Windpark wird ein Fall für "Polt"
Wenn Erwin Steinhauer ab November wieder als Inspektor Simon Polt vor der Kamera steht und mit seinem Fahrrad im Pulkautal rund um Alberndorf im nö. Weinviertel ermittelt, wird auch wieder die unberührte, sanft hügelige Weinbau-Gegend prominent ins ORF-Bild gerückt.
Damit wirbt auch schon der regionale Tourismusverband, um den neu angelegten Polt-Erlebnisradweg durch die idyllischen Kellergassen intensiv vermarkten zu können. Dass dieser ungestörte Anblick schon bald durch rotierende Großwindräder beeinträchtigt werden könnte, verärgert Steinhauer und Polt-Erfinder Alfred Komarek: "Hier geht es um einen relativ kleinen Windpark, der einen großen Schaden anrichten könnte."
Komarek und Steinhauer leisten prominente Schützenhilfe, weil sie genauso wie die seit Jahren aktive "Bürgerinitiative für eine unberührte Landschaft im Wullersdorfer Land und Pulkautal" überzeugt sind, dass man den "markantesten Punkt im gesamten Tal nicht mit Windrädern kaputtmachen darf", betont Komarek. "Ich bin ein erklärter Gegner der Windkraftwerke im Binnenland, weil mir noch keiner den tatsächlichen wirtschaftlichen Nutzen vorgerechnet hat. Es bleibt eine Geschäftemacherei und Verschandelung des Landschaftsbildes", sagt Polt-Darsteller Erwin Steinhauer zum KURIER.
Pflänzchen
Es sei kontraproduktiv, das "touristische Pflänzchen", das sich inzwischen durch die Vermarktung der Polt-Drehorte im Pulkautal entwickelt hat, schon wieder zu zertreten: "Unser Polt-Radweg ist jetzt zu 90 Prozent fertig und wird von den Gästen erstaunlich gut angenommen", freut sich Komarek. Er versucht darauf aufmerksam zu machen, dass "ein Großschaden für die Region gegen den Wullersdorfer Vorteil spricht. Dennoch will sich die Windkraft-Lobby durchsetzen."
Seit einigen Jahren treibt die "Windpark Wullersdorf GmbH", an der mit 58 Prozent der Windkraftriese Simonsfeld beteiligt ist, das Projekt voran, um bald 200 Meter hohe Windräder auf dem Rücken des Buchbergs zu errichten.
Geplant sind (vorerst) acht Anlagen mit einer Gesamtleistung von 24 Megawatt, die ausreicht, um fast 15.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Bereits im Jahr 2011 ist dafür das notwendige Gelände im Ausmaß von 218 Hektar von der Gemeinde Wullersdorf umgewidmet worden. Was für den Baustart noch fehlt, ist das Ergebnis einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), das spätestens Ende des Jahres erwartet wird.
"Wir wollen nicht, dass unsere einzigartige Landschaft durch Geldgier kaputtgemacht wird", betonen Martin Gartler von der Bürgerinitiative und Alberndorfs Bürgermeister Christian Hartmann: "Anderswo existieren bereits Windparks, die sich bestimmt problemlos erweitern lassen."
Richard Hogl, Bürgermeister von Wullersdorf, versucht zu beruhigen: "Das Landschaftsbild wird bestimmt nicht so zerstört, dass keine Touristen mehr zu uns kommen. Im Burgenland ist das nicht viel anders. Dort gibt es Windräder und einen funktionierenden Tourismus." Vor zwei Jahren seien vom Land NÖ – nach intensiven Verhandlungen mit Umweltverbänden und Messungen – Eignungszonen für künftige Windräder definiert und beschlossen worden: "Unsere Zone war ursprünglich viel größer. Die haben wir freiwillig deutlich kleiner gemacht", sagt Hogl.
Warum der Projektbetreiber ausgerechnet im Pulkautal Windräder bauen will, erklärt Winfried Dimmel, Sprecher der Simonsfeld AG: "Messungen haben ergeben, dass dieser Standort attraktiv ist. Er gehört ohnehin nur mehr zu den wenigen, die durch den nö. Zonenplan übrig geblieben sind." Ob sich die Beeinträchtigungen auf Umwelt und Landschaft im Rahmen halten, wolle man durch die UVP geklärt wissen, betont Dimmel.
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