Junge Firmen in alter Fabrik: Start-ups beleben Mödlinger Ruine

Junge Firmen in alter Fabrik: Start-ups beleben Mödlinger Ruine
Das Leiner-Areal neben der Bahn soll mit Büros und Wohnungen revitalisiert werden. Die Anrainer fürchten, unter die Räder zu kommen.

Die Industrieruine mitten in Mödling ist kein Schmuckstück.

Seit Jahrzehnten ist die Ex-Schuhfabrik und späteres Leiner-Zentrallager dem Verfall preisgegeben. Graffitis zieren die Wände, Fenster sind eingeworfen. Und zu Füßen der dreigeschoßigen Halle liegt der Parkplatz für das nahe Krankenhaus Mödling.

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Beton prägt derzeit das Stadtbild

Dass die Halle saniert und das Areal mit Büro- und Eventräumen, Ateliers und Wohnungen belebt werden soll, könnte also für Freude im Grätzel Schöffelstadt sorgen. Doch stattdessen sorgt das mögliche Projekt für Ärger bei den Anrainern. Denn wo jetzt noch 140 Autos parken sollen bis zu 60 Wohnungen entstehen. Der Parkplatz verschwindet in einer Tiefgarage.

Parkplätze gesucht

„Wir ersticken eh jetzt schon im Verkehr“, echauffiert sich Wilhelm K. Und er hat nicht unrecht. Tatsächlich leiden die Anwohner seit Jahren unter Parkplatznot bedingt durch Spitalsbesucher, die sich das Geld für den kostenpflichtigen Parkplatz sparen wollen. Sogar bis zur Ortsgrenze der benachbarten Gemeinde Maria Enzersdorf würden die Sparfüchse parken, berichtet Eva W.

Und auch die SPÖ kritisiert, dass die Anrainer nach den jahrelangen Belastungen im Zuge des Krankenhausneubaus bald wieder unter einer Baustelle leiden würden. Zudem fürchten die Anwohner den Verlust von Grünraum.

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Anrainer fürchten, dass Bäume dem Projekt zum Opfer fallen

„Man braucht nichts beschönigen. Natürlich wird sich etwas tun, was Belebung und Verkehr betrifft“, räumt der Stadtrat für Stadtentwicklung, der Grüne Rainer Praschak, ein.

Allerdings brauche es in Mödling günstigen Wohnraum und junge Menschen, die zuziehen. „Wir haben eine massive Überalterung in Mödling. Zwischen 2001 und 2018 hat der Anteil der Menschen über 65 Jahre um zehn Prozent zugenommen“, sagt er. Die Zahl der Bewohner unter 35 aber sei entsprechend kleiner geworden.

Für junge Kreative

Ein solches Angebot für junge Leute soll eben am Leiner-Areal entstehen. Von den bis zu 60 Wohnungen soll ein Drittel gefördert werden. Die ehemalige Fabrik soll von CityArtLoft revitalisiert werden. Die Projektentwickler haben bereits der Wiener Ankerbrotfabrik neues Leben eingehaucht.

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Graffitis und Verfall: Projektentwickler CityArtLoft soll helfen

Laut Praschak sollen vor allem Räumlichkeiten für die Kreativindustrie und Start-ups errichtet werden, und auch eine Veranstaltungshalle für 200 Menschen samt Gastro soll einziehen. Die bestehenden 140 Stellplätze sowie etwa ein Parkplatz pro Wohnung finden in der Tiefgarage Platz.

Begrünung ist ein Anliegen

Dass die Schöffelstadt „zubetoniert“ wird, will Praschak so nicht stehen lassen. So sollen etwa die Wohnhäuser über begrünte Flachdächer verfügen. „Wenn man das nicht will, wird sich kein Investor finden. Dann haben wir eine versiegelte Fläche mit Parkplätzen an der Oberfläche und eine Ruine.“ Natürlich werde die Stadt bei einem etwaigen Widmungsverfahren eine Begrünung verhandeln.

Areal gehört dem Land NÖ

Denn Eigentümer des Areals ist das Land NÖ. Dieses wollte die ehemalige Schuhfabrik eigentlich abreißen, doch der seit 2011 geltende Denkmalschutz machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Damit ist eine Entwicklung des Gebiets natürlich nicht ganz einfach.

Tatsächlich freuen sich auch einige Anrainer über die Sanierung der Industrieruine in ihrer Nachbarschaft. „Besser als so. Von Wohnungen haben die Leute mehr“, sagt etwa Sabina V., und auch Sophie F. meint: „Für uns ist eher das Krankenhaus ein Problem.“

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Sabina V. sieht das Projekt positiv

Auch Praschak kann die Sorgen der Anrainer betreffend der Parkplatzproblematik verstehen. Und er räumt ein: Eine Parkraumbewirtschaftung wäre sinnvoll. „Das muss aber von den Anrainern gewünscht werden.“

Noch ist das Projekt aber ohnehin Zukunftsmusik. Der Verkauf ist noch nicht über die Bühne gegangen. Einfluss hat die Stadt lediglich als Widmungsbehörde.

Wiener Neustadt

Auch in Wiener Neustadt ist der Verkauf des geschlossenen Leiner-Möbelhauses in der Innenstadt immer noch ein brennendes Thema. Wie berichtet, bemüht sich ein Bauunternehmer aus der Region um den Zuschlag der Signa-Gruppe von Unternehmer René Benko. Geplant sind bis zu 40 Wohneinheiten und Geschäftslokale sowie ein Markt im verglasten Erdgeschoß. Die Stadt Wiener Neustadt hat das Projekt allerdings in Höhe und Baudichte beschränkt. Daher wird noch die Wirtschaftlichkeit geprüft.

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