Feuerwand in Österreich: Wie ein Waldbrand die Arbeit der Feuerwehr veränderte

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Der Brand am Anninger forderte 600 Feuerwehrleute. Dutzende Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden - das hatte Folgen.

Es war gar nicht so heiß, an diesem 15. August 1994. Um die 24 Grad Höchsttemperatur wurden in der Region gemessen – der Westwind wehte heftig. Eine willkommene Abkühlung, denn Ende Juli bis Anfang August hatte eine lange Hitzewelle die Mödlinger zu Schwitzen gebracht. Es war damals der drittheißeste Sommer in der Messgeschichte.

Die lange Trockenperiode hatte auch der Vegetation ziemlich zugesetzt. Es war kurz nach Mittag, 13.50 Uhr, als der erste Notruf bei der Feuerwehr eintraf.

Es rauche im Wald rund um den Dreistundenweg und es sei ein enormer Lärm zu hören, meldete der Anrufer – dem noch rund 150 weitere folgen sollten. „Es ist dann gleich die erste Mannschaft ausgerückt und als die vor Ort war, sind ihnen 30 Meter hohe Flammenwände entgegengeschlagen“, erinnert sich der damalige Branddirektor Mödlings, Gerald Stöhr.

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Der Wind fachte die Flammen an, immer wieder entstanden neue Brandherde

Wie Zunder

Mehrere Tausend Quadratmeter Wald standen in Flammen. Die Schwarzkiefern, deren Harz einst für die Pecherei verwendet wurde, brannten wie Zunder, das Knistern war ohrenbetäubend, die meterhohe Rauchsäule weithin sichtbar.

Rasch wurde Bezirksalarm ausgelöst und 26 Wehren zum Brandlöschen zusammengezogen. Der Einsatz war herausfordernd. Das Areal rund um die Burg Mödling ist steil, mit den Fahrzeugen konnten die Einsatzkräfte kaum zufahren. Auch, weil man damals den Wald wuchern ließ, was die Wege verschmälerte. Die Feuerwehrleute mussten vom Prießnitztal über die Anninger-Schutzhausstraße sowie von der Meiereiwiese aus mehrere kilometerlange Zubringleitungen verlegen.

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Die Rauchsäule war weithin zu sehen.

Zudem wurden zwei Hubschrauber des Bundesheeres alarmiert, um Wasser über dem Wald abzuwerfen. Da die Kapazität der Mödlinger Wasserleitung aber nur für das Befüllen eines Hubschraubers reichte, musste der zweite zu den Ziegelteichen in Wiener Neudorf ausweichen. 

Einer der Hubschrauber wurde dann jedoch nach Neunkirchen abgezogen, wo zeitgleich im Föhrenwald zwischen Neunkirchen und Wiener Neustadt ein enormer Brand ausgebrochen war, der 1.500 Mann forderte, Häuser bedrohte und die Südbahn sowie die B17 übersprang. Insgesamt 60 Hektar brannten dort ab.

„Waldbrand schauen“

Am Anninger kämpften die Einsatzkräfte indes nicht nur gegen die Flammen. Auch Spaziergänger und Schaulustige, die extra „Waldbrandschauen gekommen waren, mussten in Sicherheit gebracht werden, erinnert sich der damalige Einsatzleiter. „Für Menschen im Wald ist es schwierig zu entkommen, weil sie nicht wissen, wo der Rauch und Lärm herkommt“, erklärt Stöhr. Also durchkämmten Atemschutztrupps in Autos und auf Motorrädern das Gebiet und geleiteten mehr als 40 Menschen in Sicherheit.

„Wir haben alle das Szenario unterschätzt. Gott sei Dank ist es uns gelungen, alle Leute aus dem Wald zu bringen“, erinnert sich der frühere Branddirektor. Angst hatte er aber nie. „Die ist der falsche Indikator. Ich hatte Respekt,“ zudem schalte man in den Einsatzmodus. „Da geht es dann um das Taktische. Welche Ressourcen habe ich, etc.“

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Mittels Hubschrauber wurde Wasser abgeworfen.

Der Wind bereitete den Einsatzkräften damals große Schwierigkeiten. Immer wieder fachte er die Flammen an, ständig entstanden im trockenen Wald neue Brandstellen. Durch Funkenflug geriet sogar der Wald beim Schießstättenweg in Brand. Doch die Feuerwehrleute bekamen Unterstützung. „Anrainer haben mit Schaufeln und Äxten bewaffnet, begonnen, das Feuer einzudämmen.“ Auch die Mitarbeiter vom Forstamt der Stadt hätten mitangepackt.

Tagelanger Einsatz

Drei Tage lang dauerte der kräftezehrende Einsatz, ehe Regen zu Hilfe kam. Insgesamt waren neben den Bodentrupps drei Hubschrauber und drei Flächenflugzeuge im Einsatz. Knapp fünf Hektar Wald verbrannten.

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Im Wald gab es vielerorts kein Durchkommen

Als Konsequenz wurden Katastrophenschutz- und Alarmpläne erstellt. „Der Wald wurde katastrophentechnisch katalogisiert und zoniert“, erklärt Stöhr. Schilder wurden aufgestellt, damit der Standort genauer durchgegeben werden kann. „Wir hatten damals Probleme mit den Funkressourcen.“ Deshalb wurde beim Husarentempel eine Funkanlage installiert, die bei Bedarf eingeschaltet werden kann.

Zudem wurde von der Königswiese bis ins Prießnitztal eine Waldlöschleitung verlegt. „Die gibt es bis heute“, sagt der ehemalige Branddirektor. Zudem wird der Wald stärker ausgelichtet, damit weniger brennbares Material herumliegt.

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