"Wenn Atomkraft sicher ist, spricht nichts gegen Endlager bei Prag"

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Österreicher und Tschechen steigen am heutigen Aktionstag gemeinsam auf die Barrikaden.

Auch wenn die tschechische Agentur für atomare Müllentsorgung "Surao" seit vielen Jahren auf der Suche nach einen geeigneten Standort für ein nukleares Endlager ist, kommt sie nicht vom Fleck. Der Kreis der potenziellen Flächen ist nicht kleiner geworden. Im Gegenteil.

Neben den sieben möglichen Bauplätzen – zum Teil nahe der Grenze zu Österreich – werden nun auch die Standorte der beiden Atomkraftwerke Dukovany und Temelin genannt. Vermutlich auch deswegen, weil in den betroffenen Kommunen immer mehr Widerstand zu spüren ist. Ein Aktionstag am Samstag gegen ein Endlager soll erstmals auch sichtbar machen, dass tschechische und österreichische Aktivisten gemeinsam an einem Strang gegen die Atomkraft ziehen.

Geplant sind ab 12 Uhr ein Warnläuten der Kirchenglocken, Protestmärsche, Bürgerversammlungen, ein Staffellauf und interaktive Wanderungen in jenen sieben tschechischen Gemeinden, die als Standorte für die Lagerung radioaktiver Brennstäbe nach wie vor infrage kommen. Geht es nach den Plänen von "Surao", soll bis zum Jahr 2025 ein endgültiger Platz für den tschechischen Atommüll feststehen. Ab 2065 ist die Inbetriebnahme geplant, der KURIER berichtete.

"Wenn Atomkraft sicher ist, spricht nichts gegen Endlager bei Prag"
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Sicherheit

Seit überlegt wird, auch wenige Kilometer nördlich von Waldviertler Orten ein Endlager zu errichten, steigen Bewohner auch hierzulande auf die Barrikaden. Eine Waldviertler Delegation will sich Samstag an den Aktionen beteiligen: "Klar ist, dass es ein Endlager geben muss, weil das atomare Zeugs schon da ist", bedauert Renate Brandner-Weiß, Mitorganisatorin des Waldviertler Energiestammtischs. Deswegen geht es ihr vor allem um die Qualität eines Endlagers. "Es muss die Sicherheit gewährleistet sein. Denn geht der atomare Müll tatsächlich hoch, sind Teile des Mühl- und Waldviertels massiv betroffen", glaubt Brandner-Weiß.

Weil hierzulande vieles auf Ökologie und Nachhaltigkeit aufgebaut sei, müsse ein Endlager im Grenzgebiet verhindert werden. "Wenn unsere Nachbarn tatsächlich glauben, dass Kernenergie risikolos ist, spricht nichts dagegen, wenn sie ihren Atommüll in der Nähe von Prag vergraben", betont Christof Kastner, Obmann des Wirtschaftsforums Waldviertel.

Mehr Transparenz

Dass es bei der Standortsuche insbesondere um Transparenz und Sicherheit geht, davon ist Patricia Lorenz, Atomkraft-Expertin bei "Global 2000", überzeugt: "Wir wollen Einblick in alle Pläne und wissen, nach welchen Kriterien die Tschechen einen Deponieort aussuchen wollen?" Bis dato sei "Surao" desaströs vorgegangen, meint Lorenz und verlangt von der österreichischen Politik mehr Initiative. "Böse Kommentare sind zu wenig. Land und Bund müssen mit Nachdruck Forderungen stellen und Informationen verlangen." Anstelle einer versiegelten Endlagerung von Atommüll in bis zu 600 Metern Tiefe, ist Lorenz für eine überwachte Containerlagerung an der Oberfläche. "Da es bisher keine Materialien gibt, um den radioaktiven Müll für lange Zeit sicher aufzubewahren, muss ein Umpacken bei Austreten von Stoffen rasch möglich sein", sagt Lorenz.

Die nö. Landespolitik sieht sich auf einem Konfrontationskurs mit Tschechien: "Wir verlangen in Atomfragen die höchsten Sicherheitsstandards, haben mit unserer Unterschriftenaktion gegen Dukovany den Druck massiv erhöht und den Ausbau verzögert", sagt Landeshauptmannstellverteter Stephan Pernkopf. Klar sei, auch Tschechien müsse die Energiewende einleiten.

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