"UNO-Diplomat" entpuppte sich als Dieb

Auf der Schatulle hatte Draxl eine schwarze Brosche platziert. Nach dem Besuch war sie verschwunden.
Charmanter Mann bot seine Hilfe an. Am Ende war der gesamte Schmuck verschwunden.

Eine große Hilfe in einer persönlichen Angelegenheit mit einem Regionalpolitiker glaubte Barbara Draxl aus Klosterneuburg in einem hilfsbereiten UNO-Diplomaten gefunden zu haben. Doch nur fünf Wochen später war der Freude über die Bekanntschaft Ernüchterung gewichen. Hilfe gab es keine, dafür war ihr ganzer Schmuck verschwunden.

Kennengelernt hatte Draxl den angeblichen halb-kolumbianischen UNO-Diplomaten (zuständig für Entwicklung und Menschenrechte) – wie er über sich selbst sagte – Ende Juni auf Facebook. "Er erklärte mir, dass er mich über eine Parteikollegin kennt und mir helfen möchte. Sein Auftritt war sehr überzeugend."

Die ersten Treffen fanden standesgemäß in Hotels und Restaurants nahe der UNO-City in Wien statt. "Bezahlt wurde alles von ihm." Da Karwan K. glaubwürdig wirkte, hatte ihn Draxl in den folgenden Wochen zu sich eingeladen, um in Ruhe über ihre persönliche Geschichte zu sprechen.

Verdächtig

Anfang August wurde ihr der Mann jedoch suspekt. Sie platzierte eine schwarze Brosche auf einer Schatulle. Und tatsächlich: Als der 56-Jährige die Wohnung verlassen hatte, sei die Brosche verschwunden gewesen sowie der gesamte Schmuck aus dem Schlafzimmer.

Nachdem sie den Diebstahl bei der Polizei angezeigt hatte, seien plötzlich Droh-SMS und wüste Beschimpfungen gefolgt. Im Gegenzug stellte sich auch heraus, dass der Mann kein UNO-Diplomat war, sondern seit über zehn Jahren arbeitslos ist und im Irak geboren wurde.

Vergangene Woche wurde Karwan K. zu fünf Monaten Haft verurteilt, allerdings auf Bewährung. Der Grund: Zwei weitere mutmaßliche Opfer hatten sich von den SMS offenbar einschüchtern lassen und keine Anzeige erstattet. Draxl will künftigen möglichen Opfern deshalb Mut machen: "Es gibt hier keinen Grund für Scham oder Peinlichkeit. Wer schweigt, gibt den Verbrechern freie Bahn, sich ständig neue Opfer zu suchen und sie auch zu finden."

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