Landesjägermeister Pröll: "Wir brauchen die Faustfeuerwaffe"
Seit Montag ist das neue Waffengesetz von FPÖ-Innenminister Herbert Kickl in Begutachtung. Den Jägern will er damit das Tragen von Faustfeuerwaffen und den Einsatz von Schalldämpfern erlauben. Der KURIER sprach über das neue Gesetz und Dauerbrenner Wolf mit NÖ-Landesjägermeister Josef Pröll.
KURIER: Herr Pröll, der Schalldämpfer im Jagdeinsatz kommt. Muss man sich als Waldbesucher fürchten, dass jetzt mehr geschossen wird?
Überhaupt nicht. Die Maßnahme wäre aber ein Meilenstein für die Jagd. Wir haben lange genug zum Schutz der Gesundheit für die Jägerinnen und Jäger für den Einsatz der Schalldämpfer gekämpft.
Aber es gibt die Skepsis, dass jetzt das Gewehr verstärkt zum Einsatz kommt.
Der Knall ist auch weiterhin weit hörbar, er wird nur gemildert und schützt so das Gehör von Jägern und Hunden. Die Vorstellung, dass wie bei James Bond kein Geräusch zu hören ist, ist falsch.
Mit dem neuen Gesetz sollen auch Hobby-Jäger Faustfeuerwaffen führen dürfen.
Die Jägerinnen und Jäger haben in den letzten Jahrzehnten bewiesen, dass sie sehr bewusst mit Waffen umgehen können. Bei der Suche nach angeschossenen Tieren brauchen wir die Faustfeuerwaffe, weil die Jäger so schneller reagieren und Schüsse mit dem Gewehr auf kurze Distanz problematisch sein können.
Jetzt gibt es in Ihren Reihen Skepsis, wonach die Jagd durch den Einsatz technischer Mittel unwaidmännisch werde. Wie intensiv wird der Schalldämpfer genutzt?
Der Einsatz eines Schalldämpfers beeinträchtigt die Waidgerechtigkeit nicht. Tatsache ist, dass der Schalldämpfer in Europa zugelassen ist und die überwiegende Mehrheit der Jäger darauf zugreift. Aber es ist jedem überlassen, diesen einzusetzen.
"Warum eigentlich, Herr Pröll?"
Wie viel Technik verträgt die Jagd?
Ich stehe dem technischen Fortschritt positiv gegenüber. Aber man muss abwägen, ob das die Jagdausübung beeinflusst. Bei Schalldämpfer und Faustfeuerwaffe ist dies nicht der Fall.
Wie steht der Jagdverband zu Nachtsichtgeräten?
Durchaus kritisch, weil damit die Nacht zum Tag gemacht wird. Das hätte einen massiven Einfluss auf das Biotop und das Wild.
Das muss jetzt nicht sein?
Die Bundesregierung plant, uns mit den Schalldämpfern und Faustfeuerwaffen zwei ganz wichtige Meilensteine in die Hand zu gegeben. Wir haben keinen Druck, hier weiter zu gehen.
Tierschützer werfen den Jägern gerne pauschal vor, dass sie mehr Möglichkeiten haben wollen, um Tiere abzuknallen.
Das ist ein völlig falscher Zugang, dem ich Bösartigkeit in der Argumentation unterstelle. Jäger sind seit Jahrzehnten zentraler Eckpunkt im Naturschutz. Wir sorgen für den Ausgleich zwischen Wildpopulation und dem was die Land- und Forstwirtschaft als tragende Säule des ländlichen Raums braucht. Das ist unsere Kompetenz.
Ein neues nö. Gesetz sieht Abschlussmöglichkeiten beim geschützten Wolf vor. Der WWF hat kritisiert, dass man Bedrohungsszenarien konstruiert.
Ich brauche hier gar kein Gegenargument. Denn die natürliche Entwicklung zeigt, dass der Wolf nach Österreich gekommen ist und wir zunehmend mit Schadensfällen in der Landwirtschaft konfrontiert sind. Diese Geschichte schreibt also der Wolf und sonst niemand.
Das sehen nicht alle so.
Für mich stellt sich schon die Frage, ob es dem WWF und anderen Tierschützern ansteht, von den warmen Schreibstuben ihrer Büros in den Großstädten aus den Bauern ständig auszurichten, was sie zu tun haben.
Würde es nicht reichen, wenn die Frage der Entschädigung klar geregelt ist?
Ich bin nicht der Meinung, dass der Steuerzahler auf Dauer für diesen Schaden zahlen soll. Wie viel Wolf verträgt das Land, das ist die Frage, die wir diskutieren müssen.
Und wenn sich Tierschützer an so einem Fonds beteiligen?
Es kann doch nicht sein, dass Menschen, die seit Jahrzehnten Bioweidehaltung betreiben, nach Wolfsattacken ihre Kunden verlieren, weil sie nicht liefern können und dann auf solche Entschädigungen angewiesen sind.
Das Gesetz sieht beim Wolf mehrere Stufen vor. Die Bauern sollen zunächst ihre Schafe durch Zäune schützen, nutzt das nichts, soll der Wolf vergrämt werden, bringt das auch nichts, wird er abgeschossen. Gibt es bereits so einen Problemwolf?
Ich muss einmal festhalten, dass wir nicht die Betreiber dieses Gesetzes sind. Wenn unsere jagdliche Kompetenz eines Tages hier gefordert ist, werden wir entsprechend einschreiten. Das ist aber Aufgabe der Behörde. Aktuell sind wir noch nicht soweit.
Der Wolf ist zuletzt im Wienerwald aufgetaucht. Haben Sie schon mit ihren Wiener Kollegen gesprochen?
Nein, wir betreiben das Thema Wolfabschuss nicht aktiv. Wir machen nur darauf aufmerksam, dass sich ein Problem entwickelt.
Es gab zuletzt auch ungewöhnliche Vorschläge – wie ausländische Problemwölfe abzuschießen, und die heimischen in Allentsteig zu konzentrieren.
Wer will das?
Landesrat Waldhäusl.
Damit ist alles gesagt.
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