustellen. Freiberufliche Pflegekräfte können daher nicht berücksichtigt werden.

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