Gewinnen im Internet als Hobby: 40 Preise in nur einem Jahr

"Der Heilige Abend ist ein spannender Tag. Der letzte Tag im Advent hat mir schon oft Glück gebracht." Helga Eblinger hat heute aber keine Lottomillionen, Sportwetten oder Riesenüberraschungen im Visier. Sie setzt auf das 24. Fenster in diversen Adventkalendern.
Weil die Mostviertlerin seit etlichen Jahren das Anklicken von Gewinnspielen und Preisausschreiben im Internet als intensives Hobby betreibt, sorgen für sie heute die Hauptgewinne der elektronischen Weihnachtskalender für zusätzlichen Nervenkitzel zum familiären Stress.
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"Natürlich spiele ich auch beim KURIER-Advent-Gewinnspiel mit, aber genauso bei anderen Zeitungen", sagt die 58-Jährige und lacht. Fast ein Dutzend Adventkalender habe sie heuer in Beschlag genommen.
Aber was hat sie heuer schon alles gewonnen? Und worauf muss man achten?
Vor zwei Jahren, da habe ihr das Christkind bei so einem Adventspiel den Hauptgewinn, eine fünfstündige Ballonfahrt über den Großglockner, unter den Baum gelegt. "Zu solchen Erlebnissen käme ich ohne diese Gewinnspiele sicher nie", ist die Viehdorferin überzeugt. Bei wie vielen Preisausschreiben sie aktuell gerade im Rennen ist, könne sie gar nicht sagen.

Gewonnen: Besuch im VIP-Sektor beim Champions-League-Spiel.
Aber eines stehe zweifelsfrei fest: "Ich schreib’ sorgfältig mit, allein heuer habe ich schon 40-mal gewonnen. Vieles hätten mein Mann und ich nie selber gekauft oder konsumiert. Einiges, etwa zuletzt zwei Einladungen zur Winterwiese in Wien, haben wir aus Zeitgründen nicht einlösen können", erzählt die als Reinigungsfachfrau berufstätige Mutter und Großmutter.
Ehepaar durfte den VIP-Bereich genießen
Viele Preise hinterließen jedenfalls nachhaltige Eindrücke bei ihr und ihrem Mann Franz. Noch nicht abgeklungen ist etwa die Begeisterung über das kürzlich besuchte Eishockey-Champions-League-Spiel, das das Ehepaar mit zwei Freunden in der Salzburger Red-Bull-Arena besuchte. "Unvergesslich, im VIP-Bereich gab es feinstes Essen. Wir haben noch nie ein Eishockey-Spiel gesehen, die Stimmung war einzigartig", schwärmt Eblinger. "Jede der vier Karten wäre 195 Euro wert gewesen."
Die sonnige Welt der Glücksspiele hat auch ihre Schattenseiten. Bei aller Euphorie ist auch „Gewinnspielprofi“ Helga Eblinger auf der Hut, versichert sie. Dass ihr Spiele auf ihrem Internetportal haufenweise angepriesen werden, zeigt, dass ihre Leidenschaft durch Algorithmen im World Wide Web längst enttarnt wurde. Doch die so willige Mitspielerin ist sehr vorsichtig: „Betrügern möchte ich keinesfalls auf den Leim gehen.“
Klar sei, dass Firmen mit ihren Preisausschreiben auf der Jagd nach Telefonnummern und eMail-Adressen sind. Auch jede Menge Werbung wird Mitspielern untergejubelt. Doch Helga Eblinger hält genaue Prinzipien ein: „Bei unbekannten Nummern am Handy hebe ich nicht ab, danach sperre ich die Nummern sofort. Verdächtige eMails lösche ich gleich.“ So könne sie Spamfallen und andere Tricks meist gleich erkennen. Wichtige Daten, etwa zu ihrer Gesundheit, über die Familie oder ihre Bankverbindungen seien tabu.
Dubios klingende oder unseriöse Offerte rührt Eblinger nicht an. Kommen Gewinnzusagen, die mit einer Zahlungsaufforderung vor der Gewinnausschüttung verbunden sind, läuten bei ihr die Alarmglocken.
Bei solchen Machenschaften handle es sich ganz klar um Betrug, warnen Arbeiterkammer und Polizei. Dabei werden die Tricks der Betrüger immer ausgefuchster, um ihre Opfer zu Überweisungen zu motivieren. Die AK in Niederösterreich berichtet etwa, dass der vermeintliche Gewinner von mehr als 96.000 Euro vor der Überweisung gebeten wurde, 1.987 Euro für die Haftpflichtversicherung des gewonnenen Geldes an eine türkische Bank zu überweisen. „Wird das Geld überweisen, ist es weg“, warnen die Experten.
Im Grunde sind Gewinnspiele in der Wirtschaft, aber auch bei Institutionen bis hin zu Ministerien gern genutzte Marketinginstrumente. So veranstaltete das Außenministerium jüngst ein Gewinnspiel „Menschenrechte in die Welt tragen“. Beliebter Gewinnspielpreis, den etliche Institutionen offerierten, war zuletzt das Klimaticket. Eigentlich für Spielveranstalter gedacht, liefert der von der WK Österreich aufgelegte „Leitfaden Gewinnspiele-Preisausschreiben-Glücksspiele“ auch für Mitspieler viele Infos über die Welt des Glücks.
Zu Weihnachten hoch im Kurs stehen ja Lotterien. Erst am Freitag durfte ein 65-Jähriger aus dem Bezirk St. Pölten jubeln. Er gewann bei der traditionellen spanischen Weihnachtslotterie „El Gordo“ in Madrid 250.000 Euro.
Richtig begonnen habe alles, als sie vor drei Jahren hintereinander über eine Bank einen kleinen Goldbarren (Wert: 200 Euro) und über eine Heimwerkerkette einen Hochdruckreiniger gewann.
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Karten für tolle Sommerevents, wie die Oper Nabucco in St. Margarethen, ein Theaterabend auf der Rosenburg, Arrangements in Weinhochburgen oder ein Weihnachtskonzert mit DJ Ötzi und den vier Tenören, dazu etliche Gutscheine für edle Restaurants und viele kleinere Gewinne aller Art hat Helga Eblinger mittlerweile auf ihrer Scorerliste notiert.

"Wertmäßig kommen übers Jahr recht ordentliche Summen zusammen", versichert Eblinger. Sie ist überzeugt, dass ihr bisher viel mehr Positives als Negatives in ihrem leidenschaftlich ausgeübten Hobby widerfahren sei.
Eine halbe Stunde oder etwas mehr opfere sie täglich, um beim Morgenkaffee am Handy oder am Laptop ihr kleines Spielcasino am Laufen zu halten, erzählt sie. Da beantwortet sie Gewinnmitteilungen oder Anfragen von Firmen. Natürlich steigt sie auch gleich in neue Spiele ein. Frust über Nullnummern oder Druck, unbedingt gewinnen zu müssen, verspüre sie nie, versichert Eblinger. "Aber so ein Hauptgewinn direkt vom Christkind hat halt schon besondere Reize", gesteht sie hoffnungsvoll.
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