Der Rebell und das "Massenlager"
Am Tag nach dem Asyl-Durchbruch der Landeshauptleute ist "Wein im Rathaus" das Thema von Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler, eine Verkostung mit den Winzern der Stadt. "Zum ersten Mal! Wirklich!", wirbt er mit Begeisterung. Sie wirkt nicht aufgesetzt.
Seit sieben Monaten ist der 41-Jährige Stadtchef. Solange kämpft er auch gegen das "Massenlager", wie er es nennt. Als persönlichen Erfolg sieht er die angekündigte Erfüllung der Asyl-Quoten und die geplanten Verteilerzentren aber nicht. "Das wäre vermessen." Nachsatz: "Es freut mich nur, dass die Landeshauptleute vereinbart haben, sich selbst ernst zu nehmen."
Schnoddrige Ansagen sind typisch für den Nachfolger und politischen Ziehsohn von Langzeitbürgermeister Fritz Knotzer. Der hatte mit Semperit und dem Lager auch überregionale Medienpräsenz, von seinem Nachfolger könnte er aber noch lernen. Ein Medienprofi? " Nein, ich habe nur gelernt, authentisch zu bleiben, habe mir geschworen, dass ich mich nicht trainieren lasse", sagt Babler. Einstudierte Worthülsen hätten das Image seiner Kaste ebenso beschädigt, wie mangelnde Glaubwürdigkeit. "Man muss seine Argumentation durchziehen, egal ob vor Millionen in den Medien oder vor drei Leuten am Heurigentisch."
Arbeiterkind
"Es würde vielen guttun, nicht zu vergessen, wo sie herkommen. Aber das ist nicht alleine entscheidend. Viktor Adler war auch kein Arbeiter", meint er. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Babler, als er Kanzler Faymann am Parteitag wegen des Wehrpflicht-Schwenks seine Zustimmung versagte. Sozialminister Rudolf Hundstorfer nannte er via Twitter "politisch feig und unvernünftig", weil der sich gegen die Arbeitserlaubnis für Asylwerber aussprach. Seiner Partei empfahl er, mehr Energie gegen HC Strache aufzuwenden, weniger dafür, Mandatarinnen zu verhindern. "Man muss seine Meinung sagen. Auch die Sozialdemokratie hat verlernt, klare Aussagen zu machen."
Bis zur Pension
Bei den Leuten in Traiskirchen kommt seine Art an. Das ist für den Kommunalpolitiker Babler entscheidend. Am Tag, nachdem er mit dem Kanzler über das Lager diskutierte, teilte er Babypakete aus und klapperte Traiskirchner mit runden Geburtstagen ab. "Das ist mir auch lieber, als beim Kanzler oder in der ZiB zu sein." Man nimmt es ihm ab: Beim Weinfest. Beim eigenen Heurigen, den er mit seiner Frau, der ehemaligen Innsbrucker ÖH-Vorsitzenden Karin Blum, betreibt. Beim Spazierengehen mit seiner kleinen Tochter. "Ich bin gerne unter Menschen." Pläne für einen Wechsel in die Bundespolitik habe er nicht. "Ich kann mir vorstellen, als Bürgermeister in Pension zu gehen – wenn man mich so lange wählt."
Das wäre in 25 bis 30 Jahren. Was dann bleiben soll? Das zum Beispiel: Traiskirchen gehört zu den geburtenstärksten Gemeinden des Landes, Gespräche über eine eigene AHS laufen. Oder das: Mit der Boku arbeitet man an einem Projekt, um Grünflächen in und um die Stadt zu bewahren. Das Thema Flüchtlingslager jedenfalls nicht, ist Babler sicher: "Das wird es zum Ende meiner Amtszeit nicht mehr geben."
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