Traum vom Haus treibt Preise hoch

Traum vom Haus treibt Preise hoch
Nirgendwo in Österreich ziehen prozentuell mehr Menschen zu als in den Bezirk Gänserndorf.

Ein Haus im Grünen gilt noch immer für viele als Lebenstraum. Die Frage, die sich aber im Wiener Raum stellt, ist: Wo soll man ihn realisieren? Die Preise sind hoch, der Platz ist rar. Nur ein Bezirk scheint noch Hoffnung zu bieten – Gänserndorf. Im vergangenen Jahr wurde hier das größte Bevölkerungswachstum in ganz Österreich verzeichnet, nämlich 1,4 Prozent plus. Wie kam es dazu und was sind nun die Herausforderungen?

"Mödling, Perchtoldsdorf, Baden, Klosterneuburg und Co. sind weitgehend zu und preislich eigentlich nicht mehr erschwinglich. Insofern ist der Bezirk Gänserndorf, was die räumliche Nähe zu Wien und die preisliche Situation anbelangt, sehr attraktiv", sagt Gänserndorfs Bürgermeister Rene Lobner (ÖVP). "Die Menschen ziehen einen Kreis rund um Wien und wollen nicht weiter als 30 Kilometer oder eine halbe bis dreiviertel Autostunde entfernt von der Hauptstadt leben", sagt auch Immobilienexperte Bernhard Rettig von Remax. Er fährt fort: "Wenn sich die Leute dann innerhalb dieses Radius’ erkundigen, merken sie schnell, dass Gänserndorf genauso weit entfernt von Wien ist wie Mödling oder Baden – die Grundstücke, Häuser und Wohnungen dort aber ein Vielfaches von jenen in Gänserndorf kosten."

In den genannten Städten müsse man laut dem Experten mit Kosten ab 500.000 Euro rechnen, in Gänserndorf würden sie bei 400.000 Euro enden. "Und da sprechen wir von netten Einfamilienhäusern mit 800 m² Garten dabei", sagt Rettig (für genauere Vergleiche der Preise pro Quadratmeter siehe Grafik). Zwei Drittel der Anfragen bekommt Rettig von Wienern, die mit ihrer Familie nach Gänserndorf ziehen wollen.

Traum vom Haus treibt Preise hoch
Grafik

Dass der Bezirk aufgrund der Preise so begehrt ist, wirkt sich gleichzeitig aber auch genau auf diese aus. "Wir merken, dass die Preise in den letzten ein, zwei Jahren enorm angezogen sind. Man kann nur versuchen, durch konkrete Maßnahmen, wie gefördertes Wohnen oder Baustopps, dem entgegenzuwirken", sagt Lobner. Der frei finanzierte Wohnbau sei eine der größten Herausforderungen derzeit. "Die Zuzieher aus Wien haben ein anderes Preisempfinden, und dadurch wird Vorhandenes teurer als zuvor üblich verkauft ", sagt Rettig.

Infrastruktur

Eines der derzeit dringendsten Themen ist laut Lobner aber die Infrastruktur. "Wenn die Gegend schnell wächst, ist es unerlässlich, dass auch die bislang fehlende Infrastruktur mitwächst", sagt Lobner. "Die Lobauquerung sowie die Schnellstraßen S1 und S8 müssen oberste Priorität haben." Auch die öffentlichen Verbindungen müssten ausgebaut werden. "Gerade für Familien ist es ein wichtiges Kriterium, ob ein Ort eine öffentliche Anbindung hat – meistens wird täglich nach Wien gependelt", sagt Rettig.

Minus

Das zeigt sich auch deutlich an diesem Beispiel: Glinzendorf liegt an der Bahnstrecke und zählt österreichweit zu jenen Gemeinden mit den höchsten Bevölkerungszuwächsen. Nur eine Viertelstunde mit dem Auto entfernt liegt Mannsdorf an der Donau (beide im Bezirk Gänserndorf). Diese Gemeinde hat aber ein riesiges Minus verzeichnet – von dort dauert es auch etwa doppelt so lange nach Wien wie von Glinzendorf. "Bis Ende des Jahres sollen deshalb Sammeltaxisysteme in der Region etabliert werden, um die fehlenden Querverbindungen zu schaffen", sagt Sylvia Hysek von NOE Regional. "Der Zusammenschluss von acht Marchfelder Gemeinden zu einer Wirtschaftskooperation soll wiederum dabei helfen, Wirtschaftsbetriebe hier anzusiedeln", fährt sie fort. "Indem wir Arbeitsplätze in der Region schaffen, sollen Wohn-Schlaf-Dörfer vermieden werden. Die Menschen müssen dann nicht pendeln, und die Lebensqualität wird erhöht", sagt Lobner.

Kommentare