"Tormann Gottes" ist im EM-Fieber

Wurzerin Action. Seit seiner Kindheit spielt der Pfarrer Fußball
Das österreichische Nationalteam trainiert für die Fußball-EM der Priester. Hans Wurzer freut sich schon

Sechs Mal war die Schulter schon hin, ausgerenkt. Das mag für einen Pfarrer eine eher ungewöhnliche Verletzungsserie sein, Hans Wurzer (im Bild rechts oben in voller Action) hat damit aber leben gelernt. Denn Wurzer verkündet nicht nur das Wort Gottes, er ist auch ein begeisterter Fußballer. Einer mit Leidensfähigkeit.

"Acht Monate lang war ich jetzt verletzt, konnte nicht spielen. Langsam geht es wieder", erzählt er von seinen Verletzungen während er sich einbandagiert, eincremt, kleine Polster in die Jogginghose steckt, Klebeband ums Knie wickelt und ins Trikot schlüpft. Wurzer hat nicht mehr viel Zeit, um in Topform zu kommen. Von 23. bis 27. Februar findet in St. Pölten die Priester-Fußballeuropameisterschaft statt. Der 53-Jährige ist nicht nur Cheforganisator, sondern auch Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft. Und vor allem sollte der Geistliche mit den langen Haaren und der kräftigen Statur das Tor sauber halten.

Die Vorfreude auf das Sportereignis ist zwar groß, die Erwartungen aber gedämpft. "Wir sind nur mittelmäßig drauf", gibt der Pfarrer von Ybbs an der Donau im Bezirk Melk zu und blickt seine Teamkollegen an. Einige gute Spieler hätten sich verabschiedet. "Die haben geheiratet", bricht Wurzer in ein schallendes Gelächter aus.

Dabei ist das Thema durchaus ernst. Denn der Priestermangel in Österreich wirkt sich auch auf die Nationalmannschaft aus. Bei der vergangenen EM kickten Pfarrer aus sieben Nationen im rot-weiß-roten-Team mit, einige Fußballer sind schon über 50. "Es fehlen die Jungen", weiß Wurzer. Deswegen würden auch die Teams aus Polen und Kroatien zu den Favoriten zählen. "Bei denen kommen viele Junge nach, da ist das Tempo ein ganz ein anderes."

Der Ybbser ist seit seiner Kindheit fußballbegeistert. Immer schon wollte er Torhüter sein, zu seinen sportlichen Vorbildern zählt Friedl Koncilia, die Daumen drückt er für Sturm Graz. Der Geistliche, der früher einmal Förster war, ist durchaus ehrgeizig, schaffte es immerhin bis in die Regionalliga, trainierte regelmäßig.

Jetzt will der sympathische Priester eine gute Figur bei der EM machen. An seine dunkelste Stunde, als bei einer Partie gegen Polen neun Mal den Ball aus dem Netz fischen musste, will er sich gar nicht mehr erinnern. "Bei der Heim-EM soll es besser laufen." Mit Gottes Hilfe, natürlich.

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