Tierisch prominent: Ohne Garfield findet keine Messe statt

Tierisch prominent: Ohne Garfield findet keine Messe statt
Ein wohlerzogener Kater mit Leidenschaft für Kultur und Gesellschaft streift durch die Wachau, ein Unfall zwingt ihn zur Pause.

Frech, faul und verfressen – so kennt man Garfield seit mehr als 40 Jahren. Die kultige Comic-Figur genoss lange Zeit die Aufmerksamkeit früherer Generationen und verkörperte ein menschenähnliches Katzenleben, wie es sich so mancher Erwachsener erträumt: Vor dem Fernseher sitzend Lasagne verdrücken, oft schlafen und seinen Besitzer mit Sarkasmus und Faulheit zur Weißglut bringen. Im echten Leben ist Garfield ein Wachauer – allerdings erinnert dessen Charakter ganz und gar nicht an die Zeichentrickfigur. Den rot gestreiften Kater aus Mautern an der Donau bei Krems kennen fast alle im Ort als anständigen Kirchengeher, der einen Hang zu Gesellschaftsevents und Kultur hat. Er gilt inzwischen als lokale Berühmtheit, die bei den Veranstaltungen ein gern gesehener Gast ist.

Auflockerung

„Garfield? Ja, der kommt oft in die Römerhalle. Er war bei Ansprachen schon mehrmals auf der Bühne und Teil des Programms“, erzählt Harald Schindlegger, Caterer und Pächter des Veranstaltungszentrums. Er beschreibt den Kater als „vorbildlichen Vierbeiner“, der wisse, wie man sich in der Öffentlichkeit zu benehmen habe. „Die Aufmerksamkeit zieht er immer auf sich“, weiß der Gastronom. Genau das genießt der Kater sichtlich. Egal, wo die Samtpfote auftaucht, er wird nicht als Störenfried, sondern als Auflockerung empfunden.

Pfarrer Clemens Reischl erinnert sich noch an seine erste Begegnung mit Garfield. Die war vor zwei Jahren. „Bei einer Vogeljagd ist Garfield auf eine Linde geklettert und hat sich danach nicht mehr herunter getraut. Kinder haben das beobachtetet und baten einen Papa, der bei der Feuerwehr ist, dass er ihn rettet“, erzählt der Priester. Bereits kurze Zeit später – Ende Juni 2018 – tauchte der Kater als Überraschungsgast bei der Tauffeier für den kleinen Marvin in der Pfarrkirche auf. „Er spazierte herein, genoss die Aufmerksamkeit und schlief auf meinem Stuhl ein“, erinnert sich Pater Clemens. Seither besuche Garfield regelmäßig seine Gottesdienste. „Der Kater hat einen Spürsinn für gute Veranstaltungen“, meint der Pfarrer.

Tierisch prominent: Ohne Garfield findet keine Messe statt

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Erfahrungen

Auch bei der 50-Jahr-Jubiläumsfeier der Trachtenkapelle Mautern vor mehreren Wochen wusste sich der Vierbeiner gekonnt in Szene zu setzen. „Er stolzierte durch den Mittelgang bis zum Altar und signalisierte allen Anwesenden – so, er sei jetzt da und man könne tunlichst anfangen“, erzählt Reischl. Über ähnliche Erfahrungen berichten auch die Mitglieder im Kulturverein „Spirit of Art“, die im benachbarten Severin-Stadl Kabaretts, Konzerte oder Ausstellungen organisieren. „Sobald die Veranstaltung beginnt, taucht Garfield auf, spaziert durch die Reihen und genießt die Atmosphäre. Nach einer Zeit zieht er weiter“, berichtet ein Funktionär. Selbst im Rathaus oder in den Gasthäusern ließ er sich bereits blicken. Vor ein paar Tagen besuchte er mit Kindern einen Filmabend.

Verkehrsunfall

Dass der fünf Jahre alte Kater noch dazu hart im Nehmen ist, hat er erst am Donnerstag bewiesen. Den KURIER erreichte die Nachricht, dass er in den frühen Morgenstunden von einem Auto angefahren wurde. Nach einer Operation in der Tierklinik in St. Pölten sind ihm Ruhe und eine Regenerationspause verschrieben worden.

Viel Aufmerksamkeit und Pflege bekommt er von seinem Besitzer Dominique Hackl: „Ich hoffe, dass er bald wieder auf den Beinen ist“, sagt der 23-Jährige. Manchmal mache er sich Sorgen, da er fürchte, Garfield könnte von einem Fremden mitgenommen werden. „Im Sommer kann es vorkommen, dass er erst nach zwei bis drei Tagen wieder nach Hause kommt. Später erfahre ich mal da und mal dort, wen er daheim besucht hat“, erzählt der 23-Jährige.

Die lokale Bekanntheit des Katers reicht schon so weit, dass sein Bild auf Schokotalern zu finden ist. Die hat Pater Clemens anfertigen lassen. Wer bis heute, Sonntag, den Adventmarkt in Mautern besucht, kann diese Süßigkeit dort erwerben.

Wer Garfield kennt, liebt seinen Umgang mit den tiefmenschlichen Problemen wie Langeweile, Montage oder Diäten. Genau das und vor allem sein sarkastisches Verhalten sind  die Erfolgsrezeptur für die seit 1978 erscheinende Comic-Figur  von US-Amerikaner Jim Davis.

Der Erfinder des Kultkaters nimmt in seinen Geschichten das Verhältnis von Besitzer und Haustier auf die Schaufel. Garfield ist als verfressener, fetter, fauler Kater zu sehen, der Lasagne liebt und seine Mitbewohner  ärgert. Er hat mit ihnen leichtes Spiel, da sein Besitzer ein Außenseiter und Hund Odie  von eher eingeschränktem Geisteszustand ist. Wenn Garfield nicht gerade frisst oder schläft,  sitzt er vor dem Fernsehgerät oder zerstört verschiedene Einrichtungsgegenstände.

Seit 40 Jahren sind die Comics von insgesamt 2.400 Zeitungen in 80 Ländern in 40 verschiedenen Sprachen abgedruckt worden. Wegen seiner enormen Verbreitung – auch in Serien  oder Büchern – schaffte es Garfield  als Medienphänomen 2002 ins Guinness-Buch der Rekorde.

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