Windrad-Wälder geschrumpft
Von Freude bis Frust reicht die Palette der Reaktionen nach der Präsentation des frisch erstellten Zonenplans für künftige Windkraftanlagen in NÖ. Dass mehrere Eignungsflächen im Waldviertel gestrichen wurden, sei erfreulich, aber noch nicht zufriedenstellend, betonen die Aktivisten regionaler Bürgerinitiativen. Noch immer seien mehrere heikle Bereiche enthalten, die aus Sicht des Natur- und Vogelschutzes ebenfalls "windräderfrei bleiben müssen", sagen Gegner mehrere Windparks. Unterdessen ändert einer der betroffenen Betreiber bereits seine Strategie im Waldviertel.
Durchatmen
Jimmy Moser, Sprecher der Waldviertler Bürgerinitiativen, atmet auf. Er freut sich über "erste Teilerfolge". Wie berichtet, wurden vier Waldviertler Eignungsflächen aus dem nö. Zonenplan eliminiert. Konkret geht es um die Standorte "Windpark Nord" beim Nationalpark Thayatal, Sieghartser Berg, Ludweis ("Wild") und Predigtstuhl nahe Waidhofen an der Thaya.
"Dass der Predigtstuhl aus dem Zonenplan entfernt wurde, haben wir erwartet. Es war von Anfang an mutig, ein schützenswertes Gebiet für Windräder zu wählen", sagt Moser, der nicht aufgeben, sondern weiterkämpfen will. "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Es gibt weitere heikle Zonen, die frei von großen Anlagen bleiben müssen, wie der Radlbachwald, Hardwald und die Wild", betont Moser: Das seien hochsensible Gebiete für schützenswerte Vögel.
Enttäuscht ist Fritz Mandl von der Initiative "Leben im Windpark – nein Danke!" "Es war klar, dass der Windpark Nord entfernt wird. Im Bezirk Horn ist ansonsten nichts passiert." In den nächsten Tagen will er sich mit Mitstreitern treffen, um die weitere Marschroute zu definieren. Eines sei klar: "Wir werden die Stellung halten und weiterhin gegen die Standorte im Bezirk Horn kämpfen", sagt Mandl.
Wenig Freude
Mit dem neuen Zonenplan haben auch die Chefs der "WEB Windenergie" wenig Freude. "Aus unserer Sicht gibt es keine fachlichen Gründe, warum der Predigtstuhl gekippt wurde", sagt WEB-Sprecher Gerald Simon dem KURIER. Trotzdem seien die Auswirkungen auf den Waldviertler Stromerzeuger wirtschaftlich minimal. "Wir haben schon rechtzeitig die Strategie geändert. Wir werden die fünf Windräder halt demnächst in Deutschland aufstellen", schildert Simon. Er bedauert, dass die Region drauf zahle. "Schade ist, dass wir ausgerechnet in unserem Heimatbezirk Waidhofen an der Thaya keine Windräder aufstellen dürfen."
Leistung
Derzeit arbeiten im Waldviertel laut Interessensgemeinschaft Windkraft 15 Windkraftanlagen. Sie sind auf die Bezirke Gmünd, Horn, Krems, Waidhofen/Thaya, und Zwettl verteilt und leisten etwas weniger als 20 Megawatt. Im Vergleich: Im Weinviertel stehen 285 Anlagen, im Industrieviertel sind es 100, im Mostviertel 54 Anlagen.
Versorgung
Gemeinsam erzeugen sie 797 Megawatt, das sind 15,6 Prozent des in Niederösterreich verbrauchten elektrischen Stroms. Zur Verdeutlichung: Eine Jahresleistung von 60 Megawatt versorgt 36.000 bis 40.000 Haushalte. Im Bau befinden sich derzeit in ganz NÖ 92 Anlagen.
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