Urgroßväter in kaiserlicher Kriegsgefangenschaft

Purgstaller Buchautor Franz Wiesenhofer
Franz Wiesenhofer hat ein neues Buch über die Kriegslager im Erlauftal geschrieben. Die Werke gibt es auch in italienischer und russischer Sprache

Es waren drei furchterregende Kriegsgefangenlager, die zwischen 1915 und 1918 am Eingang zum Erlauftal errichtet wurden. Das Schicksal von 80.000 Gefangenen aus Russland und Italien sowie der zur Bewachung abgestellten Soldaten der K.-u.-k.-Armee kennt keiner besser als Franz Wiesenhofer. Der Purgstaller Historiker hat nun sein zweites großes Buch „Leben hinter Stacheldraht“ über dieses dunkle Kapitel der regionalen Geschichte veröffentlicht.

Urgroßväter in kaiserlicher Kriegsgefangenschaft

Am Eingang zum Erlauftal befanden sich drei Lager

Kulturell und historisch ist Wiesenhofer seit Jahrzehnten, etwa als Gründer des Purgstaller Feuerwehrmuseums und mit anderen Aktivitäten präsent. Vor 26 Jahren veröffentlichte er nach umfangreichen Forschungen das Standardwerk „Gefangen unter Habsburgs Krone“ zu den Lagern in Schauboden bei Purgstall, Wieselburg und Mühling. Auf 350 Seiten wird mit 150 Bildern das Geschehen beschrieben.

Schiele-Mühle

Das Buch lieferte auch die Basis für zwei preisgekrönte Dokumentarfilme. Immer im Blickpunkt waren auch die K.-u.-k.-Soldaten, die hier ihren Dienst versahen. Einer von ihnen, Egon Schiele, leistete seinen Militärdienst ab und dürfte auch Zeit für seine Kunst gefunden haben. Eines seiner bekanntesten Landschaftsgemälde, die „Zerfallene Mühle“, schuf er hier.

Auch in den darauffolgenden Jahren ließ den Regionalhistoriker Wiesenhofer das Lager nicht los. Zur Lagergeschichte schuf er den „Weg des Friedens“, der auch von internationalen Besuchern frequentiert wird. „Ich bekomme immer wieder Anfragen von Nachfahren ehemaliger Kriegsgefangener aus Italien und Russland“, berichtet der Autor. Deshalb schuf er nun ein kompaktes übersichtliches neues Buch.

Bereichert mit neuen Details hat er es im Eigenverlag auch in italienischer und russischer Sprache herausgegeben. „Interessierte sollen wissen, wie es ihren Groß- und Urgroßvätern vor 100 Jahren ergangen ist“, so Wiesenhofer. Zum Thema eröffnet er im Juni im Purgstaller Feuerwehrmuseum eine Sonderschau.

„Leben hinter Stacheldraht“, 17,50 Euro, erhältlich über www.erlauftalerbildungskreis.at

Kommentare