Die gebürtige Waldviertlerin Barbara Reiberger-Calas, deren Oma in der Fabrik gearbeitet hat, und ihr Mann David Calas haben das Stück Waldviertler Textilgeschichte 2022 gekauft. Zu diesem Zeitpunkt war den beiden Architekten noch nicht klar, was damit passieren sollte – nur, dass es keinen Abriss geben würde. „Wir wollen hier etwas machen, das auch von der Bevölkerung angenommen wird, etwas das gebraucht wird“, erklärte Reiberger damals beim KURIER-Lokalaugenschein. Jetzt gibt es eine klare Vision: „Wir wollen junges Leben in alte Mauern bringen“, sagt David Calas.
Der vordere Trakt des Fabriksgebäudes soll zu Wohnraum werden. „Wir wollen mit der Fabrik eine Alternative zum alleinstehenden Einfamilienhaus im Grünen bieten“, erklärt Reiberger-Calas, für sie und ihren Mann ist klar, dass der Trend zum Einfamilienhaus nicht zukunftsträchtig ist und dadurch auch die Ortskerne immer unbelebter werden.
Auf der Suche nach Interessenten
Nachdem die beiden die Immobilie erworben hatten, starteten sie mit einem Bürgerbeteiligungsprozess – es wurden Fragebögen ausgegeben und „Bürgerinnencafés“ im Gemeindeamt organisiert. „Das Thema Wohnen ist ganz oft gefallen, aber auch Gastronomie – im Ort würde man sich ein Gasthaus wünschen“, fasst die 34-Jährige die Ergebnisse zusammen. Dass es ein Gasthaus wird, habe sie aber von vornherein ausgeschlossen, sie und ihr Mann hätten sich auch eine Co-Working-Nutzung vorstellen können. „Das war aber dann nicht gefragt“, so Calas. Generell sei das Interesse an der Textilfabrik in der Bevölkerung und darüber hinaus sehr groß gewesen. Nun soll der vordere Bereich als Wohnraum nutzbar gemacht werden. „Zwischen acht und zwölf Personen könnten Platz finden. Es kommt darauf an, wer hier einmal einziehen möchte und wie das Wohnen gestaltet wird“, erklärt der 40-Jährige. Er meint damit, dass es nicht gesetzt sei, dass es die klassische Wohnform mit zwei oder vier Personen in einer Einheit bzw. Wohnung ist. „Vielleicht gibt es auch Dynamiken mit geteilten Flächen, etwa der Küche oder dem Wohnzimmer.“ Generell möchte das Paar eine Kultur des Teilens forcieren – nicht jeder brauche etwa eine eigene Waschmaschine oder Werkstatt, sind sie überzeugt.
Die beiden suchen nun nach Menschen, die ihren Hauptwohnsitz in die Textilfabrik im 590-Seelen-Ort Hirschbach verlagern und Teil einer Baugruppe werden möchten. Deshalb starten sie nun eine Veranstaltungsreihe für Interessierte, wo Wohnvisionen und Wohnbilder nach eigenen Bedürfnissen und für Gemeinschaftsräume kreiert werden können. Der Startschuss fällt am 10. Mai (10.30 – 16.30 Uhr).
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