Wenn Diplomaten in der Politik landen

Wenn Diplomaten in der Politik landen
Neue Rollen in der Innenpolitik für Peter Launsky-Tieffenthal und Martin Eichtinger, deren Freundschaft im Ausland begann.

Es gibt sie, die Diplomatensprache. Und sie ist auch im Duden ganz genau definiert: „Fachjargon der Diplomaten, der durch vorsichtige Wortwahl, Umschreibungen, Andeutungen und Ähnlichem charakterisiert ist.“ Anders formuliert: eine höfliche Ausdrucksweise, um das Gegenüber nicht zu beleidigen oder nicht vor den Kopf zu stoßen. Das Gegenteil von dem, was uns tagtäglich in der Innenpolitik begegnet.

Zwei Diplomaten haben vor wenigen Monaten dennoch den Schritt vom internationalen Parkett in die heimische Innenpolitik gewagt. Peter Launsky-Tieffenthal (60) als Sprecher der Bundesregierung und Martin Eichtinger (57) als Landesrat in Niederösterreich. Vor rund 30 Jahren hatten sie sich in den USA kennen gelernt und sind seither Freunde. Vor kurzem trafen sie sich nun in der Hofburg im Büro des Regierungssprechers, um über ihre neuen Erfahrungen zu sprechen.

Diplomatie hilft

Ein Sprung ins kalte Wasser ist der Wechsel für beide nicht, weil sie beide bereits Erfahrungen in der Innenpolitik gemacht haben. Sie halten die Diplomatie sogar für eine gute Voraussetzung. Launsky-Tieffenthal: „Was man in der Diplomatie lernt, kann man immer sehr gut gebrauchen.“ Martin Eichtinger ist überhaupt überzeugt, dass der Zugang ähnlich ist: „Der ständige Kontakt mit den Menschen, sich für ihre Anliegen zu interessieren, das gibt es in der Diplomatie genauso wie in der Landespolitik.“ Außerdem: „Als Diplomat lernt man, besonders gut verstehen, wie Österreich funktioniert. Wenn man im Ausland ganz Österreich vertritt, die österreichischen Strukturen, die österreichischen Abläufe kennt, dann tut man sich leichter, wenn man in eine innenpolitische Rolle wechselt.“

Und die Sprache? „Die Diplomatensprache ist insgesamt eine sehr verbindende und man bemüht sich auch um ein Maß an Höflichkeit, weil man immer mit anderen Ländern und anderen Souveränen zu tun hat. Aber wenn es dann ans Eingemachte geht, können auch diplomatische Verhandlungen beinhart sein“, sagt Eichtinger. Wobei er darauf verweist, dass er in der niederösterreichischen Landespolitik unter Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner grundsätzlich auf ein positives Miteinander aller Parteien treffe. Wäre er vor einigen Jahren aus London nach St. Pölten zurückgekehrt, hätte er wohl anders darüber gesprochen.

Bei Peter Launsky-Tieffenthal kommt da noch stärker der ehemalige Diplomat durch, wenn er auf die harten parteipolitischen Auseinandersetzungen mit seiner Regierung angesprochen wird. Das sei eben die parlamentarische Diskussion, so seine vorsichtige Wortwahl: „Das muss man wertschätzen, vor allem, wenn man in Ländern gearbeitet hat, wo das nicht so ist.“

Neue Diplomatie

Was beide erfahren haben: Die Diplomatie hat sich geändert. Botschafter sollten mehr als je zuvor auch in der Gesellschaft jenes Staates unterwegs sein, wo sie eingesetzt sind. Dazu läuft in Zeiten der sozialen Netzwerke der Informationsaustausch viel schneller und direkter. Dennoch warnt Regierungssprecher Launsky-Tieffenthal davor, auf Diplomaten vor Ort zu verzichten: „Der persönliche Kontakt kann auch durch noch so viele digitale Kommunikation nicht ersetzt werden.“ Auch innerhalb der Europäischen Union. „Der Austausch funktioniert nur gut, wenn sich die Akteure auch persönlich kennen.“

Die Europäische Union ist Peter Launsky-Tieffenthal und Martin Eichtinger ein ganz besonderes Anliegen. Vor allem die Sorge, dass sie noch immer nicht richtig bei der Bevölkerung ankommt. Eichtinger: „Was uns der Brexit gelehrt hat, ist, dass wir viel stärker über die Errungenschaften der EU reden müssen.“ Er wurde ja nicht zuletzt wegen seiner Beziehungen innerhalb der EU in die Landesregierung geholt.

Mittlerweile ist er auch Präsident des „Europaforums Wachau“, das er zu einer Plattform ausbauen will, um Europa noch mehr zu verankern. Wobei er da immer wieder auf eine verbesserungswürdige Kommunikation zwischen Brüssel und den Mitgliedstaaten stößt.

Derzeit ist die EU wegen des österreichischen Vorsitzes in aller Munde. Ob da Entscheidendes erreicht wird? Peter Launsky-Tieffenthal ist da sehr zuversichtlich: „Wir haben gelernt, Partner zu finden und mit Partnern zu arbeiten. So können wir auch große Themen in der Europäischen Union durchsetzen.“

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