Kiesenhofer nach Gold-Märchen: "Möchte dieses Leben nicht aufgeben"
Am Sonntagvormittag war Anna Kiesenhofer gerade einmal Radsport-Freaks bekannt, 24 Stunden später wird sie von einer Fernsehstation zur nächsten gereicht: ORF, ZDF, sogar CNN wollte ein Interview mit der 30-jährigen Mathematikerin aus Niederösterreich führen, die sich seit Kurzem „Olympiasiegerin“ nennen darf.
Kiesenhofer wurde ins olympische Dorf eingeladen, es kam zum Treffen mit ÖOC-Präsident Karl Stoss, Generalsekretär Peter Mennel, Delegationsleiter Christoph Sieber. Plötzlich ist Kiesenhofer ein Star, eine Gratulation hier, ein Fototermin dort. Anfragen für Interviews kamen aus der ganzen Welt, verriet der Pressesprecher des ÖOC. Auf Instagram folgten ihr am Samstag noch 1.500 Menschen, nach dem Rennen waren es 27.000, und die Bundesinnung der Augen- und Kontaktlinsenoptiker ließ ausschicken, dass „optische Sportbrillen Gold wert“ seien.
„Ich habe nicht viel geschlafen“, gab die Goldmedaillengewinnerin zu. „Es war eine unruhige Nacht.“
Anna Kiesenhofer: "Ja ich hab heute schon viel geschafft"
Verständlich. Eine Medaille bei Olympia kann ein Leben verändern. Auch Kiesenhofers? „Ich glaube nicht. Mein Freund und ich haben uns in Lausanne gut eingelebt, ich bin dort seit vier Jahren glücklich, habe einen guten Job auf der Uni. Dieses Leben möchte ich nicht aufgeben“, sagt sie und wiederholt einmal mehr: „Ich genieße es, meine eigene Chefin zu sein. Ich werde auch künftig selbst entscheiden, an welchen Rennen ich teilnehme.“ Damit wischt sie Spekulationen vom Tisch, vielleicht doch noch als Profisportlerin bei einem Team zu fahren.
Was ist mit der Radbahn?
Verändern könnte sich aber der Frauenradsport. In Österreich gibt es mittlerweile sechs Frauenrennställe, die heuer erstmals an der heimischen Radliga teilnehmen können, die bisher den Männern vorbehalten war. „Dass die Preisgelder die gleichen bei den Herren sind, war uns ein großes Anliegen“, sagt Sportdirektor Christoph Peprnicek.
Mit dem Rückenwind von Gold will der ÖRV auch andere Baustellen bearbeiten – wie die noch ungelöste Bahnfrage. „Wir werden diesen Hype benutzen und darauf hinweisen, dass uns das Dusikastadion ohne Ersatz weggerissen wird. Wir haben da jetzt sicher eine gute Ausgangsposition.“
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