Volksanwalt prüft das Aus der Donauuferbahn

Verkehrsinitiativen fordern die Neuverlegung der abgerissenen Donauuferbahn
Beschwerde gegen „fahrlässige Auflassung“ einer hochwassersicheren Bahn führt zu Überprüfung. Bahnbefürworter fordern Neuverlegung von 19 Kilometer abgerissener Schienen – Gemeinden sind dagegen

In ihrem Kampf um eine wieder durchgängige Donauuferbahn zwischen Nieder- und Oberösterreich glauben die handelnden Aktivisten, einen neuen Trumpf in Händen zu halten. Die Volksanwaltschaft hat nämlich ein Prüfverfahren über die vom Land Niederösterreich veranlasste 19 Kilometer lange Auflassung der Bahnlinie am nördlichen Donauufer eingeleitet.

Noch beim in die Steiermark zum Landesrat berufenen Volksanwalt Werner Karl Amon (ÖVP) haben die Initiativen „Weg frei für neue Donauuferbahn“ und „Verkehrswende Österreich“ Beschwerde gegen die Auflassung des Bahnstücks und den 2019 erfolgten Schienenabbau in fünf Gemeinden des Bezirks Melk eingereicht. Volksanwalt Bernhard Achitz habe nun die NÖ Landesbehörde zur Stellungnahme und um die Übermittlung des Akts gebeten, heißt es aus seinem Büro. „Damit wird aber noch keine inhaltliche Bewertung getroffen“, wird betont. Die Anforderung wird vom Büro des zuständigen nö. Verkehrslandesrats Ludwig Schleritzko (ÖVP) bestätigt.

Volksanwalt prüft das Aus der Donauuferbahn

Bahnhöfe und Teile der aufgelassenen Bahntrasse wurden bereits an Private verkauft

Das Land hat die Donauuferbahn 2010 von den ÖBB übernommen. Ab diesem Zeitpunkt bis 2014 habe das Land NÖ die Auflassung des Abschnitts geplant und durchgezogen, behaupten die Aktivistin Ex-Staatssekretärin Christa Kranzl und Dieter Schmidradler von Verkehrswende.at. Der Volksanwaltschaft habe man Studien und Dokumente vorgelegt, die belegen sollen, dass dem Land NÖ schon damals wirtschaftlicher Bedarf für die Strecke bekannt gewesen sei, aber das Gegenteil beteuert wurde.

Volksanwalt prüft das Aus der Donauuferbahn

„Es ist ein Politikum, man will nicht zugeben müssen, dass man einen Fehler gemacht hat“, poltert Kranzl, die eine schärfere Gangart ankündigt. „Die Zeiten haben sich geändert. Niemand versteht, dass man in klimatisch angespannten Zeiten auf so eine Bahnlinie, die von Krems bis St. Valentin und Linz geht, verzichtet“, sagt sie.

Volksanwalt prüft das Aus der Donauuferbahn

Appelliert an Land und Gemeinden: Christa Kranzl

Derzeit wird die Strecke ja nur von der Wachau-Bahn (NÖ Bahnen) bis Emmersdorf und in OÖ bis St. Nikola-Struden (ÖBB) befahren. Dazwischen geht nichts. Dass künftig die Fracht von 24.000 Lkw vom Steinbruch Loya per Förderband über die Donau statt auf der Straße abtransportiert werden sollen, weil die Bahn fehlt, wolle hier niemand, so Kranzl zu unkonkreten Plänen, die im Raum stehen.

Katastrophensicher

Vor allem mit dem Argument, dass eine im Katastrophenfall hochwassersichere Verbindung zur Außenwelt gekappt worden sei, was widerrechtlich ist, glaubt Schmidradler beim Volksanwalt zu punkten. Als Beweis wird angeführt, dass beim Donauhochwasser 2012 die Bahn interimistisch wiederaktiviert wurde, weil es sonst kein Aus- oder Zufahren in die Region gab.

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Bürgermeister Friedrich Buchberger aus Hofamt Priel

Als unvorstellbar und sowohl technisch wie wirtschaftlich unrealistisch, lehnen aber die Bürgermeister der fünf betroffenen Gemeinden neue Schienen ab. Bahnhöfe und Trassengründe seien zum Teil verkauft und etliche Bauten am Ex-Bahngrund genehmigt worden, heißt es. „Wir bereiten eine Offensive für eine Verkehrswende mit Herz und Hirn vor“, kündigt Bürgermeistersprecher Friedrich Buchberger (ÖVP) aus Hofamt Priel an.

Christa Kranzl hält mit einem anderen Trumpf dagegen: Fast 4.000 Personen haben ihre EU-Petition „Pro Donauuferbahn“ unterschrieben.

Noch Wissenswertes

Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die Teilstücke St. Valentin (NÖ)–Mauthausen (OÖ) sowie Mauthausen–Grein. 1909 wurde die Strecke nach Krems eröffnet. Von dort war dann auch Wien per Schiene erreichbar. 2010 übernahm das Land NÖ neben anderen Nebenbahnen auch die Donauuferbahn und stellte aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb ein. 2014 erfolgte der Auflassungsbescheid für das Teilstück westlich der Wachau. Zwischen Krems und Emmersdorf wird die Wachaubahn touristisch genutzt. Sie ist Teil der Welterberegion Wachau.

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