Von FlowRag zu F.LY: Mödlinger Musiker startet in Berlin durch

Von FlowRag zu F.LY: Mödlinger Musiker startet in Berlin durch
Mit „Dann kommt die Musik“ landete Florian Ragendorfer einen Hit. Dann folgte die Ernüchterung. Nun wagt er einen Neubeginn.

Die Möbel sind mittlerweile geliefert, der Aufbau schreitet voran. Vor wenigen Tagen ist der Mödlinger Musiker Florian Ragendorfer aus dem Wiener Umland nach Berlin gezogen. Ein großer Schritt, aber eigentlich auch nicht, wenn man Musiker ist. Dann ist Berlin so bedeutsam wie Mailand für Designer.

Die vergangenen Jahre waren turbulent für den 29-Jährigen. 2016 schaffte er es mit seiner Band FlowRag und dem Song „Helden“ in die Charts, ein Jahr später folgte der Hit „Dann kommt die Musik“.

Gitarre vom Opa

Nun startet Ragendorfer auf Solo-Pfaden unter dem Namen F.LY neu durch. Diesmal mit englischsprachigen, rockigen Songs. Im Eigenverlag hat er bereits die Single „Don’t expect a thing“ herausgebracht, die nächste steht in den Startlöchern.

Denn eines ist klar, ohne Musik geht es für Ragendorfer nicht. „Los ging es, als ich eine Gitarre vom Opa bekommen habe. Mit 9, 10“, erinnert er sich. Und weil er auch singen konnte, hatte er schon bald die Hauptrolle im Schulmusical. Dann gründete er mit seinem späteren Bandkollegen Richard Oliver Gillissen die Punkrockband Red Ties und bespielten sämtliche Jugendzentren und Jugendveranstaltungen im Bezirk Mödling. „Bands wie Green Day und Blink 182 haben mich sehr geprägt“, sagt Ragendorfer.

2013 gründeten die beiden dann FlowRag – und nahmen erst einmal für die Videoplattform Youtube Musik-Cover auf. Später stieß Pianist Benjamin Zumpfe zu dem Duo.

Glücksmoment

Der Erfolg kam schnell. Ein befreundeter Produzent empfahl, auf Deutschpop umzusatteln, die Musiker schrieben „Helden“ und schickten den Song an Ö3. „Zufälligerweise war er gleich erfolgreich“, erinnert sich Ragendorfer, der für die Musik seinen Job als Grafiker an den Nagel gehängt hatte. „Das war unverhofft. Und einer der glücklichsten Momente.“

In Mödling wurde Ragendorfer sogar „berühmt“, wenngleich sonst eher der Chart-Hit im Vordergrund stand. „Jeder kennt meine Stimme, aber die wenigsten wissen, wer ich bin“, sagt er. Kuriose Situationen gab es dennoch. „Ich hatte auch schon fremde Leute vor meiner Haustür.“

Von FlowRag zu F.LY: Mödlinger Musiker startet in Berlin durch

Die Release-Party der neuen Single wurde im Flex gefeiert 

Schließlich wurde der Deutsch-Rapper Sido auf die Band aufmerksam und nahm sie auf seinem Label unter Vertrag. Die Band nannte sich in „Einfach Flo“ um – ein Fehler, wie Ragendorfer heute sagt. Denn statt richtig durchzustarten, wurde es ruhiger um das Trio.

Luft war draußen

„Letztendlich hat es nicht funktioniert.“ Sie seien zu wenig gefördert worden, ist der 29-Jährige überzeugt. „Uns ist viel genommen worden, was hätte sein können. Mit etwas Glück und den richtigen Leuten hätte es noch größer werden können“, sagt er ernüchtert. Dann kam Corona und die Luft bei der Band war raus.

Umso wichtiger ist es dem 29-Jährigen nun, solo Musik zu machen. „Mir war immer klar, ich muss weitermachen.“ Denn Musik, das war lange Zeit „Output meiner Gefühle“, ein Ausdruck, wie Ragendorfer die Welt sieht. Zuletzt habe aber der Erfolgsdruck im Vordergrund gestanden.

Castingshow bis Radio
Aufgewachsen ist Ragendorfer in Brunn/Gebirge, später zog er nach Mödling. Seine Bandkollegen kannte er bereits seit der Schulzeit. 2013 nahm der Musiker an der ORF-Show „Die große Chance“ teil und kam ins Halbfinale. Im selben Jahr gründeten die Burschen FlowRag.  2014 nahm die Band an der RTL-Talent-Show „Rising Star“ teil. 2016 folgte der erste Ö3-Hit. Seit 2022 ist Ragendorfer nun solo unterwegs

Unzufrieden will er aber nicht sein: „Wir haben am Donauinselfest vor 40.000 Fans gespielt, haben ein Album rausgebracht, hatten eine Amadeus-Award-Nominierung und waren mit Julian LePlay auf Tour“. Sogar von seiner Musik leben konnte Ragendorfer bis jetzt. Nicht selbstverständlich in der Branche.

Nachwuchsförderung

Trotzdem soll nun alles anders laufen. Der Musiker gründete sein eigenes Label und veröffentlichte als F.LY im März seinen ersten Song, bei dem er auch seine Enttäuschung verarbeitet. Eine Rückkehr zu seinen Wurzeln und sich selbst. „Jetzt mache ich zum ersten Mal die Musik, die ich wirklich mag“, sagt er. Künftig will er auch als Songwriter und Prozent tätig sein und vor allem junge Musiker unterstützen.

Und mit dem Umzug nach Deutschland hat sich der Mödlinger zudem einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Jahrelang habe er mit dem Gedanken gespielt, „aber immer, wenn ich umziehen wollte, kam eine Frau in mein Leben.“ Letztendlich entschied er den Neustart innerhalb eines Tages. Aus dem Bauch heraus. „Lustigerweise sind das die großen Schritte in meinem Leben immer.“ Mödling, betont er, werde aber immer sein Zuhause bleiben.

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