Liebe, Hass und Flammen: Der bizarre Fall eines Stalkers aus NÖ

Der Beschuldigte hatte das Feuer selbst gelegt
Beruflich war der 43-Jährige ein hoch angesehener Mann, tätig in einer großen Bildungseinrichtung in St. Pölten. Und hier, an seinem Arbeitsplatz, endete auch die Karriere des Niederösterreichers. Am 4. Juli 2025 wurde der Mann von Beamten des Landeskriminalamtes NÖ (LKA) festgenommen und abgeführt.
Am 8. Oktober muss sich der Beschuldigte am Landesgericht St. Pölten verantworten. Verhandelt wird ein Fall, den selbst erfahrene Ermittler als bizarr und außergewöhnlich bezeichnen. „Bis zuletzt“, sagt ein Beamter im Gespräch mit dem KURIER, „hat er alles versucht, um seine Täterschaft zu verschleiern. Doch wir kamen ihm auf die Schliche.“
Immer mehr Drohschreiben
Rückblick: Seit Februar 2025 wurden bei der Polizeiinspektion Rabenstein an der Pielach (Bezirk St. Pölten) immer neue Fälle von beharrlicher Verfolgung und Sachbeschädigung angezeigt.
Unbekannte hatten GPS-Sender an Autos angebracht, Fahrzeuge mit Lebensmitteln beschmiert und sogar Nägel unter Reifen gelegt. Die Opfer erhielten Drohschreiben, und im Mai steigerte sich die Intensität: Fast täglich trudelten Drohmails von nicht rückverfolgbaren Adressen ein.
Massiver psychischer Druck
Besonders perfide: Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) wurden sexualisierte Bildmontagen der Betroffenen erstellt, versehen mit Telefonnummern und Adressen, und in St. Pölten sowie im Bezirk St. Pölten-Land öffentlich platziert. Zudem bestellte der Täter in fremdem Namen Unterwäsche und Sexspielzeug bei Onlinehändlern – wodurch nicht nur massiver psychischer Druck, sondern auch ein finanzieller Schaden entstand.
Gestalkt haben soll der 43-Jährige im Liebeswahn eine Frau und deren Bekannte.
Im Juni erreichten die Drohungen eine neue Eskalationsstufe: Der Täter kündigte in E-Mails Brandanschläge an. Wenige Tage später, am 29. Juni gegen 17 Uhr, kam es tatsächlich zu einem Feuer an der Wohnadresse des vermeintlichen Opfers im Pielachtal. Ein Nebengebäude und ein Wintergarten brannten vollständig aus; nur dank der Feuerwehr und couragierter Anrainer konnte Schlimmeres verhindert werden.
Mann kam in Untersuchungshaft
Ein Brandsachverständiger stellte rasch fest: Es handelte sich um vorsätzliche Brandstiftung. Kurz darauf folgten weitere Drohmails, in denen neue Brände angekündigt wurden.
So weit sollte es aber nicht mehr kommen: Der wahre Täter konnte ausgeforscht werden. In den Einvernahmen gestand der Beschuldigte schließlich alles. Er kam in Untersuchungshaft.
Die Anklage gegen den Mann liegt mittlerweile vor. Es gibt gleich mehrere Straftatbestände, die die Staatsanwaltschaft gegen den Niederösterreicher erhebt: Es geht um beharrliche Verfolgung, gefährliche Drohung, Brandstiftung und die Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung. Im Falle einer Verurteilung droht dem 43-Jährigen eine mehrjährige Haftstrafe.
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