Streit auf Kosten der Herzpatienten

Manfred Bant kann wieder lachen: Herstellerfirma übernimmt Kosten für tragbaren Herzschrittmacher.
Volksanwalt kämpft um einheitliche Gebührenübernahme für tragbaren Defibrillator.

Eigentlich könnte sich Herzinfarktpatient Manfred Bant aus Behamberg, NÖ, freuen. Weil weder die nö. Gebietskrankenkasse noch die oö. Gesundheits- und Spitals-AG als zuständiger Krankenhausträger die Mietkosten für seinen tragbaren Defibrillator ("Lifevest") zahlen will, hat sich die Herstellerfirma "Zoll CMS Medical" bereit erklärt, die Rechnung zu begleichen.

Doch genau das bereitet dem 44-jährigen Familienvater Sorgen. Bant befürchtet, dass sich das europaweit tätige Unternehmen aus dem österreichischen Markt zurückziehen könnte, wenn keiner die Kosten übernehmen will, was laut Auskunft der Firma ein ernst zu nehmender Gedanke ist. "Das hätte dann Folgen für viele weitere Herzpatienten in Österreich", betont Bant. Auch Volksanwalt Günther Kräuter will endlich eine klare Lösung mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger finden.

Bants Herzinfarkt im Oktober 2013 machte den Streit zwischen Krankenkasse und Krankenhausträger um die Finanzierung einer Debrillatorweste erstmals öffentlich. Um die Wartezeit bis zum Implantieren eines Schrittmachers nicht im Spital verbringen zu müssen, was zirka 1000 Euro pro Tag kostet, trug der 44-Jährige auf Anraten seiner Spitalsärzte fünfeinhalb Monate die Lifevest (Tagesgebühr etwa 70 Euro). Die erkennt sofort Herzrhythmusstörungen und im Notfall eigenständig einen Behandlungsschock abgeben kann. Nach seiner erfolgreichen Herzoperation im vergangenen März, bei der ihm ein Schrittmacher eingesetzt wurde, saß der Schock erneut tief, als Bant die Rechnung für die Lifevest präsentiert bekam. Sowohl die nö. Gebietskrankenkasse als auch die oö. Gesundheits- und Spitals-AG weigern sich, die Mietkosten von fast 11.000 Euro zu zahlen.

Reaktion

Die Kostenübernahme für das Produkt ,Lifevest‘ falle – nach einem Beschluss der leitenden Ärzte der Sozialversicherungsträger – nicht in den Aufgabenbereich der Sozialversicherung, sondern sei Bestandteil der Leistung eines patientenführenden Krankenhauses, schreibt Ilse Schindlegger, Ombudsfrau der nö. Gebietskrankenkasse, in einer Stellungnahme. Für die oö. Gesundheits- und Spitals-AG stellt die Lifevest hingegen einen Heilbehelf wie etwa Krücken dar, dessen Kosten vom Sozialversicherungsträger zu zahlen seien: "Von manchen Krankenversicherungsträgern werden die Mietkosten bereits übernommen", weiß Jutta Oberweger, Sprecherin der oö. Spitals-AG. Daher hofft sie, "dass die Krankenversicherungsträger geschlossen die Kosten für den tragbaren Defibrillator übernehmen." Der Einsatz ermögliche die rasche Rückkehr der Patienten in ein häusliches Umfeld, ohne das Risiko einer lebensbedrohlichen Komplikation einzugehen, so Oberweger.

Aus Sicht des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger ist die Sache "an sich geregelt. Die Krankenkassen zahlen ohnehin eine Pauschale an die Spitäler", sagt ein Sprecher. Das lässt Volksanwalt Günther Kräuter nicht gelten: "Der Hauptverband ist gefordert, für einheitliche Richtlinien in ganz Österreich zu sorgen, bevor sich die Herstellerfirma aus dem österreichischen Markt zurückzieht." Kräuter will bis Herbst Ergebnisse sehen.

Bisher wurden in Österreich 160 Herzpatienten mit einem tragbaren Defibrillator der Firma „Zoll CMS Medical“ ausgestattet. „Bei 150 Patienten haben wir die Mietkosten selber übernommen. Das machen wir, um ein neues medizinisches Produkt auf dem Markt zu etablieren“, sagt Friedrich Redl, Gebietsleiter der Firma Zoll CMS Medical in Österreich.

Redl kann nicht nachvollziehen, warum österreichische Krankenkassen die Kostenübernahme noch immer verweigern. „Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist der Einsatz der ’Lifevest’ eine günstige Alternative zum Spitalsbett“, erklärt Redl, der lobend die nö. Landesklinikenholding und die Bauernkrankenkasse nennt: „Die haben die Kosten-Nutzen-Rechnung kapiert.“ Da Zoll CMS Medical bereits mehr als eine Million Euro in die Markteinführung investiert hat, glaubt Redl, dass sich die Firma aus Österreich zurückziehen wird, „wenn es nicht bald eine Lösung gibt“, betont er.

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