Trotz Zivildiener-Rekords: Rettung klagt über Engpass

Trotz Zivildiener-Rekords: Rettung klagt über Engpass
Alleine beim Roten Kreuz sind noch zehn Prozent der "Zivi"-Plätze frei.

Sie arbeiten als Altenpfleger, betreuen Behinderte oder sind als Rettungsfahrer im Einsatz: Obwohl der neunmonatige Zivildienst bundesweit boomt wie nie zuvor, klagen mehrere Sozialeinrichtungen über einen Mangel an Zivildienern. Vor allem der Dienstantritt per 1. April macht heuer Probleme. Alleine beim Roten Kreuz Niederösterreich sind noch zehn Prozent der mehr als 300 Plätze unbesetzt. Die einen führen das auf schwächere Geburtenjahrgänge zurück, die anderen machen die Landflucht dafür verantwortlich.

"So problematisch wie heuer war es noch nie", sagt Manfred Ehrgott, Bezirksstellengeschäftsführer des Roten Kreuzes in Zwettl. Er ist nach wie vor auf der Suche nach mindestens drei Zivildienern. Schon generell sei es schwierig, für den Termin im April genügend Leute zu finden, weil im besagten Monat kein Schuljahr, aber auch keine Lehre endet. Für den aktuellen Mangel spricht er mögliche Ursachen an: Einerseits bevölkerungsarme Regionen, andererseits die steigende Attraktivität des Heeres.

Ungewöhnlich

Auch seinem Kollegen in St. Pölten fehlen noch sechs Zivildiener. "Die Zahl ist ungewöhnlich hoch", meint Sebastian Frank, Bezirksstellengeschäftsführer in St. Pölten. Dass sich die Attraktivität des Heeres auf den Mangel auswirken könnte, glaubt er nicht. "Immerhin werden die jungen Herren bei uns zu Rettungssanitätern ausgebildet. Nicht wenige machen danach sogar noch eine weiterführende Ausbildung zum Krankenpfleger", betont Frank.

Insgesamt fehlen dem Roten Kreuz in Niederösterreich ab 1. April noch rund 30 Zivildiener – darunter je zwei in Baden, Ernstbrunn-Korneuburg-Stockerau, Gloggnitz, Groß Enzersdorf, Lilienfeld und Zistersdorf. Man sei natürlich bemüht, die Versorgung bestmöglich zu garantieren, versichert der Rettungsdienst.

Pflege

Auch bei Pflegeeinrichtungen wie der Caritas stellt der April-Termin (von insgesamt vier Einrückungsterminen) immer wieder Probleme dar. Bei der Betreuung von Menschen mit Behinderung seien zwei von 28 Plätzen noch frei, sagt Karl Lahmer, Sprecher der Caritas in St. Pölten.

Trotzdem spricht das Innenministerium von einem Rekord. Im Vorjahr konnten mehr als 15.200 junge Männer zu den Zivildienstorganisationen zugewiesen werden. Das sind über fünf Prozent mehr als 2015. "Der Bedarf konnte zu 94 Prozent gedeckt werden. Beim Roten Kreuz Niederösterreich lag die Deckung sogar bei 96 Prozent. Wir bemühen uns, alle Organisationen in gleichem Maße zu bedienen", betont Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums.

Kommentare