Von der Traisen an den Bosporus

Residential towers are seen next to the newly built Mimar Sinan mosque in Atasehir on the Asian side of Istanbul in this September 4, 2012 file photo. Perched on the edge of a wasteland earmarked to become a financial district on Istanbul's Asian side, the curved facades of five massive luxury tower blocks sparkle in the sunshine, the centrepiece of a sprawling new residential complex. It is the sort of development that overseas property buyers in Turkey, mainly from Europe, have usually shied away from, investing instead in holiday homes along the country's Mediterranean and Aegean coasts. But a new wave of wealthy investors from the Middle East and Russia is increasingly eyeing luxury developments in bustling Istanbul, lured by a relaxation in property laws, relatively cheap prices and a thriving economy. Picture taken September 4, 2012. To match TURKEY-PROPERTY/(MIDEAST MONEY) REUTERS/Murad Sezer (TURKEY - Tags: BUSINESS REAL ESTATE SOCIETY WEALTH)
Auf der Suche nach Absatzmärkten entdeckt das Land NÖ eine bekannte Destination neu.

Die Minarette prägen zwar das Landschaftsbild, aber sie haben in jüngster Vergangenheit starke Konkurrenz bekommen. Die zahllosen hoch aufragenden Baukräne beweisen: Die türkische Wirtschaft brummt. Das Wachstum des 75-Millionen-Einwohner-Landes lag im Vorjahr bei 8,5 Prozent. Zum Vergleich: In Österreich waren es 2,7 Prozent. Vom türkischen Boom möchte nun auch Niederösterreich profitieren. Eine Wirtschaftsdelegation stellte dieser Tage im Land am Bosporus dafür die Weichen.

„Hier besteht Aufholbedarf“, analysierte Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav bereits vor der Reise. „Nur rund ein Prozent der niederösterreichischen Exporte – das entspricht einem Warenwert von 184 Millionen Euro – geht in die Türkei.“ Das Ziel des Landes müsse sein, das Exportvolumen künftig zu verdoppeln.

Investoren

Der türkische Vizewirtschaftsminister Mustafa Sever will bei den Beziehungen zu Niederösterreich ebenfalls auf das Tempo drücken: „Das Handelspotenzial liegt tatsächlich viel höher als die aktuellen Zahlen.“ Er will die Niederösterreicher auch als Investoren gewinnen: „Österreich liegt hinter Großbritannien immerhin auf Platz zwei jener Länder, die in der Türkei investieren.“

Diese Aufforderung nahm der nö. Delegationsleiter, Industriellen-Boss Johann Marihart, beim Treffen in Ankara gerne an: „Unsere Wirtschaft bietet ein breites Spektrum an Spitzenleistungen, die zu gemeinsamen Projekten mit türkischen Unternehmen führen können. Zum Beispiel bei der Müllentsorgung, bei erneuerbaren Energien und in der Umwelttechnik.“

Letzteres beweist die EVN bereits. In Istanbul, mit 14 Millionen Einwohnern immerhin die bevölkerungsreichste Stadt der Türkei, betreibt der Landesenergieversorger seit 2009 eine der größten Kläranlagen. In Sachen Müllentsorgung gäbe es auch Potenzial: In Istanbul fallen jeden Tag rund 16.000 Tonnen Abfall an. Mangels Kapazitäten können davon nur 3000 Tonnen pro Tag verbrannt werden. Diesen Umstand will die Stadtführung bald ändern.

Kontakte

Helmut Miernicki, Chef der Wirtschaftsagentur ecoplus, war vom Erfolg der Reise überzeugt. „Unsere jüngste Umfrage beweist, dass nö. Unternehmer die Türkei als wichtigsten Zukunftsmarkt einschätzen. Wir ebnen dafür den Weg.“ Dazu sei persönliche Präsenz unerlässlich: „Trotz aller modernen Kommunikationsmittel zählt am Ende das persönliche Gespräch vor Ort.“

Diese Erfahrung machte auch Wirtschaftskammerdirektor Franz Wiedersich. Bei einem Besuch der Kadir Has Universität in Istanbul wurde gleich eine Kooperation mit der kammereigenen New Design University St. Pölten an Land gezogen. „Wir haben noch bei unserem Treffen konkrete Programme zum Studentenaustausch vereinbart“, freuten sich Wiedersich und der Leiter des Uni-Rates Josef Kolarz-Lakenbacher.

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