Tierquälerei-Verdacht in NÖ: Nun klärt die Polizei auf

Zusammenfassung
- Pfotenhilfe erstattet Anzeige wegen Verdacht auf illegales Beißtraining, ÖKV widerspricht.
- Video zeigt legales Polizeihundetraining auf Hundeplatz in St. Pölten, wie die Beamten bestätigen.
- ÖKV kritisiert Tierschutz-Novelle, da sie Schutzhundesport einschränke und Hundebesitzer ins Ausland treibe.
Ein Blick reicht aus, um zu erkennen, dass die vermutlich heimlich aufgenommenen Bilder mit einem Handy eingefangen wurden. Das Video im Hochformat ist etwas unscharf, wackelt leicht. Immer wieder ragen Äste ins Bild. Hinter dem groben Maschendrahtzaun sind mehrere Menschen zusammen mit einem Hund auf einer Wiese zu sehen. Sie tragen dunkle Jacken, ihre Kapuzen sind hochgezogenen, um den Regen fernzuhalten. Einer aus der Gruppe hält den Hund am Halsband zurück.
Wenige Sekunden nach Beginn der Aufzeichnung sprintet das braunhaarige Tier auf einen in Schutzkleidung gehüllten Menschen zu und beißt sich zunächst in dessen Unterschenkel fest. Spätere Szenen zeigen kontrollierte Attacken auf die Flanke und die Arme einer Person.

Immer wieder sind männliche sowie weibliche Stimmen zu hören, gelegentlich auch Kommandos, Lob, Gelächter und Hundegejaule. Ob das etwa dreiminütigen Video durchgehend die gleichen Personen zeigt, ist aufgrund der Schnitte sowie der Distanz zur Kamera nur schwer einzuordnen.
Anzeige in Vorbereitung
Was allerdings fest steht: Veröffentlicht wurde die Aufnahme von der Organisation Pfotenhilfe. Eine Informantin sei mit dem Video auf den Verein zugekommen, so Sprecher Jürgen Stadler. Anschließend sollen Mitglieder der Pfotenhilfe dem Hundeplatz in St. Pölten mehrmals Besuche abgestattet haben, um sich selbst vor Ort ein Bild von der Lage machen zu können.
Stadlers Fazit: „Es ist alles hieb und stichfest.“ Der Verein spricht von einem „Tierquälerei-Skandal“. Privatpersonen, die Zeuginnen oder Zeugen ähnlicher Trainingspraxen werden, rät der Verein, unentdeckt mitzufilmen. Die gezeigten Personen sollen gemäß der Pfotenhilfe gegen eine mit 15. April in Kraft getretene Tierschutz-Novelle verstoßen haben. Eine Anzeige befinde sich in Vorbereitung.
Polizei bestätigt ÖKV-Statement
Das Video dürfte auf einem Hundeplatz des Österreichischen Kynologenverbands (ÖKV) in St. Pölten aufgezeichnet worden sein. Laut ÖKV-Sprecher Philipp Ita habe der Verband gesicherte Informationen, dass es sich um ein Training von Polizisten oder Diensthundeführern gehandelt habe. „Und wie die Exekutive ihre Hunde trainiert, hat mit dem Gebrauchshundesport nichts zu tun“, so Ita.
Auf Kurier-Anfrage bestätigt die Landespolizeidirektion Niederösterreich, dass es sich bei dem Video um ein Training in St. Pölten vom 15. April 2025. Das Video zeige zwei Bundesausbildner für Polizeidiensthunde sowie zwei Polizeidiensthundeführer.
Der ÖKV habe seine Mitglieder informiert, die neue Gesetzeslage genauestens zu befolgen, insbesondere in Hinblick auf den Bereich Schutzarbeit. Grundsätzlich lehne der Verband laut Ita die Verordnung zur Einschränkung des Schutzhundesports jedoch ab. Es handle sich ihrer Ansicht nach um eine reine Verbotsideologie, die ohne eine Begutachtung durchgesetzt worden sei. „Seit 2014 wurden 31.000 Hunde im Rahmen eines Schutzhundetrainings ausgebildet. Keiner wurde auffällig“, sagt Ita.
ÖKV gegen Gesetz
Betreibende des Schutzhundesportes würde das Gesetz „in die Illegalität oder ins Ausland“ treiben. „Da Österreich das einzige Land in Europa ist, in dem das Schutzhundetraining für Privatpersonen nicht gestattet wird, fahren die meisten Hundebesitzer zur Ausführung des Trainings ins Ausland“, schildert Ita.
Der ÖKV werde die Verordnung jedenfalls weiterhin mit allen zur Verfügung stehenden politischen und juristischen Mitteln bekämpfen. Gleichzeitig trete man öffentlich gegen das private Scharfmachen von Hunden auf.
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