„Wir haben darüber nachgedacht, wie man den Grünen Veltliner (GV) auf dem internationalen Parkett noch bekannter machen könnte“, erzählt Huber, der 35 Exportmärkte beliefert. Die vielen Sorten und Herkunftsbezeichnungen würden ausländische Kunden nach wie vor verwirren, es brauche deshalb einen Wein mit einem hohen Wiedererkennungswert, so der Niederösterreicher.
Herausgekommen ist ein GV mit dem Namen „New Chapter“ (neues Kapitel, Anm.), der in der Falstaff-Bewertung 94 Punkte erreichte. „Er ist reif und kraftvoll, aber nicht opulent“, berichtet der Winzer. Das Produkt, so Huber, sei auch ein Resultat der Corona-Pandemie. „Ich hatte endlich Zeit zum Nachdenken, konnte mich auf Neues konzentrieren.“
Ausnahmejahr
Bleibt die Frage, wie es den vielen anderen Winzern in Österreichs größtem Weinbaugebiet (28.000 Hektar Rebfläche) geht? Der KURIER fragte bei NÖ Weinbaupräsident Reinhard Zöchmann nach. Das Vorjahr sei jedenfalls in vielerlei Hinsicht ein Ausnahmejahr gewesen, so Zöchmann.
Einerseits hätten sich bei geschlossenen Gastronomiebetrieben die Weinlieferungen in den Lebensmittelhandel und zu Ab-Hof-Verkäufen verlagert. Gefragt waren – wider die Befürchtung im ersten Lockdown – nicht nur billige Weinsorten, sondern genauso mittel- bis hochpreisige Flaschen.
Darüber hinaus sei im Online-Handel mehr Wein verkauft worden als je zuvor. Andererseits sei im Vorjahr zwar weniger Wein in die USA verkauft worden, doch die Nachfrage nach österreichischen Weinen stieg in skandinavischen Ländern und in Kanada an.
„Auszeichnung höchster Art“
Der Inlandstourismus habe im Sommer ein kurzes Hoch erlebt, wodurch vor allem örtliche Winzer profitiert hätten. „Letztendlich konnte das alles nicht wettmachen, was in der Gastronomie gefehlt hat“, stellt der Experte fest. Die Verlierer seien mit Umsatzeinbußen bis zu 80 Prozent die Lieferanten der Wiener Gastronomie.
Mit 2,39 Millionen Hektoliter lag die produzierte Menge zwar etwas unter dem Durchschnitt, bezüglich der Qualität sei das Weinjahr 2020 jedenfalls ein gutes gewesen, so Zöchmann. Das Ergebnis war ein nicht ganz so kräftiger, fruchtiger Wein.
Internationale Nachahmer
Der Grüne Veltliner sei dabei in aller Munde und zähle nicht nur in Österreich zu den besonders beliebten Weinsorten. Die österreichische Weinsorte werde inzwischen auch in anderen Ländern produziert. Das bedeute laut dem Weinbaupräsidenten eine Auszeichnung der höchsten Art: „Nur etwas Gutes versucht man nachzumachen“.
Bei einem Blick auf 2021 könne man nur warten und hoffen, meint Zöchmann. Weil das Wetter bisher lange kühle Temperaturen mit sich brachte, treiben die Weinreben später aus, somit sei die Gefahr für Spätfrost niedriger. Dazu komme die hohe Winterfeuchtigkeit. Damit sind zumindest die ersten Voraussetzungen für eine gute Ernte 2021 gegeben.
Zahlen
1,79 Millionen Hektoliter Wein wurden 2020 in NÖ gekeltert
22.297 Hektar ertragfähige Fläche für Weißwein gibt es im Bundesland – 747 davon liegen im Traisental. Österreichweit sind es 32.771 Hektar
185,4 Millionen Euro wurden 2019 österreichweit durch den Weinexport erzielt – ein Rekordwert, der in 102 Ländern erwirtschaftet wurde
Quelle: Statistik Austria
Mitarbeit: Verena Huber
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