Weingarten soll verbaut werden: Winzer sehen Wachau bedroht
VonJürgen ZahrlDie Mitglieder des „Arbeitskreises zum Schutz der Wachau“ sorgen sich um die Zukunft des Weltkulturerbes. Unpassende Bauten würden immer öfter das einzigartige Landschaftsbild gefährden. Beispiele dafür gibt es einige: Wohnhäuser, die einer militärischen Bunkeranlage ähnlich sehen oder die dahinter liegenden Steinterrassen verdecken. Jetzt droht erneut die Verbauung eines großen Weingartens, der als Fläche für die Errichtung eines Nahrungsmittelerzeugers in Dürnstein dienen soll. Daher verlangen die Wachau-Schützer ein strengeres Regelwerk für die Bautätigkeit in der seit dem Jahr 2000 geschützten Weinbau-Region.
Schon vor fast 50 Jahren ist es den Bewohnern nur aufgrund ihres massiven Widerstands gelungen, die Wachau vor dem Bau eines Donaukraftwerks zu retten. Auch wenn die Region inzwischen Schutzstatus genießt, sehen die Einheimischen viele kleinere Bedrohungsszenarien. „Die Gemeinden werden oft von Bauträgern überrollt und widmen unter dem Druck, Jobs und Wohnraum zu schaffen, voreilig Flächen um“, betonen die Vereinsmitglieder Emmerich Knoll und Christian Hirtzberger. Das größte Kapital der Wachauer Winzer seien aber die bis zu 1.000 Jahre alten Weingärten, die den Ruf des Wachauer Weins in alle Welt hinaustragen würden. „Daher geht es um Sensibilität und einen vernünftigen Umgang mit der Landschaft“, sagt Hirtzberger, der schon zuletzt in Vorträgen über „schützenswerte Besonderheiten der Region“ informierte.
Untragbar
Auch Anton Bodenstein, Obmann des Regionalen Weinkomitees Wachau, war am Wochenende bei einem Lokalaugenschein in der sogenannten „Ried Hollerin“ in Dürnstein, wo der Gewerbebetrieb entstehen soll. „Der Verlust weiterer Flächen ist untragbar. Die Weingärten sind die Lebensgrundlage unserer Winzer und für den Qualitätstourismus“, meinte Bodenstein. Er wünscht sich, dass die Wachau eine Pilotregion wird, in der man die Reduktion der Flächenverbauung und den Ausbau des Qualitätstourismus als neue Maßstäbe sieht – dafür müsse man auch das Land Niederösterreich mit ins Boot holen, betonte der Winzer.
Andreas Nunzer, der Bürgermeister von Spitz und Obmann des (anderen) „Arbeitskreises Wachau“, sieht die Region inzwischen auf dem richtigen Weg: „Wir arbeiten schon an einem Bebauungsplan für Spitz auf Basis des Welterbeschutzes. Weitere Gemeinden werden folgen“, sagt Nunzer. Aktuell werde auch an einem „Leitbild Bauen“ in Abstimmung mit zwei Fachexperten gearbeitet. „Für jeden Ort soll es ein Entwicklungsleitbild geben, um lösungs- und praxisorientiert Antworten auf viele Fragen zu haben“, erklärt Nunzer. Im Rahmen eines – teilweise öffentlichen – Workshops will man auch eine eigene „Baukultur für die Wachau“ erarbeiten.
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