Stift Melk: Streit um Lustbarkeit der Mönche beendet

Abt und Bürgermeister einig: Wachau-Juwel muss künftig weniger Abgaben zahlen.

Die Rivalitäten der bekannten Romanfiguren Don Camillo und Peppone hätten für die Reibereien rund um eines der bekanntesten Stifte Österreichs Pate stehen können.

Viele Monate belastete der Zwist um Gemeindeabgaben das Verhältnis zwischen den Mönchen und der Stadt Melk. Nun ist der Streit beigelegt: Das Wachau-Juwel, das jedes Jahr von mehr als einer halben Million Touristen aus aller Welt besucht wird, muss künftig weniger Lustbarkeitsabgabe (Steuer auf Veranstaltungen und Eintrittspreise) entrichten. Dass die Stadt seit Juli einen neuen Bürgermeister hat, dürfte bei der Einigung eine wichtige Rolle gespielt haben.

Für die Jahre 2014 bis 2016 habe man 2017 insgesamt 1,7 Millionen Euro an Lustbarkeitsabgabe an die Gemeinde entrichtet, erinnert der Melker Abt Georg Wilfinger an die Vorgeschichte. Der Betrag war von der Stadt unter Exekutionsandrohung eingetrieben worden. Obwohl es, so Wilfinger, die Zusage gegeben habe, das Stift müsse für diesen Zeitraum nichts zahlen oder bekäme das Geld von der öffentlichen Hand ersetzt.

„Wir mussten für die Zahlung einen Kredit aufnehmen und haben deshalb sogar unsere Renovierungsarbeiten einstellen müssen“, erzählt der Abt. Und das obwohl aktuell mit der Renovierung der berühmten Bibliothek und der Sanierung der markanten Stiftskuppel zwei Großprojekte um insgesamt zwölf Millionen Euro anstehen.

Für das Jahr 2017 hat die Stadt dem Stift dann weitere 600.000 Euro Lustbarkeitsabgabe vorgeschrieben – 17,5 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten. Auch diese Summe haben die Mönche bezahlt, danach den Abgabe-Bescheid aber beeinsprucht. Seitdem herrschte zwischen Rathaus und Stiftsfelsen nahezu Funkstille – bis im heurigen Juli der 31-jährige Patrick Strobl zum neuen Melker Bürgermeister gewählt wurde. Er suchte das Gespräch mit dem Abt. Ergebnis ist eine Einigung, die der Gemeinderat und die Versammlung der Melker Benediktiner bereits abgesegnet haben.

Demnach wird das Stift Melk ab 2019 nur noch 7,5 Prozent Lustbarkeitsabgabe bezahlen. Im Gegenzug, zieht Abt Georg den Einspruch gegen den 2017er-Bescheid zurück und wird auch für 2018 noch den alten Prozentsatz bezahlen.

Kooperation

Der Konsens stelle einen „guten und gangbaren Weg“ dar und sei ein „wichtiger Schritt in die Zukunft“, wie Strobl und Wilfinger am Freitag betonten. Überhaupt will man künftig eng kooperieren. Nach Ende des Abgabenstreits werden nun weitere „Altlasten“ aufgearbeitet – dabei geht es in erster Linie um Grundstücksangelegenheiten. Gemeinde und Stift wollen sich ab sofort bei der Siedlungsentwicklung und Betriebsansiedlung im Süden der rund 5500 Einwohner zählenden Bezirkshauptstadt abstimmen. Konkret geht es um die Bereitstellung von mehr als 350.000 Quadratmetern Wohnbaugrund und knapp 745.000 Quadratmeter Firmenfläche. Strobl: „Es geht um die Zukunft der Stadt Melk.“

Matthias Hofer

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