Wirbel um Bischof Schwarz vor Wechsel nach Sankt Pölten

Wirbel um Bischof Schwarz vor Wechsel nach Sankt Pölten
Schützte der damals zuständige Bischof in Gurk einen beschuldigten Missbrauchs-Täter?

Wenige Tage, bevor Bischof Alois Schwarz die Leitung der Diözese Sank Pölten übernimmt, gibt es Aufregung um einen Missbrauchsfall, der in seine Amtszeit als Bischof von Gurk (Kärnten) fällt.

Vom Diakon missbraucht

Der heute erwachsene J.B. wuchs in einem Kärntner SOS Kinderdorf auf. Als Ministrant griff er einmal in den Spendenkorb - mit den 20 Schilling kauft er Süßigkeiten. Der Diakon erpresste ihn daraufhin und zwang ihn zu sexuellen Handlungen. Andernfalls würde er den Platz im Kinderdorf verlieren. Die Übergriffe zogen sich über eineinhalb Jahre, mit Folgen: J.B. erkrankte seelisch, er musste in der Jugendpsychatrie Klagenfurt behandelt werden.

2013 wandte sich der Mittvierziger an die Klasnic-Kommission, wie Kathpress in einer Aussendung am Freitag berichtet. Die finanzielle Entschädigung fiel aber geringer aus als von ihm erbeten. Brisant: Trotz der Zusicherung, Verschwiegenheit zu bewahren, gab die Kommission die Daten an die Diözese weiter - und damit offensichtlich auch direkt an den Täter. Dieser stand dann vor der Tür von J.B. Das Opfer änderte darauf auch seinen Namen und die Identität.

Akt unterschlagen?

Die Missbrauchs-Ombudsstelle von Bischof Schwarz in Klagenfurt verweigerte anfänglich Entschädigungszahlungen. Schwarz sei mit dem Täter befreundet und wurde vom Beschuldigten im späteren Strafverfahren als dessen Entlastungszeuge beantragt, heißt es in der Aussendung weiter.

2015 erstatte J.B. Strafanzeige gegen den Täter. "Aber die Klasnic-Kommission verweigerte der Staatsanwaltschaft Auskunft über weitere Opfer desselben Täters (was eine Strafverfolgung wesentlich erleichtert hätte). Sie blockiert nun seit Wochen – mit immer neuen Begründungen - die Einsicht in die eigenen Akten“ erklärt Sepp Rothwangl, Obmann der Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt, die diesen jüngsten Fall aufgedeckt hat. 

Aus dem Umfeld von Bischof Schwarz wurde zudem bekannt, dass der Diakon für die 15.000 Euro Entschädigung aufgekommen ist. Laut Bischof Schwarz sei das „Strafe genug für den Diakon“, rechtliche und disziplinare Schritte wollte der Bischof nicht gegen ihn veranlassen, heißt es weiter.

Das Straflandesgericht Graz lehnte die Anklage wegen "Verjährung" ab. Die Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt prüft jetzt die Möglichkeiten einer Wiederaufnahme des Strafverfahrens und eine zivilrechtliche Schadenersatzklage gegen den Diakon und seinen Dienstgeber. Weitere mögliche Opfer des Diakons werden gebeten, sich bei der Plattform zu melden.

Für den Diakon gilt die Unschuldsvermutung.

Niederösterreicher kehrt zurück

Der 66-jährige Schwarz löst in St. Pölten Klaus Küng ab, dessen Amtszeit nach Einreichen seines Rücktrittsgesuchs im Jahr 2015 verlängert worden war. In der Österreichischen Bischofskonferenz ist Bischof Schwarz für Fragen von Pastoral und Evangelisierung, sowie für Sozial-, Wirtschafts- und Umweltfragen verantwortlich. Außerdem fungiert er als "Sportbischof" und gehört der Finanzkommission der Bischofskonferenz an.

Schwarz stammt aus einer bäuerlichen Familie im südlichen Niederösterreich, wo er am 14. Juni 1952 in der Gemeinde Hollenthon geboren wurde. Nach der Matura am Gymnasium der Erzdiözese Wien in Sachsenbrunn trat Schwarz in das Wiener Priesterseminar ein und wurde am 29. Juni 1976 von Kardinal Franz König im Wiener Stephansdom zum Priester geweiht. Es folgte Lehr- und Forschungstätigkeit an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Kardinal Hans Hermann Groer holte den damaligen Pfarrer von Krumbach 1987 als Leiter des Pastoralamtes nach Wien. 1996 wurde Schwarz vom Papst zum Weihbischof der Erzdiözese Wien bestellt. 2001 wurde Schwarz der 65. Bischof der Diözese Gurk

 

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