Streit mit Security: Polizist aus NÖ zückte in Wiener Lokal ein Messer

GEISELNAHME IN NIEDERÖSTERREICH: PK POLIZEI UND ROTES KREUZ
Niederösterreichs Landespolizeidirektor spricht nach dem zweiten schweren Zwischenfall von "Null Toleranz". Beschuldigter hatte 2,58 Promille.

„Wer eine Polizeiuniform trägt, muss wissen, wie er sich in seiner Freizeit zu verhalten hat. Das trichtern wir den jungen Beamten schon in der Polizeischule ein“. Niederösterreichs Polizeidirektor Franz Popp hat 5.500 Beamte im Bundesland zu befehligen. Für disziplinäre Fehltritte fehlt ihm jedes Verständnis.

Und davon gibt es derzeit genug. Nachdem, wie vom KURIER berichtet, zwei betrunkene Polizisten am 18. September in Wiener Neustadt nach einer durchzechten Nacht einen Raubüberfall begangenen haben sollen, gab es am 20. September den nächsten Eklat, der nun ans Licht der Öffentlichkeit gelangt.

Nerven verloren

Ein 25-jähriger Polizist, der im Bezirk Mödling seinen Dienst versieht, soll in Begleitung seiner Freundin in einem Nachtlokal in Wien-Alsergrund nach einem Streit mit dem Sicherheitspersonal die Nerven verloren und ein Messer gezückt haben. Er soll damit die Mitarbeiter der Disco bedroht und den starken Mann gespielt haben.

Doch dem nicht genug. In der Polizeimeldung zu dem Vorfall von der Landespolizeidirektion Wien, die dem KURIER vorliegt, heißt es: "Anschließend soll der Mann geflüchtet sein. Er konnte im Zuge einer Sofortfahndung angehalten werden. Bei einer Personendurchsuchung konnte ein Messer sichergestellt werden."

Streit mit Security: Polizist aus NÖ zückte in Wiener Lokal ein Messer

Landespolizeidirektor Franz Popp

Bei der späteren Einvernahme leugnete der Verdächtige jedoch, dass die Waffe bei dem Streit im Nachtlokal im Spiel war. Womit er nicht gerechnet haben dürfte: Alles wurde von einer Videoüberwachung des Lokals aufgezeichnet. Dieser Mitschnitt belastet nun den Polizeibeamten. Die Aufnahmen zeigen ihn eindeutig mit einem Messer in der Hand.  Die Ermittlungen laufen wegen des Verdachts der Nötigung und gefährlichen Drohung. Ein Alko-Vortest ergab bei dem Polizisten einen Messwert von 2,58 Promille. 

Kein Pardon

„Es gibt in solchen Fällen Null Toleranz. Wir sind als Polizei dazu da, strafbare Handlungen zu verhindern oder aufzuklären. Wenn ein Polizist selbst solche Handlungen setzt, gibt es kein Pardon“, erklärt Popp. Besonders alkoholisierte Fehltritte seien für Beamte ein „No-Go“. „Das bläuen wir ihnen schon beim Eintritt ein“. Ob die nun bekannt geworden Fehltritte von Polizisten auf den Mangel an Nachwuchs bei der Exekutive und einer möglicherweise zu umsichtigen Aufnahme junger Kollegen in den Polizeidienst, zurückzuführen seien? Die Antwort von Popp ist eindeutig. "Nein."

Polizist will Polizist bleiben

Gegen den Verdächtigen wurde von der Landespolizeidirektion NÖ sofort eine vorläufige Suspendierung ausgesprochen. Der Mann geht rechtlich dagegen vor. Ebenso wie sein 24-jähriger Kollege aus demselben Bezirk, der Beteiligter bei dem Raub in Wiener Neustadt gewesen sein soll.

Brisant im Fall des 25-Jährigen, der den Security mit einem Messer attackiert haben soll: Gegen ihn wurde ein vorläufiges Waffenverbot ausgesprochen.

Bei der "besoffenen Geschichte" am 18. September in Wr. Neustadt sprachen ein 22-jähriger Polizist aus der Stadt und der 24-jährige Kollege aus dem Bezirk Mödling nach einer Lokaltour zwei junge Burschen (17 und 18 Jahre) an. Sie wollten ein Päckchen des Oraltabaks Snus von ihnen. Was der 17- und der 18-Jährige verweigerten. Die vier, offenbar angetrunkenen Männer, gerieten in Streit. Der damit endete, dass der 22-Jährige dem 18-Jährigen den Tabak entriss und die Flucht ergriff. Während der 24-Jährige lautstark mit den Burschen weiterdiskutierte.

Strafverfahren

Der Rest ist aktenkundig, die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelt. Der jüngere Beamte ist bereits freiwillig aus dem Polizeidienst ausgeschieden. Nach dem Strafverfahren werden die dienstrechtlichen Konsequenzen abgehandelt. „Solche Fälle sind leider sehr betrüblich, weil wir gerade jetzt dringend Personal brauchen“, erklärt Popp.

Kommentare