Niederösterreich hat eben viele Schlösser zu bieten – was hingegen weniger wird, sind die Schlossbesitzerinnen und -besitzer. Das zeigt schon eine einfache Google-Anfrage: Im Mostviertel steht auch das Schloss Matzleinsdorf mit einer Grundfläche von 2.078 Quadratmetern zum Verkauf.
Hochs und Tiefs
Das Schloss Schwarzenau im Waldviertel oder das Schloss Leopoldsdorf im Bezirk Bruck/Leitha – Preise nur auf Anfrage – suchen einen neuen Schlossherrn oder eine neue Schlossherrin. Als „Historisches Renaissanceschloss mit Potenzial“ wird das Schloss Rabensburg im Weinviertel auf der Plattform willhaben zum Verkauf angeboten. Interessenten erwartet „der perfekte Ort, um Träume wahr werden zu lassen“, heißt es. Kostenpunkt: 2,5 Millionen Euro.
So gesehen war es nie einfacher, sich den Traum vom eigenen Schloss zu erfüllen. Denn die wirtschaftlichen Unruhen der vergangenen Jahre sind auch am Immobilienmarkt nicht spurlos vorübergegangen, wie Lisa Gasteiger-Rabenstein, Geschäftsführerin der Plattform „Schlossseiten“, weiß.
Auf ein coronabedingtes Absatz-Hoch beim Verkauf von Schlössern folgte ein kostenbedingtes Tief. Aktuell beobachte die Unternehmerin eine erneute Wende: „Es kommen wieder neue Objekte auf den Markt.“ Der Grund dafür lässt sich in einem Satz zusammenfassen: „Weil die Leute kein Geld mehr haben.“
Die Arbeit im – mit ihrem Bruder Paul Lensing gegründeten – „Real Estate Heritage Asset Management“ hat Gasteiger-Rabensteiner gezeigt, dass der Traum vom eigenen Schloss häufig an der Vermögensverwaltung scheitert.
„Alle potenziellen Ausgaben und Einnahmen müssen durchgerechnet werden“, sagt sie. Besonders das Umsetzen von Renovierungsarbeiten sei zeit- und kostenintensiv. Da viele Schlösser unter Denkmalschutz stehen, müssen Änderung abgesprochen sowie genehmig werden.
Dennoch sei das Geldmanagement nur ein Aspekt. Moderne Eigentümerinnen und Eigentümer würden laut Gasteiger-Rabensteiner immer häufiger über den Tellerrand schauen, wenn es um die Verwendung der geschichtsträchtigen Gemäuer geht.
Frage der Nutzung
„Ein Nutzungskonzept zu entwickeln, ist essenziell vor dem Kauf. Mache ich Ferienwohnungen? Möchte ich meine Immobilie öffentlich zugänglich machen, etwa für Veranstaltungen oder Filmdrehs?“, nennt sie Beispiele. In den letzten zehn Jahren habe bei vielen Schlosseigentümern ein Umdenken stattgefunden. Es gehe nicht mehr nur ums Bewohnen der historischen Gemäuer, sondern darum, ihnen Leben einzuhauchen. „Und das ist das Wichtigste“, betont Gasteiger-Rabenstein.
Doch nicht nur Interessentinnen und Interessenten müssen sich Gedanken über die Zukunft der Immobilien machen, auch für Gemeinden spielt es eine entscheidende Rolle, wie Schlösser genutzt werden. Bestes Beispiel dafür ist das bereits erwähnte Schloss Rabensburg, das der Gemeinde Ende der 80er-Jahre um nur einen Schilling angeboten wurde.
„Es gab eine Machbarkeitsstudie“, erzählt der heutige SPÖ-Bürgermeister Wolfram Erasim. Doch bevor die Gemeinde zuschlagen konnte, wurde das Gebäude an einen privaten Eigentümer veräußert. „Das war sehr schade für uns“, bedauert Erasim bis heute.
Denn die Lage des Schlosses an der Grenze zu Tschechien und zur Slowakei hätte der Gemeinde für eine Nutzung – von einem Europazentrum bis hin zu Konferenzräumen – jede Menge Möglichkeiten geboten.
Kommentare