Die Weinlese 2025 bringt in NÖ "ein lebendiges Weinderl"

In Niederösterreich wird ein sehr guter Weinjahrgang erwartet.
Das Wort "Jahrhundertwein“ will Reinhard Zöchmann, Weinbaupräsident von Niederösterreich, nicht in den Mund nehmen. Einer seiner Amtskollegen hatte sogar einen "Jahrtausendwein“ vorhergesagt – wenige Tage später ist die Ernte aufgrund starker Regenfälle davongeschwommen. Doch: "Aus heutiger Sicht wird es ein sehr gutes Weinjahr“, ist der Roseldorfer Winzer (Bezirk Hollabrunn) mitten in der Hauptlese sehr zuversichtlich. Die kühlen Nächte und sonnigen Tage haben für die genau richtigen Zuckergrade der Trauben gesorgt.
Die Weine seien sehr fruchtig, dem Grünen Veltliner, der Hauptsorte des Weinviertels, sagt der Präsident eine lebendige Säure voraus. „Es wird also ein lebendiges Weinderl“, sagt Zöchmann. Und er fügt hinzu: „Es wird ein fruchtig-pfeffriger Veltliner.“
Der Ernteertrag wurde vor der Lese als durchschnittlich eingeschätzt, für Niederösterreich bedeutet das 1,6 Millionen Hektoliter. „Ich glaube, dass die Tendenz noch etwas nach oben geht“, so Zöchmann. In der Thermenregion sei die Menge zwar geringer, aber immer noch mehr als im Vorjahr. „Das Kamptal war im vorigen Jahr von Frost betroffen. Da ist der Rebstock ausgeruht und trägt heuer mehr Trauben“, weiß der Winzer. Heuer habe es zum Glück keinen Frost gegeben, auch die Trockenheit war in diesem Jahr kein Thema.

Reinhard Zöchmann ist Weinbaupräsident von Niederösterreich und blickt einem sehr guten Weinjahr entgegen.
Zeit für Spezialitäten
Die Hauptlese werde spätestens in der zweiten Oktoberwoche abgeschlossen sein. Dieser Zeitpunkt schafft Möglichkeiten für die Winzer, sich an Spezialitäten wie Beerenauslese oder Eiswein zu probieren: „Die Traube muss im Kern minus sieben Grad haben“, erklärt der Weinbaupräsident die Bedingungen. Eine Außentemperatur von minus zehn Grad über mehrere Stunden ist nötig, um Eiswein zu lesen. „Das könnte funktionieren, weil wir heuer mit der Lese wieder später dran sind.“
Nicht nur das Weinjahr, auch die Lage am Weinmarkt sei gut. Denn Frankreich, Spanien und Deutschland vermelden eine geringere Erntemenge.
Der gefragteste Wein aus Österreich auf dem Weltmarkt ist ohne Zweifel der Grüne Veltliner. „Eigentlich müssen wir Donald Trump dankbar sein“, scherzt Zöchmann. Denn durch die Zollpolitik des amerikanischen Präsidenten verzichten die Kanadier auf kalifornischen Wein. „Jetzt trinken sie mehr europäischen und somit auch österreichischen Wein.“
Sorgenkind Rotwein
Mit Sorge blickt der Winzer aber auf den Rotwein. In diesem Bereich ist der Markt unter Druck. Das zeige sich vor allem im Burgenland. „Wir merken es bei uns, wenn wir unseren Heurigen offen haben“, spricht Zöchmann aus Erfahrung. An guten Tagen wird da eine Flasche Rotwein verkauft. Das spiegelt sich in Zöchmanns Weingärten wider: Da wachsen zu 90 Prozent Weißweinsorten.
Solche Trends gab es aber immer wieder. Bereits 1995 habe es Diskussionen um den Rotwein gegeben, da der Konsum rückläufig war. „Zwei Jahre später hatten wir einen Rotweinboom“, erinnert sich der Roseldorfer.
Ein Trend der vergangenen Jahre waren übrigens Naturweine. „Da gibt es noch Liebhaber, der Trend ist aber rückläufig“, weiß der Experte.
Dieser Tage angesagt: alkoholfreie Weine. Grundsätzlich findet es der Weinbaupräsident gut, dass es dafür einen Markt gibt und Werbung für solche Produkte gemacht wird. „Sehr unerfreulich“ sei aber, dass es, wenn es um Alkoholprobleme gehe, immer nur eine Weinflasche abgebildet sei. „Ein gutes Glaserl Wein ist nicht das Problem“, sagt Zöchmann. Denn nur wer es übertreibe oder regelmäßig zu Hochprozentigem greife, habe Probleme zu erwarten.
Mehr Traubensaft als Wein
Da es enorm viel Energie verbrauche, Wein zu entalkoholisieren, fragt sich der Winzer, ob es nicht besser wäre, auf Traubensaft zu setzen. Die Herstellung sei naturnahe und weniger aufwendig. Er kenne Heurigenbetriebe, vor allem im Speckgürtel von Wien, die schon mehr Traubensaft als Wein verkaufen – hier könnte ein sortenbezogener Traubensaft zum neuen Trend werden.
Zurück zur Lese: Was mag der Weinbaupräsident in dieser Zeit am liebsten? „Das gute Essen. Bei uns gibt es immer deftige Gerichte, die in großer Runde einfach besser schmecken“, denkt er an jene Tage, an denen Weinkunden nach Roseldorf kommen, um bei der Lese selbst mitzuhelfen, um zu sehen, wie ihr Lieblingswein entsteht. „Da geht’s um die Gaude“, sagt er – und bei der ist Reinhard Zöchmann immer dabei.
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