Ein Schwager des Angeklagten beschrieb das Opfer als kalt und berechnend und behauptete: „Er war ihr hörig, hat nur mehr gemacht, was sie wollte und sich völlig verändert.“ Man habe in bestem Einvernehmen gelebt, sich gegenseitig beim Hausbau unterstützt. Bis zur Hochzeit – weil sein Sohn, Patenkind des Angeklagten, von dieser ausgeladen worden sei. Die Schwester des 64-Jährigen behauptete: „Auch andere Freunde haben sich wegen ihr abgewandt.“
"Regelmäßig Stress"
So etwa die Ehefrau eines ehemaligen Angestellten und Freundes der beiden. Aufgrund des Führungsstils des Opfers als Chefin sei es zum Zerwürfnis zwischen den Frauen gekommen. Der Mann behielt das Freundschaftsverhältnis zum Ehepaar jedoch bei. Und wurde von der Frau wenige Wochen vor der Tat gebeten, die im Haus aufbewahrte Schusswaffe zu übernehmen. „Weil es regelmäßig Stress gibt und sie ihn nicht wiedererkennt, hat sie gesagt“, erinnerte sich der Mann vor Gericht.
„Liebesentzug“
Auf die Frage des Richters, ob er den Eindruck hatte, die Frau fürchte um ihr Leben, antwortet der Mann vorsichtig: „Sie hat nicht panisch gewirkt, aber ich hatte schon den Eindruck, dass da etwas nicht stimmt.“ Weitere Anzeichen für Streit in der Ehe habe er jedoch bei mehreren Besuchen nicht erkannt.
Einen ganz anderen Eindruck schilderte eine 87-jährige Nachbarin, die sich als „Ersatzmutter“ des Opfers bezeichnet. Ihr gegenüber habe die Frau über „Liebesentzug“ ihres Ehemannes geklagt. „Sie hat immer alles im Haus und im Garten in Ordnung gehalten, aber er hat ihr vorgeworfen, dass sie eine schlechte Hausfrau und Ehefrau ist“, berichtete sie.
"Psychoterror"
„Schon jahrelang“ habe es Streit in der Ehe gegeben. „Letzter Auslöser“ sei eine vom Angeklagten geplante, mehrmonatige Südamerika-Reise mit einem Wohnmobil gewesen. „Sie wollte da nicht mitfahren.“ Und die Frau habe ihr erzählt, dass sie vom Angeklagten über die Videoüberwachung im Haus kontrolliert werde. Deshalb habe sie die Codes - auch für ihr Handy - geändert.
Zwei weitere Freundinnen sprachen von „Psychoterror“ und bestätigten, dass sich die Frau vernachlässigt gefühlt habe. „Sie war gebrochen und verzweifelt. Wenn nicht alles so gelaufen ist, wie er wollte, hat er wochenlang nicht mit ihr geredet“, sagte eine. Die andere berichtete: „Sie hat erzählt, dass er ihre Krebserkrankung einfach ignoriert und sich beschwert hat, warum sie keinen Sport macht und keine Reisen unternehmen will.“ In den letzten Wochen vor der Tat habe der 64-Jährige laut seiner Ehefrau auffällig viel Zeit in der Garage verbracht: "Sie hat sich gewundert, was er da macht."
Der Prozess wurde vertagt.
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