Musik zieht ein: Chöre beleben ehemalige Hollabrunner Volksschule
Stoßen auf das neue Quartier der Capella Cantabile an (v.l.): Alfred Tuzar, Nicole Schinnerl und Jan Waldhart.
Treffpunkt: Ehemalige Volksschule Koliskoplatz, Hintereingang. Dort sind nun zwei Hollabrunner Traditions-Chöre zu finden. Die Capella Cantabile und der Einklang 1861 proben seit diesem Jahr im Untergeschoß des früheren Schulgebäudes. Alle Räume sind adaptiert, alle Sänger glücklich. "Wir fühlen uns wohl, wir haben ein Zuhause", fasst Nicole Schinnerl, eine "Capellanerin", wie die Mitglieder der Capella Cantabile genannt werden, zusammen.
Der Weg dorthin war steinig: Die Capella wurde 1984 gegründet, als Chor der Musikschule. Damit war auch klar, wo geprobt wird. Mittlerweile ist die Musikschule in den modernen Schulcampus übersiedelt. Der Chor ist ein eigenständiger Verein geworden, losgelöst von der Musikschule. "Damit mussten wir akzeptieren, dass im neuen Schulcampus kein Platz mehr für uns war", sagt Alfred Tuzar, der den Chor seit Beginn an leitet. So begann die Suche nach einem neuen Quartier.
Capella Cantabile auf der Suche nach Proberäumen
Bis Ende Juni durfte sein Chor noch im ehemaligen Musikschulgebäude in der Brunnthalgasse proben, ein Entgegenkommen des neuen Eigentümers des Gebäudes, Architekt Ernst Maurer. Erste Gespräche mit Lokalpolitikern gab es bereits vor zwei Jahren, eine geeignete Lösung wurde da nicht gefunden. "Ich habe gewusst, dass auch der Einklang nach neuen Probenräumen sucht und habe ihn mit ins Boot geholt", holte sich Tuzar Verstärkung. Weitere Gespräche mit Bürgermeister und Stadträten folgten - dieses Mal mit Erfolg.
Die Chöre Capella Cantabile und Einklang 1861 proben seit diesem Jahr in der alten Volksschule Koliskoplatz.
Im Dezember 2024 wurde den beiden Chören die ehemalige Volksschule schmackhaft gemacht, eine Begehung später war das neue Chorquartier besiegelt. "Wir sind heilfroh, dass wir jetzt in der alten Volksschule proben können", blickt sich Tuzar stolz in den Räumen um. Sie haben einen neuen Boden, es wurde ausgemalt, manche Leitungen verlegt, neu eingerichtet und sogar ein WC für die Chorleiter installiert.
"Wir fühlen uns wohl, wir haben ein Zuhause."
Kassierin der Capella Cantabile
Viele helfende Hände bei der Adaptierung
"Was ging, haben wir selbst gemacht", spricht Tuzar nicht nur vom Bodenverlegen oder dem Ausmalen. Das eine oder andere Kasterl hat er selbst gezimmert. Die Mitglieder beider Chöre packten mit an. Vieles aus der ehemaligen Musikschule wurde wiederverwendet. "Die Stadtgemeinde hat uns mit der Übersiedelung eines Küchenblocks unterstützt", berichtet der Chorleiter, dass die Mitarbeiter des Bauhofs ebenso fleißig mithalfen und auch die professionellen Anschlüsse und Elektroinstallationen von der Gemeinde übernommen wurden.
Die Capella hat schon im Juni mit den Proben in den neuen Räumen mitten in Hollabrunn begonnen. Der Einklang, der im nächsten Jahr seinen 165er feiert, startete im September. Das Nomadendasein des Chors hat damit ein Ende. Zuletzt probte der Chor von Obmann Gerhard Sulz im Dorfhaus im fünf Kilometer entfernten Dietersdorf, eine Katastralgemeinde von Hollabrunn.
Robert Kellner und die rote Couch
Davor wurde in - heute ehemaligen - Gasthäusern oder im erzbischöflichen Seminar in Hollabrunn gesungen. Das Archiv und die Noten waren an verschiedenen Orten untergebracht. "Jetzt sind wir wieder in Hollabrunn in einem zukunftssicheren Gebäude", ist Robert Kellner froh. Er singt beim Einklang, ist Verbindungsmann der beiden Chöre, ist ein langjähriger Freund Tuzars und packte auch mit an, wenn es etwa galt eine rote Couch für den Gemeinschaftsraum zu transportieren.
Capella bewahrt Gedenken an Walter Lehner
"Mit der Übersiedelung in die neuen Räume ist ein wichtiger Schritt für die Zukunft beider Chöre gelungen", darin sind sich Tuzar und Kellner einig. Tuzar ist es dabei aber auch wichtig, an einen zu erinnern, der das musikalische Leben in Hollabrunn geprägt hat: Walter Lehner. Nach ihm war die frühere Musikschule benannt. "Jetzt ist er aus dem Namen verschwunden", bedauert der Chorleiter. Darum hängt ein Bild des Begründers der Hollabrunner Musikschule im Probenraum der Capella, der seinen Namen tragen soll.
Kommentare