Ein Jahr nach der Flut: Freude ist im Hollabrunner Sonnendach zurück

Die beiden Klientinnen Andrea Zehetner (r.) und Daniela Dietmann besuchen seit Beginn an die Tagesstätte des Vereins Sonnendach. Dafür überreichten ihnen Thomas Kromoser (Land NÖ) und Sonnendach-Obfrau Nicole Feucht eine Urkunde.
"Es war unsere erste Sitzung nach Corona. Das Wetter war so freundlich wie heute. Wir waren froh, dass die Krise hinter uns war und es jetzt bergauf geht." Niemandem war die Ironie der Worte von Nicole Feucht, der Obfrau des Vereins "Sonnendach - Behindertenhilfe für den Bezirk Hollabrunn", bei der Jubiläums- und Wiedereröffnungsfeier entgangen. Denn damit beschrieb sie den 14. August 2024. "Nur zwei Tage später war alles anders", und jeder der Gäste wusste genau, was Feucht meinte.
Im August des Vorjahres entlud sich eine Gewitterzelle über Teile der Bezirkshauptstadt. Die Gäste der Augustwiesn mussten evakuiert werden, ebenso die Pferde des Hollabrunner Reitzentrums, das sich ganz in der Nähe befindet. Die Tennishalle und die Tagesstätte des Vereins Sonnendach auf der gegenüberliegenden Straßenseiten standen unter Wasser. "Die Bilder haben mir einen Schock versetzt", erinnert sich Feucht, die die Hiobsbotschaft im Urlaub erhielt.
Kaum war der Schlamm weg, folgte nächste Überflutung
Und als der ganze Schlamm aus dem Keller der Tagesstätte, der komplett unter Wasser stand, draußen war, Feuerwehren, Freiwillige und Sonnendach-Mitarbeiter endlich durchatmen konnten, kam das nächste Gewitter. Alles wiederholte sich, nur einen Tag später. "Wir standen vor der Schließung. Es schien einfach alles aussichtslos", erinnert sich Feucht.
Doch dann wurde der Verein von einer Welle der Hilfsbereitschaft erfasst. Es wurde mit angepackt und gespendet - auch der KURIER sammelte bei einer Spendenaktion mehr als 41.000 Euro.
Beim Starkregen im Juli diesen Jahres kehrten Erinnerungen an die Verwüstung 2024 zurück. "Die Gartenmauer hat uns vor Wassereintritt geschützt", ist Feucht froh. Die Investition von 120.000 Euro in die 140 Laufmeter lange Mauer hat sich somit bereits bezahlt gemacht. Ein Retentionsbecken im Garten des Areals, das 170 Kubikmeter Wasser fasst, ist noch in Arbeit.
Sonnendach-Wohnhaus blieb bewohnbar
Im Herbst 2024 war die Tagesstätte verwüstet, im Wohnhaus stand das Wasser zentimeterhoch, doch die Bewohner konnten bleiben. "Eine Übersiedelung wäre der Supergau gewesen", erzählt die kaufmännische Leiterin, Sonja Dürnsteiner, bei der Führung durchs sanierte Gebäude. Denn ein Ausweichquartier zu finden, das den Anforderungen der Klienten entspricht, wäre mehr als herausfordernd geworden.
"Wir standen vor der Schließung. Es schien einfach alles aussichtslos"
Obfrau des Vereins Sonnendach
Wiedereröffnung und einige Jubiläen
Am vergangenen Freitag wurden aber nicht nur die Wiedereröffnung nach der Unwetterverwüstung gefeiert, sondern auch einige Jahrestage: Vor 35 Jahren wurde der Verein Sonnendach gegründet, vor 30 Jahren die Tagesstätte errichtet und vor zehn das Wohnhaus.
Eine Frau der ersten Stunde ist Maria Breindl. Die ehemalige Direktorin der Allgemeinen Sonderschule war sehr gerührt, als sie zu den Gästen sprach. Kinder mit Beeinträchtigung sollten auch etwas haben, wo sie nach der Schule hingehen können, das war damals die Vision. "Es sollte überschaubar und familiär sein", erinnert sich Breindl. Auf die Idee im September 1990 folgte die Vereinsgründung im November. "Ein denkwürdiger Tag", sollte der 24. Dezember 1990 werden, da besichtigte der Vereinsvorstand das Areal in der Aumühlgasse, wo heute Tagesstätte und Wohnheim stehen.
Das Grundstück hat der Verein von Leopoldine Weislein zu einem "äußerst sozialem Preis" erhalten. Schon damals habe es die Vision eines Wohnheims gegeben, "damit die Eltern ihre Kinder gut versorgt wissen", erinnert sich Breindl.
Drei Klienten seit Beginn an in Tagesstätte
Die Tagesstätte nahm im Mai 1995 ihren Betrieb mit zwei Fachbetreuern und sechs Klienten auf. Heute sind es 22 Mitarbeiter und 40 Klienten, zwölf davon leben im Wohnhaus. Drei dieser ersten sechs Klienten besuchen die Tagesstätte noch heute. Zwei davon waren beim Fest dabei und wurden mit einer Urkunde überrascht: Daniela Dietmann und Andrea Zehetner hatten große Freude.
Woher kommt eigentlich der Name "Sonnendach? "Der ist von mir", sagt Breindl. Die Sonne steht für Licht und Wärme, das Dach für ein gemeinsames Zuhause. Und das haben die Menschen im Sonnendach gefunden, das war beim Fest deutlich spürbar: Alle waren mit Freude dabei, sogar ein eigener fröhlicher Song wurde komponiert, zu dem die Klienten tanzten.
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