"Abgrundtief grauslich": Haftstrafe für Stalker nach Psychoterror

Brennendes Haus im Bezirk St. Pölten
Ein 43-jähriger hat seine unerwiderte Liebe in eine gefährliche Obsession verwandelt. Über Monate stalkte er eine Kollegin, jetzt wurde er verurteilt.

Von Justizwachebeamten begleitet und in Handschellen betritt der Angeklagte am Donnerstag den Verhandlungssaal im Landesgericht St. Pölten. Früher in einer Leitungsfunktion an einer renommierten Bildungseinrichtung in der Landeshauptstadt tätig, ist er nun im Gefängnis für Arbeiten aller Art zuständig.

Die Opfer seiner Taten dürften froh sein, dass sich der 43-Jährige seit Monaten hinter Gittern befindet, denn die psychische Belastung war für sie enorm.

Perfider Plan

Es gibt viele Anklagepunkte gegen den Mann. Es geht unter anderem um beharrliche Verfolgung, Sachbeschädigung, Brandstiftung und gefährliche Drohung. Der Mann soll besonders perfide vorgegangen sein – er war nicht nur Täter, er machte sich auch zum Opfer.

Dann erzählt er die ganze bizarre Geschichte, die selbst erfahrene Ermittler fassungslos machte.

Auslöser, so der Angeklagte, sei die Liebe zu einer Mitarbeiterin gewesen. Man habe Zeit miteinander verbracht, sich unzählige Nachrichten geschrieben. Allerdings war diese Liebe nur einseitig. Die Frau mochte ihn, aber nicht mehr. Dazu kam, dass sie schließlich jemanden kennenlernte – einen Partner, mit dem sie tatsächlich eine Bindung eingehen wollte.

GPS-Sender angebracht

Das verkraftete der 43-Jährige nicht, und er schmiedete einen Plan. Er stellte der Frau und ihrem Freund nach, gab aber gleichzeitig vor, selbst verfolgt zu werden. Er brachte an ihrem Auto einen GPS-Sender an – an seinem aber auch. So wollte er mit ihr ebenfalls eine Bindung eingehen: Du wirst verfolgt, ich auch.

"Es hat auch ganz gut funktioniert, aber es war natürlich wie in einem schlechten Theater“, gab der Angeklagte, der laut einer Gutachterin an einer Persönlichkeitsstörung leidet, beim Prozess zu Protokoll.

Die kriminellen Aktionen des Stalkers, der von Top-Anwalt Rudolf Mayer vertreten wird, wurden schließlich immer intensiver. Am Schulweg der Tochter des Opfers brachte er sexualisierte Bildmontagen der Betroffenen an. "Abgrundtief grauslich“, nennt der Richter am Mittwoch das Vorgehen.

Er nutzte sein Wissen, das er sich in seinem Beruf angeeignet hatte, für seine Taten und verschickte Drohmails von nicht rückverfolgbaren Adressen.

Schuppen angezündet

Der 43-Jährige blieb weiter in seiner Opferrolle. Das Ganze ging so weit, dass er im Pielachtal (Bezirk St. Pölten) einen Schuppen anzündete. Im Haus daneben lebten er und sein Vater. Auch diesen Brand plante er im Vorfeld. Er machte sich im Internet schlau, wie man Brandstiftung verschleiern könnte.

Schließlich stellte er eine Kerze auf brennbares Material und zündete den Docht an. Dann fuhr er zu einer Feier. Doch der Plan misslang – vorerst. "Ich kam zurück und war selbst überrascht, wie lange es dauert, bis eine Kerze niederbrennt“, erzählt er. Dennoch setzte er seinen Plan in die Tat um. Der Schuppen fing Feuer, die Einsatzkräfte mussten ausrücken.

Dann verfasste er ein Mail an das Opfer und kündigte an, dass es auch auf ihrem Anwesen brennen werde. Schließlich wurde er von Beamten des Landeskriminalamts Niederösterreich verhaftet. Der 43-Jährige legte ein umfassendes Geständnis ab, das er bei dem Prozess noch einmal wiederholte.

Strenges Kontaktverbot

Das Urteil war deshalb auch rasch gefällt: 24 Monate Haft, 16 Monate davon wurden bedingt ausgesprochen. Die Vorhaft seit Juli wird dem Mann angerechnet. Zudem sprach der Richter ein strenges Kontaktverbot aus; eine Psychotherapie muss der Niederösterreicher ebenfalls absolvieren.

Der Angeklagte, der laut der Staatsanwältin sogar noch in der Untersuchungshaft versucht haben soll, mit dem Opfer Kontakt aufzunehmen, wird also bald wieder in Freiheit sein. Sollte er aber wieder Briefe oder telefonische Nachrichten an die Frau oder ihren Partner schreiben, muss er sofort wieder ins Gefängnis.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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