Süffiger Süden

Aufbruchstimmung: Auch wenn die Steirer nicht mehr kommen, das Südburgenland ist einen Besuch wert schon des Weines wegen.

Natürlich sind sie stolz auf ihre Jungen. Dass diese gute Arbeit leisten sehen sie daran, dass "gleich zwei Reporter da sind". Da, das ist Badersdorf, im tiefsten Süden des Burgenlandes, nördlich des Eisenbergs gelegen. Da, wo sich die Füchse gute Nacht sagen. "Weil die gibt's bei uns", behauptet zumindest der 75-jährige Walter Laczlo. Seine "Kameraden" gleichen Alters, Hermann Schwarz und Johann Kummer, nicken.

Da, im Dorfwirtshaus Jalits, herrscht Einigkeit. Es sind nicht viele Gäste an diesem Donnerstagvormittag anzutreffen. Nur die, die bestellt wurden. "Wissen's, unter der Woche ist da wenig los", sagt Wirt Alfred Jalits. Dass die drei Herren am Tisch sitzen, war "wegen eich."

Scharenweise

Sie erzählen von längst vergangenen Zeiten. Auch damals - vor mehr als 40, 50 Jahren - hätten sie selbst guten Wein gemacht. Aus der Steiermark kamen die Gäste. Mit Bussen scharenweise angereist. Doch seit die südsteirische Weinstraße Furore macht, "pfeifen sie auf uns", die Steirer.

Man will neue Wege beschreiten. Einen hätte Franz Wachter, Bürgermeister von Deutsch Schützen, parat. Er denkt an ein Hotel für gleichgeschlechtliche Partner. Eine "leise" Diskussion habe es im Dorf darüber gegeben. "Für unseren Tourismus wäre es ein Gewinn." Er wird sehen, was draus wird. Investoren werden noch gesucht. Einen Betreiber gäbe es.

Ein anderes Projekt ist im Entstehen. Die alten Kellerstöckln sollen adaptiert und in Wochenend-Pensionen umgebaut werden. Von neuen Stöckln ist die Rede. "Aber da hat uns nur jemand einen Floh ins Ohr gesetzt", fürchtet Wachter.

"Hoffmanns Empfehlungen"

Wie auch immer. Im Tal der Füchse unterm Eisenberg muss sich etwas tun. Vier junge Weinbauern machen sich bereit mit "Hoffmanns Empfehlungen"(Schutzherr ist Frank Hoffmann von den Güssinger Burgspielen und ehemaliger Trailer-Moderator, Anm.): Da wäre einmal Markus Faulhammer vom Schützenhof. 13 Hektar bewirtschaftet der 24-Jährige mit seinem Vater Mike. Wenn Markus und Mike dann noch den Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon, Merlot und Pinot kuvertieren, dann kommt der Kastellan heraus. Wunderbar, würde so mancher Intendant sagen.

Mathias Jalits ist mit seinen 28 Jahren der Älteste des Quartetts. Aufmüpfig sei er, sagt Walter Laczlo. Aber das sei gut so. Die sieben Hektar Weingärten werden streng nach den Kriterien der "kontrollierten integrierten Produktion" bewirtschaftet. Das reicht. Von biodynamischem Weinbau halten alle vier nicht viel. Das sei bei ihnen, im tiefsten Süden des Landes, nicht möglich.

Da wäre noch Helmut Poller, 24 Jahre jung, Absolvent der LFS Eisenstadt und begnadeter Verteidiger beim SV Deutsch Schützen. 5,5 Hektar bewirtschaftet er mit seinen Eltern. In den kommenden Jahren soll erweitert werden.

Christoph Wachter, der vierte im Bunde. 20 Jahre jung. Der Präsenzdiener kommt aus einer Weinbaudynastie: Wiesler-Wachter - ein Begriff in der Weinwelt. Julia (Cuvée aus BF, ME, CS, Anm.,) von Wachter auf der einen Seite, Béla Jósko (Blaufränkisch) auf der Wiesler-Seite waren bereits in vieler Munde.

Die vier engagierten Winzer hoffen auf bessere Zeiten. Es müsse in einigen Jahren jeder österreichischen Gastronomiebetrieb, der etwas auf sich hält, mindestens einen Wein aus dem Südburgenland auf der Karte haben. "Dann haben wir gewonnen." Richtig, das sagte Mathias Jalits. Der Aufmüpfige.

Gastronomie - Regionale Produkte unter der Haube

Die Region rund um den Eisenberg wird gerne mit dem Piemont oder auch mit der Toskana verglichen. Beide Vergleiche hinken. Denn Italien ist Italien, und das Südburgenland ist das Südburgenland. Wahr jedoch ist, dass die Gastronomie im Landessüden stets kritisiert wurde.

Mit den vier Haubenlokalen "Traube" (Bad Tatzmannsdorf), "Gasthaus Csencsits" (Harmisch), "Wachter-Wieslers Ratschen" (Deutsch Schützen) und dem "Gasthof Zum alten Weinstock" (Rudersdorf) kam Bewegung ins Land. Alle vier haben eines gemeinsam: Sie wollen die heimischen Produkte - ob Kürbis oder Schweinefleisch, Rind oder Fisch - "in höchster Qualität und Kreativität" verarbeiten, sagt etwa Thomas Wachter vom Ratschen.

Eine Verbindung zwischen Tradition und Innovation zu schaffen, sei das Ziel. Jürgen Csencsits - zuletzt Küchenchef in Eselböcks "Taubenkobel" - will "den höchsten Genuss auf gut burgenländisch" bieten. Er möchte "niemals abgehoben, aber stets gehoben" agieren. Für künftige Freunde des Südburgenlandes sei dies eine Empfehlung. Die Zukunft verspricht Wohltuendes.

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