"Hilfe für gute Freundin" eskalierte: Ehemann mit Messer verletzt

Mit einem Messer verletzte die Angeklagte ihren Kontrahenten (Symbolbild).
Was angeblich als Aussprache gedacht sein sollte, endete am 27. Mai dieses Jahres in Wiener Neustadt blutig. Weil sie den Ehemann einer Freundin wegen angeblicher Übergriffe zur Rede stellen wollte, griff eine Unternehmerin selbst zu schlagkräftigen Argumenten: Sie habe den Mann mit ihrem Wagen zum Anhalten gezwungen, die Fahrertüre seines Autos aufgerissen und ihm mit einem Baseballschläger einen Schlag gegen den Oberschenkel versetzt, wirft ihr die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt vor.
Gegenseitige Beschimpfungen folgten, ehe die Frau ein Paketmesser gezückt und ihrem Kontrahenten mehrere Schnittwunden am Oberkörper zugefügt haben soll. Dass sie behauptet, von dem Mann zuerst geschlagen, getreten und mit dem Umbringen bedroht worden zu sein, will die Staatsanwaltschaft nicht glauben, weshalb die Aussagen zusätzlich als Verleumdung angeklagt sind.
"Gegen Angriff gewehrt"
Doch die 42-Jährige bleibt am Dienstag am Landesgericht Wiener Neustadt dabei: Sie habe in Notwehr gehandelt. Die Auseinandersetzung zunächst selbst provoziert zu haben, gibt sie allerdings zu.
Denn ihre Freundin sei von ihrem Ehemann misshandelt worden, behauptet die bislang gerichtlich unbescholtene Angeklagte: "Sie ist zehn Jahre durch die Hölle gegangen. Sie hat mir erzählt, dass er sie überwacht und ihr nur sehr wenig Freiraum lässt. Schon ein paar Mal ist sie weinend bei mir gesessen und hat gesagt, sie will nicht mehr nach Hause gehen."
Kurz vor dem blutigen Zwischenfall sei es erneut zu einer solchen Szene gekommen. "Sie hat mich angerufen, aber ich habe nur einen Schlag gehört und dann war das Gespräch unterbrochen", erinnert sich die Unternehmerin.
Mit dem Auto verfolgt
Sie sei daraufhin zum Haus der Frau gefahren und zeitgleich mit alarmierten Polizeibeamten dort eingetroffen. Gegenüber den Einsatzkräften habe die angeblich Misshandelte dann angegeben, nicht geschlagen worden zu sein. Der Ehemann musste auf Anweisung der Polizisten aber das Haus verlassen.
Sie habe ihn allerdings wenig später "zufällig gesehen" und ihn bis zu seiner Wohnung in Wiener Neustadt verfolgt. Dort kam es schließlich zur Auseinandersetzung. Der schwer verletzte Mann wurde danach ins Uniklinikum Wiener Neustadt eingeliefert. Lebensgefahr bestand nicht.
Wegen ihrer Freundschaft zur Frau des späteren Opfers sei die Angeklagte von diesem "angefeindet und bedroht worden", sagt der Rechtsanwalt der 42-Jährigen. "Dass die Staatsanwaltschaft einseitig nur von Aggressionen meiner Mandantin ausgeht, ist Blindheit auf einem Auge." Die Unternehmerin selbst spricht von "purem Hass gegen mich".
30 Monate Haft
Den Angriff auf den Mann bezeichnet sie als "einen der größten Fehler meines Lebens". Der Schöffensenat spricht sie schuldig, das Urteil - 30 Monate Haft, sechs davon muss sie absitzen - ist nicht rechtskräftig.
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