Widerstand gegen Windkraft wächst

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Anrainerin bekämpft einen Windpark. Er soll 750 Meter von ihrem Haus entfernt entstehen

„Vor fünf Jahren habe ich mir die alte Mühle gekauft, weil ich hier Ruhe und Natur genießen kann“, sagt Denise Uthoff, während sie durch ihren Garten am Ortsrand von Japons, Bezirk Horn, spaziert: „Ich habe mein ganzes Vermögen in die Renovierung gesteckt.“ Obwohl die Lebens- und Sozialberaterin aus Klosterneuburg stolz auf ihr Häuschen ist, schwingt in ihrer Stimme Ärger mit. Denn mit der Ruhe könnte es bald vorbei sein: Im angrenzenden Saßwald plant eine Adelsfamilie, 13 Windräder mit einer Höhe von jeweils 200 Metern inklusive Rotoren, zu bauen.

Obwohl Uthoff Ökostrom schätzt, ist sie nun Mitglied der Bürgerinitiative „Leben im Windpark – Nein Danke!“, die das Gemeinde-übergreifende Projekt bekämpft. Das nächstgelegene der 13 Windräder soll nur 750 Meter entfernt stehen, erklärt sie. „Da meine Mühle ein Einzelgehöft ist, darf das sein.“ Üblich ist ein Abstand von zumindest 2000 Metern.

Widerstand gegen Windkraft wächst
Uthoff sorgt sich auch um ihre Gesundheit: „Ich will nicht Infraschall und dauernder Geräuschimmission ausgesetzt sein.“ Die Gesundheit der Nachbarn dürfe nicht wirtschaftlichen Interessen Einzelner geopfert werden, betont Uthoff. Ihre Mitstreiter von der Bürgerinitiative kritisieren einen planlosen Wildwuchs von Windrädern. Alleine im Bezirk Horn seien 86 Anlagen vorgesehen. „Wahnsinn. Bald sind wir von Windrädern umzingelt“, erklären Irmgard Schnabl und Alfred Schmudermayer, Sprecher der Initiative. Auch in anderen Regionen sind Windpark-Projekte umstritten (siehe Zusatzbericht).

Gerade im Waldviertel sei sensibler Umgang mit der Natur notwendig. „Wir leben vom sanften Tourismus. Mit den Windkraftanlagen wird eine wichtige, wirtschaftliche Grundlage der Region stark beeinträchtigt“, sagen auch Fritz Mandl und Wolfgang Riener von der Bürgerinitiative.

Masterplan

Sie fordern einen sofortigen Masterplan für Windkraftanlagen in Niederösterreich, 2000 Meter Mindestabstand zu Wohnhäusern, sowie die wissenschaftliche Untersuchung von Gesundheits-Auswirkungen.

Karl Braunsteiner, Bürgermeister von Japons, versteht die Aufregung nicht. Immerhin sei seine Gemeinde ein Bioenergiedorf mit Windrädern und Biogaswerk. „Wir bewerben diese Anlagen, locken so auch Gäste her“, sagt er und versucht, zu beruhigen: „Die Betreiber haben noch kein Projekt eingereicht.“ Er werde darauf achten, dass Mindestabstände eingehalten werden. Umweltlandesrat Stephan Pernkopf sieht keinen Grund für einen Masterplan: „Es gibt eine strenge Gesetzgebung, in der auch der Naturschutz klar definiert ist“, sagt Pernkopf. Landeshauptmann Erwin Pröll versprach noch vor der Landtagswahl neue Regeln für den Windkraftausbau, die Windräder nur in speziellen Lagen erlauben. Erste Gespräche sollen laufen.

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