Streit um Pferd wird zum Krimi

„Negro“ ist der Liebling der Kinder beim Wiener Neustädter Reitverein. Nachts muss er bewacht werden.
Immer wieder treten Probleme mit Pferden aus Osteuropa auf. In Wiener Neustadt muss ein Tier jetzt sogar bewacht werden.

Diebstahl, fehlende Papiere, Drohungen – auch die scheinbar heile Welt der Pferdefreunde hat ihre Schattenseiten. "Es kommt immer wieder vor, dass Pferde ohne Dokumente oder mit gefälschten Papieren auftauchen", bestätigt Monika Hatsy. Sie bearbeitet beim Österreichischen Pferdesportverband (OEPS) entsprechende Fälle.

Vor allem bei Tieren, die aus Ungarn oder Rumänien nach Österreich kommen, sei die Herkunft oft unklar. Manchmal soll sie bewusst verschleiert werden. Sogar Fälle von gefälschten Brandzeichen sind schon aufgetaucht.

Entführungsdrohung

Aktuell beschäftigt unter anderem ein Fall aus Wiener Neustadt den Verband. Um den zwölfjährigen Wallach "Negro" entwickelte sich in den vergangenen Wochen ein regelrechter Krimi. Rund um die Uhr muss er in seinem Stall in Wiener Neustadt bewacht werden.

Eine Ungarin behauptet, das Pferd gehöre ihr. Sie droht, es zurückzuholen – wenn nötig gegen den Willen des Neustädter Reitvereins. Eine Drohung, die sie am Donnerstag in die Tat umsetzen wollte, als sie mit einem Pferdeanhänger in Wiener Neustadt auftauchte. Die Polizei erklärte ihr aber, dass sie einen Gerichtsbeschluss brauche.

"Negro ist der Liebling der Kinder", meint Verena Zach, Obfrau des Neustädter Reitvereins. Majestätisch mit seinem glänzend schwarzen Fell, gutmütig, zuverlässig. Das ideale Pferd für den Schulbetrieb, für Kinder und Jugendliche, unsichere oder ältere Reiter.

Die Geschichte des Wallachs ist aber fast typisch: Der Verein hat ihn von einem bekannten Reitstall im Burgenland gekauft, der "Negro" wiederum von einem Händler im ungarischen Kapuvar erworben hat. Oder besser: Ihn befreit hat. In erbärmlichem Zustand war "Negro" Damals. Statt der üblichen 600 Kilo wog er nur 400; vom Liegen auf dem Beton hatte er wunde Stellen. Papiere hatte er keine.

Im Burgenland wurde das Pferd gechippt und aufgepäppelt. Dass es sich bei "Negro" um ein gestohlenes Pferd handeln könnte, fiel erst auf, als der Wiener Neustädter Verein einen Pferdepass – eine Art Personalausweis fürs Pferd – beantragte.

Drohung

Wiederholt musste der Antrag für den OEPS nachgebessert werden. Rund ein Jahr, nachdem er gestellt wurde, kam plötzlich eine eMail von der ungarischen Pferdepassbehörde:Negro sei das 2013 gestohlene Pferd "Bogár". Das Brandzeichen am Hals würde das bestätigen. Wenig später folgte die Drohung der Besitzerin. Seither wird "Negro" nachts von Stallburschen bewacht.

In Wiener Neustadt sieht man sich jedenfalls auch juristisch im Recht. Zach: "Wir haben das Pferd von einem Unternehmer im gewöhnlichen Betrieb seines Unternehmens erworben – und somit gutgläubig das Eigentum an Negro." Deshalb würde man es auch auf ein Gerichtsverfahren ankommen lassen.

Dass man beim Kauf vom Reitstall keinen Pferdepass erhalten habe, spielt keine Rolle: Der Pferdepass hat seinen Ursprung in der Lebensmittelsicherheit – er gibt Auskunft darüber, ob das Tier zum Verzehr bestimmt ist. Eine Eigentumsurkunde ist er nicht.

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