Wachau: Sommersaison, wie sie noch nie war

Blick durch blühende Zweige auf eine Kirche und Weinberge in der Wachau.
Tourismus, Wein und Kultur im Spannungsfeld der Beschränkungen. Trotz des Katastrophenjahrs blicken viele Betriebe nach vorne.

Wo an schönen Frühlings- und Sommertagen Tausende Radtouristen durchs Donautal rollen, herrscht gähnende Leere. Gespenstisch wirkt das Ambiente der leeren Gassen in den historischen Ortskernen. Von Dürnstein bis Spitz kein Tourist so weit das Auge reicht. Nur einige Ausflügler haben sich zuletzt in die Wachau verirrt.

Zögerlich, denn außer der schönen Landschaft gibt es ja nichts. Keine Hotels, Wirte, Heurige, alle Lokale haben zu. Kleine Tourismusshops könnten eröffnen. Aber es sind ja keine Touristen da.

Noch nie hat man die Wachau in der Saison so still erlebt. Noch nie waren die Prognosen so schlecht. Kein Wunder. Corona-bedingt wird die Liste der Absagen täglich länger – kein Wein- und Gourmetfrühling, keine Sommersonnenwende, keine Benefizschifffahrt, auch die Wachaufestspiele stehen angesichts der strengen Abstandsregeln an der Kippe.

Nicht entmutigt

Bei aller Dramatik gibt es nicht nur hängende Köpfe. Denn viele Wachauer blicken trotz wegbrechender Umsätze nach vorne. Bis Ende Mai sind zwar die Zimmerbuchungen storniert. Doch Bernhard Schröder von Donau Niederösterreich setzt für die Region bereits auf verstärkte Online-Auftritte mit schönen Bildern. Die Zielgruppe ist klar.

Es sind die Inlandstouristen, hat ja die Politik den Österreichern einen Sommerurlaub im Land dringend empfohlen.

Das kann nur Schadensbegrenzung sein. Der Blick auf die regionalen Nächtigungszahlen macht deutlich: Von den 811.000 Nächtigungen 2019 haben die Österreicher nur 380.000 beigesteuert. Um das Minus abzufangen denkt man laut über eine Saisonverlängerung nach.

Online und Tourismus

Bis der Tourismus in Schwung kommt, überbrücken Betriebe den Shutdown mit Online-Angeboten. Schröder: „Traditionsweingüter laden zur virtuellen Verkostung, Top-Restaurants wie das Schlosshotel Dürnstein oder die Hofmeisterei Hirtzberger haben ein Bestellservice aufgezogen.“ Es gibt auch Online-Rundgänge durch Kulturbetriebe.

Ein lächelnder Mann im Anzug vor Flaggen und einem Fenster.

Tourismus-Landesrat Jochen Danninger: "Langsames Hochfahren der Betriebe ab Mitte Mai"

Besuch beim Top-Winzer Emmerich Knoll in Unterloiben. Der Chef der Vinea Wachau ist stolz auf die neue Aktion seiner Top-Winzervereinigung. Weinfrühlingspakete werden ohne Versandkosten verschickt, über eine Online-Aktion. „Wir wollen als Region Flagge zeigen“, erzählt Knoll. Krise hin, Katastrophe her: „Ein Jahr darf einen Winzer nicht umbringen. Wir müssen ja auch Naturkatastrophen überstehen können“, sagt Knoll mutig.

Wachau: Sommersaison, wie sie noch nie war

Emmerich Knoll: "Weinfrühling findet im Internet statt."

Zu lachen haben die Weinhauer aber nichts: Viele brauchen den Gast in der Region. Denn ohne Weinverkostung läuft weniger Geschäft. Knoll hat eine große Erwartung: „Ich denke, dass die Österreicher nach der sozialen Isolation wieder gerne reisen.“ Damit wäre die Welt der Wachauer wieder im Lot.

Ganz hart trifft die Lage alle Hotels und Zimmervermieter. Eigentlich hätten die Betriebe seit Ostern kräftig ins Jahr starten können.

Wildeis: "Sagte zu meiner Frau: heuer werden wir überrannt"

Wie hart es sie getroffen hat, zeigt ein Besuch beim Kirchenwirt in Weißenkirchen. Manuela und Christian Wildeis sind hier der größte Hotelbetrieb. „Noch Anfang Februar habe ich zu meiner Frau gesagt, heuer werden wir überrannt.“ Stellenanzeigen wurden aufgegeben. Sechs Wochen später herrscht wie bei allen Betrieben Stillstand. Christian Wildeis: „Manchmal fühlt man sich schon alleine gelassen.“

Ein Mann und eine Frau posieren vor dem Hotel Restaurant Kirchenwirt Wachau.

Hart getroffen und dennoch ein mutiger Blick nach vorne: Das Ehepaar Wildeis.

Denn die Krise hat den Kirchenwirt zum falschen Zeitpunkt erwischt. Nach einer Großinvestition im Vorjahr sollte jetzt die perfekte Sommersaison folgen. „Selbst im günstigsten Verlauf wird das ein Horrorjahr. Dass uns zu unseren Krediten noch Überbrückungskredite geboten werden, hilft ja nicht wirklich“, sagt der Firmenchef.

Trotzdem sind die Wildeis fest entschlossen, das Krisenjahr zu meistern. „Wir wissen schon, es wird ein Sommer mit unseren Gästen, der so kontaktlos wie möglich erfolgen soll. Das muss schaffbar sein.“ Und so haben sie beschlossen, „Speisen mit Maske und Handschuhen“ servieren zu lassen, Desinfektionsspender im gesamten Betrieb zu installieren – und bei den Tischen „Abstand halten“.

"Sperrstunde 18 Uhr kaum lebbar"

Ein wichtiger Player in der Region ist die Schifffahrtsunternehmerin Barbara Brandner. Ihre Botschaft ist deutlich: „Hochfahren und Schutzmaßnahmen ja, aber unter Bedingungen, die für die Betriebe wirtschaftlich lebbar sind“. Und sie appelliert an den Hausverstand: „Eine Sperrstunde 18 Uhr ist für die Betriebsstruktur in der Wachau wirtschaftlich kaum lebbar.“

Der KURIER hat bei den Unternehmen nachgefragt:

Eine Frau in Trachtenweste steht vor einem Regal mit regionalen Produkten.

Claudia Rabl hofft, ihren Shop aufsperren zu können.

Ein Bäcker steht in seiner Backstube vor einem Schild mit der Aufschrift „Bäckermeister“.

Einer von drei Produzenten der Wachauer Laberl: Josef Salomon.

Eine Gruppe von Menschen steht vor dem Weingut Pomaßl in der Wachau.

Waldheuriger mit Fremdenzimmer: Familie Pomaßl

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