Wien verliert einzige Direktverbindung nach Berlin

In den 1970-er Jahren fuhr der "Vindobona" auf der Franz-Josefs-Bahn.
Ex-Eisenbahner ärgert sich über Verlust des "Vindobona". ÖBB verweisen auf zwei kürzere Alternativen.

Die neuesten Pläne der ÖBB sorgen unter Bahn-Nostalgikern und treuen Fahrgästen für Ärger. Mit der Einführung des Fahrplans 2015 geht die Ära des legendären "Vindobona" zu Ende. Das bedeutet, dass Wien die einzige, direkte Tagesverbindung in die deutsche Bundeshauptstadt Berlin verliert.

Mehr als 60 Jahre lang war der Vindobona ein internationaler Paradezug, der zunächst im Schatten des Eisernen Vorhangs auf der Franz-Josefs-Bahn von Berlin über Prag und Gmünd nach Wien unterwegs war und noch bis Jahresende auf der Nordbahn via Břeclav und Hohenau nach Wien verkehrt. In Zukunft müssen Reisende Alternativzüge nützen und einmal umsteigen, was Ex-Eisenbahner Gerald Hohenbichler scharf kritisiert. ÖBB-Sprecher Christopher Seif bestätigt zwar das Ende der einzigen Direktverbindung, verweist aber gleichzeitig auf zwei schnellere Verbindungen nach Berlin.

Ärgerlich

Wien verliert einzige Direktverbindung nach Berlin
Gerald Hohenbichler, Franz-Josefs-Bahn, Vindobona
Für Hohenbichler ist diese Entwicklung in Zeiten des zusammenwachsenden Europas bedauerlich und traurig. "Anstelle des Vindobona fährt der Nachfolgezug ’EC 172/173 Porta Bohemica’ in Zukunft jenseits der March über Bratislava nach Budapest an Wien vorbei", schildert Hohenbichler: Reisende von Wien nach Berlin müssten ab 2015 Alternativverbindungen nützen und in Prag umsteigen, was einen Zeitverlust von bis zu einer Stunde bedeuten würde.

Hohenbichler ärgert sich darüber, dass die Chance nicht genutzt wurde, die kürzere Franz-Josefs-Bahn von Prag über Gmünd nach Wien als wichtige, internationale Bahnverbindung auszubauen. "Stattdessen ist diese Strecke schlechter denn je", beurteilt der Ex-Eisenbahner und nennt ein Beispiel: "Die Dampflok war vor 100 Jahren zwischen Gmünd und Wien nur 16 Minuten langsamer als die schnellste Zugverbindung heute."

Railjet

Der Grund für das Ende des Vindobona: "Da der Railjet auf der Westbahn sehr gut angenommen wird, kommt er auch auf der Nordbahn zum Einsatz und wird im Zwei-Stunden-Takt zwischen Wien und Prag unterwegs sein", erklärt ÖBB-Pressesprecher Christopher Seif. Er verweist auf zwei schnellere Verbindungen, die von Wien nach Berlin führen: "Beim Eurocity über Břeclav müssen die Kunden zwar einmal umsteigen, sind aber dafür kürzer unterwegs." Eine andere Alternative sei auch schneller: "Im ICE über Passau müssen die Fahrgäste zwar in Nürnberg umsteigen. Ab 2018 verkürzt sich die Fahrzeit wegen des Streckenausbaus sogar nochmals um eine Stunde", betont Seif.

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