Tokio weckt Olympia-Lust bei Eisschützen

In Österreich eine der großen Volkssportarten, könnten der Eisstocksport künftig für neue Olympia-Medaillen sorgen
Noch bevor in Tokio die ersten olympischen Medaillen an strahlenden Siegern baumelten, war aus den Reihen eines heimischen Sportverbandes kollektiver Jubel zu hören. Österreichs Eisstocksportler beklatschten nämlich die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), ihre Sportart offiziell ins olympische Programm aufzunehmen.
Wenngleich die Stockschützen auch über den Sommer höchst aktiv ihre Meisterschaft auf Asphaltbahnen austragen, werden die ersten olympischen Edelmetalle erstmals 2026 auf Eis bei den Winterspielen in Mailand erkämpft. Dort könnte Österreich beim Medaillensammeln als schlafender Riese geweckt werden, ist die Vorfreude beim Bundesverband BÖE und den Landeseisstockverbänden groß. Die Klasse der heimischen Stockschützen belegen serienweise Top-Plätze bei Europa- und Weltmeisterschaften .
Goldfieber
„Mit weniger als Gold wollen wir uns nicht zufrieden geben“, sieht etwa NÖ Landesverbandspräsident Alfred Weichinger Österreich klar an der internationalen Spitze. Er und der jetzige Amstettener Bürgermeister Christian Haberhauer waren auch die Cheforganisatoren der letzten Eisstock-WM in Österreich. 2018 ging sie mit 700 Teilnehmern aus 24 Nationen in Amstetten und Winklarn in NÖ über die Bühne. Auch damals ging ein Medaillenregen mit etlichen Goldenen in verschiedenen Disziplinen auf die heimische Equipe nieder.

Sehen große Chancen: Bürgermeister Christian Haberhauer und NÖ-Präsident Alfred Weichinger organisierten 2018 Eisstock-WM in Amstetten
Die im Mostviertel professionell organisierte WM, zu der auch mehrere afrikanische Staaten Teams entsendet hatten, wurde auch von einer interessierten internationalen Delegation inspiziert. Das IOC hatte Experten geschickt, die prüfen sollten, ob die Stockschützen für eine olympische Adelung würdig seien.

Afrikanische Nationalteams belegten bei WM in Amstetten internationales Interesse an der Sportart
Die IOC-Agenten dürften überzeugt worden sein. „Ich freue mich, dass wir in Amstetten mit der WM zu der Aufwertung des Sports maßgeblich beitragen konnten“, sagt Stadtchef Haberhauer. Dass es Stockschützen in seiner Stadtgemeinde gibt, die das Potenzial für einen Olympiasieg haben, freut ihn noch mehr.
Bundesverband
Der Kärntner Georg Smounig, will in seiner Funktion als geschäftsführender Präsident des Bundverbands der Eis- und Stocksportler die Stöcke aber noch flach halten. „Es gibt mit Deutschland, Italien, natürlich Österreich, der Schweiz oder Tschechien und Brasilien sicher mehrere Nationen, die eine Favoritenrolle einnehmen“, sagt Smounig. Auch als Vizepräsident des Weltverbandes rät er, vorerst die Emotionen noch in Zaum zu halten. Die Olympia-Aufnahme sei natürlich ein riesiger Erfolg, jetzt gelte es im Weltverband zu beraten, mit welchen Disziplinen und unter welchen Regeln überhaupt um Gold gekämpft werden soll, so Smounig.
Olympia-Regeln
Nächste Woche am Rande eines Jugend-Grand-Prix-Bewerbes in Klagenfurt soll darüber beraten werden. Im Visier habe man jedenfalls die spektakulären Ziel- und Weitenbewerbe. Generell, so Smounig, hat sich das sportliche Niveau in Österreich erfreulich entwickelt. In starken Landesverbänden, mit der Steiermark, Ober- und Niederösterreich oder Tirol an der Spitze werde gute Arbeit geleistet. Mit über 88.000 Mitgliedern und 1.610 Vereinen gehöre man jedenfalls zu den größten Sportverbänden im Bundesgebiet. Noch stärker sind nur Fußball, Tennis, Skilauf oder auch Golf.
In den Ländern hat man aber Lunte gerochen. In Amstetten etwa, sollen die Stockschützen in der neuen Sportstrategie der Stadt eine zentrale Rolle einnehmen, kündigt Haberhauer an. Auch NÖ-Verbandspräsident Weichinger denkt in die Zukunft. Mit der Olympia-Teilnahme werde es notwendig sein, eine professionelle Betreuung der Athleten aufzuziehen. Dazu bedarf es Trainer, Physiotherapeuten, Infrastruktur und Sponsoren. Eine Vision des Landeschefs wäre die Installierung eines Bundesleistungszentrums in St. Pölten, weil bestehende Sportschulen eingebunden werden könnten. Als nächsten Schritt wollen Haberhauer und Weichinger Strategiegespräche mit dem nö. Sportlandesrat Jochen Danninger suchen.
Kommentare