Teurer Kampf um Schiene

„Zu teuer, zu unflexibel“: Viele Unternehmen bevorzugen den Transport der Güter per Lkw
Firmen setzen nach Tariferhöhung auf Lkw, Kleinregion saniert Strecke.

Klaus Reiter mag ein streitbarer Bürger sein, eines ist er aber ganz bestimmt: ein Auskenner, wenn es um die Bahn geht. Seit vielen Jahren beobachtet Reiter auch die Entwicklung der Traisentalbahn, nun hat er ein Urteil gefällt. Er sagt, dass der Transportanteil der Schiene am Transportvolumen im Bezirk noch immer sehr gering sei. "Keine Kohle, keine Sande, kein Eisen, keine Gießereizuschlagstoffe werden mehr für die beiden renommierten Betriebe (VOEST, Georg Fischer Fittings, Anm.) in Traisen auf Schiene antransportiert, alles nur mehr auf der Straße. Auch der Abtransport findet nur mehr per Lkw statt."

Dazu kommt, dass im Gölsental die Güterbeförderung per Zug überhaupt gestoppt werden musste, weil von den ÖBB alle Verladeeinrichtungen abgebaut wurden.

Dass die Bahn und die Unternehmen in vielen Fällen nicht mehr zusammenarbeiten, bestätigt auch Helmut Jedinger, Produktmanager bei Georg Fischer Fittings. "Zu teuer, zu unflexibel", sagt er. Die Anhebung der Preise durch die Rail Cargo Austria schmeckten den Unternehmern gar nicht.

Teurer Kampf um Schiene
Es hätte für den Bezirk aber noch viel schlimmer kommen können, wenn sich 2012 die Kleinregion nicht zusammengetan hätten, um die Bahnstrecke Freiland- St. Aegyd (siehe Grafik) am Neuwalde zu retten, die von der Sperre bedroht war. Dass auch die Politiker, wie es Reiter ihnen vorwirft, als Bahnbetreiber versagt hätten, wollen Bürgermeister Herbert Schrittwieser und Co. nicht auf sich sitzen lassen. Etliche Millionen Euro sollen in das Projekt gesteckt werden, allein in den kommenden Monaten sind es 400.000 Euro.

Initiative

"Wir bauen eine Brücke, versuchen die Langsamfahrabschnitte zu minimieren und erneuern die Gleisanlagen. Wir tun sehr viel für die Unternehmen", sagt Schrittwieser. Firmen wie Isoplus oder das Sägewerk Brunner-Stern würden von dieser Initiative profitieren, weil sie auf die Bahn angewiesen seien. Durch die Rettung des Streckenabschnittes habe man 4000 zusätzliche Lkw-Fahrten durch den Bezirk verhindern können.

Dennoch nimmt man bei der Wirtschaftskammer die Politik weiter in die Pflicht, um die Bahn für die Unternehmen wieder attraktiver zu machen. "Die Reduktion der Ladestellen gepaart mit der Erhöhung der Tarife hat Firmen dazu veranlasst, die Güter mit Lkw zu transportieren. Verständlich, weil sie ja betriebswirtschaftlich denken müssen. Um diese Entwicklung zu stoppen, muss aber ein Umdenken einsetzen. Da ist auch die Politik gefordert", sagt Johannes Schedlbauer.

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