Traiskirchen: Flüchtlinge werden von Polizisten verköstigt

Traiskirchen: Flüchtlinge werden von Polizisten verköstigt
Überfüllt - und Wien entlastet Traiskirchen kaum.

Am Montag waren es 30, am Dienstag 38, und am Mittwoch werden 64 weitere Asylwerber in das neue Quartier in Wien-Erdberg ziehen. Insgesamt sollen 350 Flüchtlinge dort eine vorübergehende Herberge finden. Doch obwohl sich die Stadt Wien zur raschen Aufnahme von Asylwerbern bereit erklärt hat, ist die Lage im Flüchtlingslager Traiskirchen, NÖ, nach wie vor prekär. Mehr als 1600 Asylwerber waren gestern dort untergebracht. Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ) ortet einen „noch nie dagewesenen absoluten Tiefpunkt in der österreichischen Flüchtlingspolitik“.

Der Zustrom – vor allem syrischer Flüchtlingsfamilien – füllt Traiskirchen fast so schnell auf, wie Wien zusätzliche Quartiere schafft. Babler stellt der Innenministerin eine „humanitäre Bankrotterklärung“ aus. Es müsse rasch dafür gesorgt werden, „dass wir wieder auf die vereinbarte Zahl von 300 bis 400 Personen runterkommen“, fordert Babler.

Seitens des Ministeriums ist man nicht sehr zuversichtlich. „Die Aufnahme von Flüchtlingen in Wien (in der alten Wirtschaftsuniversität werden in der kommenden Woche 250 zusätzliche Schlafplätze geschaffen, Anm.) wird die Lage in Traiskirchen ein wenig entlasten“, hofft Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck. Es sei aber nicht vorhersehbar, wann in Traiskirchen wieder „Normalzustand“ herrsche. „Das hängt vom Zustrom der Flüchtlinge ab, den man nicht abschätzen kann“, sagt Grundböck. „Und davon, wie rasch die Bundesländer Quartiere zur Verfügung stellen.“

Probleme ortet Bürgermeister Babler derzeit vor allem bei der Essensausgabe in Traiskirchen. Da der Betreuungsfirma OSR gewerberechtlich auferlegt wurde, maximal 600 Flüchtlinge zu verköstigen, muss derzeit das Innenministerium einspringen. Das Essen wird an rund 1000 Personen in einer Baracke ausgegeben. „Die Leute stehen im Freien an, bei jedem Wetter und ohne fixen Essensplatz“, schildert Babler.

Notlage

Grundböck bestätigt, dass die Notlage die Essensausgabe in der Baracke erfordere. „Es muss aber niemand im Regen essen“, sagt er. Wie Babler schildert, wurden unter anderem Polizei-Rekruten der benachbarten Sicherheitsakademie und Leiharbeiter für die Verteilung der Speisen an die Flüchtlinge herangezogen.

Das Frauenhaus im Lager, das ausschließlich Frauen (und deren minderjährigen Kindern) vorbehalten war, ist seit Kurzem auch für Männer geöffnet. „Der Bedarf für Räume für alleinstehende Frauen ist derzeit nicht so groß“, rechtfertigt sich Grundböck. „Wir gewährleisten aber, dass die Frauen in einem eigenen Trakt wohnen, der Männern nicht zugänglich ist.“

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